Der Ball ist rund: Noch 40 Tage bis zur Fußball-WM der Herren

… aber noch 420 Tage bis zur Fußball-WM der Frauen

Vom 11.Juni bis 11.Juli finden die 19.Fußball-Weltmeisterschaften der Herren statt. Vor 80 Jahren, 1930, gab es dabei die ersten Welt-Titelkämpfe in Uruguay und der damalige Gastgeber wurde auch Weltmeister.

Die meisten Titel gingen indes bis 2006 an Brasilien, das insgesamt fünfmal triumphierte. Aber auch Deutschland kann mit seiner „ewigen WM-Bilanz“ mehr als zufrieden sein: Elfmal erreichten DFB-Mannschaften ein WM-Halbfinale, so oft wie kein anderes Team. Unvergessen bleiben aber vor allem die WM-Gewinne von 1954, 1974 und 1990.

Wesentlich jünger ist hingegen die Fußball-WM-Geschichte bei den Frauen, die erst 1991 weltmeisterlich an den Fußball ran durften, obwohl die Geschichte des Frauen-Fußballsportes ebenfalls weitreichend ist. So bildete sich in Deutschland, im Fußball-WM-Jahr der Herren 1930, der erste Damen-Fußballverein in Frankfurt.

DDR-Olympiaauswahl 1976Da Fußball und Frauen aber damals nicht in das „gesellschaftliche Bild“ passte und sich die Fußball-Herren auch später nicht so richtig mit Fußball spielenden Frauen anfreunden konnten – was letztendlich bis Ende der 1960er Jahre auch für andere Sportarten galt, in denen Frauen WM-Ehren versagt blieben – änderte sich das sportive Frauen-Bild in Ost und West insbesondere in den 1970er Jahren. In der DDR entstand 1968 mit der BSG Empor Mitte Dresden der ersten Frauen-Fußball-Verein.

Im Jahre 1971 wurde in der heutigen Bundeshauptstadt der erste Verbandsmeister der Bundesrepublik ausgespielt.

Erst 1984 fand die erste Frauen-Fußball-EM statt. Sieben Jahre später folgte die erste Frauen-Fußball-WM. Bei den bisherigen Frauen-WM-Turnieren sicherten sich Deutschland und die Vereinigten Staaten je zweimal den WM-Titel, einmal waren die Norwegerinnen erfolgreich.

… Im kommenden Jahr, vom 26.Juni 2011 bis 17.Juli 2011, gibt es nun Teil zwei des deutschen Fußball-Sommermärchens, das WM-Turnier für die Frauen. Die deutschen Damen möchten dabei ihren WM-Titel verteidigen …

Präsidentin des Organisationskomitees der Fußball-WM 2011 ist Steffi Jones, die ihre großen internationalen Erfolge zwischen 1993 und 2007 feierte, mit drei EM-Titeln, WM-Gold 2003 und zweimal Olympia-Bronze 2000/2004.

Nachgefragt bei Steffi Jones …

„Die Frauen-WM in Deutschland wird ein Meilenstein in der Entwicklung des Frauenfußballs weltweit sein …“

Frage: In mehr als einem Jahr beginnt die Endrunde der Frauen-Fußball-WM 2011 in Deutschland. Sind Sie schon „heiß“ auf diese Titelkämpfe? Wie ist der Stand der Vorbereitungen – alles im „grünen Bereich“? Und …Welcher Part ist schwieriger: Sich aktiv als Spielerin auf ein Fußball-Turnier vorzubereiten oder „nur“ organisatorisch aktiv sein zu dürfen?

Steffi JonesSteffi Jones: Ganz klar steigt die Vorfreude darauf, die Spitzenfußballerinnen und Fans aus aller Welt wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Meine neue Aufgabe und die Karriere als aktive Spielerin lassen sich nur schwer vergleichen. Beide Seiten bieten eine tolle Herausforderung, die nicht unterschätzt werden darf.

Ich habe sowohl als Spielerin für meine Mannschaft hundert Prozent gegeben, als auch jetzt als Präsidentin. Wir wollen im nächsten Jahr ein toller Gastgeber sein und der WM 2011 zu einer eigenen Geschichte verhelfen.

Darum bin ich auch sehr zufrieden, dass wir mit den Vorbereitungen voll im Plan sind.

Frage: Vor der Frauen-Fußball-WM 2011 gibt es aber noch die Fußball-WM der Herren 2010 in Südafrika. Wie beurteilen Sie die Chancen der deutschen Herren?

Steffi Jones: Natürlich drücke ich unseren Männern fest die Daumen, dass sie sich dieses Jahr den Traum vom WM-Titel erfüllen. Ich bin mir sicher, dass Joachim Löw sein Team bestens auf das Turnier und die sicherlich schweren Spiele vorbereiten wird.

Frage:
Die deutschen Frauen laufen in vielen Sportarten, ob im Winter oder im Sommer, den Herren mittlerweile den Rang ab. Erst kürzlich, bei den Olympischen und Paralympischen Winterspielen in Vancouver und in Whistler und bei folgenden Wintersport-Meisterschaften, setzten mit Verena Bentele, Maria Riesch, Viktoria Rebensburg, Tatjana, Magdalena Neuner, Natalie Geisenberger,Claudia Nystad, Evi Sachenbacher, Anja Huber, Kerstin Szymkowiak, Andrea Schöpp, Stephanie Beckert, Andrea Rothfuss, Anna Schaffelhuber, u.v.a.m. die entscheidenden Akzente.

Sind die Frauen heute nachhaltig auf der „Überholspur“ – im Sport, in der Politik, in der Kultur und in der Gesellschaft allgemein? Wie ist da Ihre Meinung?

Steffi Jones: Es ist beeindruckend was deutsche Sportlerinnen in der jüngeren Vergangenheit geleistet haben. Generell denke ich aber, dass das keine Frage des Geschlechts ist. Es gibt gute Frauen und gute Männer.

Frage: Es gibt viele prominente Unterstützerinnen der Frauen-Fußball-WM 2011, so auch Bundeskanzlerin Dr.Angela Merkel. Wo bleiben aber die prominenten Unterstützer? Außer den „üblichen Verdächtigen“ vom DFB haben sich die namhaften Herren aus Politik, Kultur oder Sport noch nicht lautstark zu den Titelkämpfen im kommenden Jahr geäußert …

Steffi Jones:
Wir erfahren viel Rückendeckung aus allen gesellschaftlichen Bereichen und da sind auch einige namhafte Herren wie zum Beispiel Dr. Thomas Bach, Joachim Fuchsberger oder Innenminister Dr. Thomas de Maizière darunter. Man kann also nicht sagen, dass sich die Unterstützung nur auf prominente Frauen beschränkt.

Frage: Sie selbst sind zwar nicht mehr aktiv, sind aber sich am deutschen Frauen-Fußball-Team dicht dran. Wie ist die Stimmung ein Jahr vor den WM ? Welche Impulse erhoffen Sie sich von der Frauen-Fußball-WM 2011 für den gesamten deutschen Sport?

Steffi Jones: Die Weltmeisterschaft kann einen großen Beitrag zur Förderung des Frauenfußballs leisten, da man die Chance hat, sich auf einer außergewöhnlichen großen Bühne zu präsentieren.

Zudem werden die TV Bilder rund um die Welt gehen, was wiederum viele Mädchen anziehen wird, die von der tollen Atmosphäre und den Top-Stars wie Marta und Birgit Prinz begeistert sein werden. Ich glaube, dass die Frauen-WM in Deutschland ein Meilenstein in der Entwicklung des Frauenfußballs weltweit sein wird.

Letzte Frage:
Gibt es eigentlich noch ausreichend WM-Karten?

Steffi Jones: Wir haben bereits in den ersten Verkaufsphasen 250.000 Tickets verkauft. Das ist ein tolles Ergebnis. Es gibt aber noch ausreichend Karten für alle Spiele im freien Verkauf und unter www.fifa.com/deutschland 2011.

Dann maximale Erfolge und alles Gute weiterhin bei der WM-Vorbereitung !

Marko Michels

Foto:

1.Bundesarchiv Koblenz (mit freundlicher Genehmigung) / Bild 183-R1220-0022, Fotograf: Peter Koard / ADN-ZB Koard 20.12.76 Berlin: Sportler des Jahres geehrt. Die Sieger und Plazierten in der traditionellen Umfrage der Jugendzeitung „Junge Welt“ nach den Sportlern des Jahres stellen sich den Fotoreportern.

2.Steffi Jones, Präsidentin des OK der Fußball-WM 2011 (WM-OK 2011)
Nach Auszählung von insgesamt 1.980.851 Stimmen konnten die „Goldene“ Fußball-Olympiaauswahl (l.), deren Kapitän Hans-Jürgen Dörner (6.v.l.) den Lorbeer des DDR-Fernsehens entgegennahm, Kornelia Ender (6.v.r.), die den Ehrenpokal des DEFA-Augenzeugen erhielt, und Waldemar Cierpinski (8.v.r.), der mit der Ehrenschale der „Junge Welt“ ausgezeichnet wurde, als beliebtester Sportler des Olympiajahres 1976 geehrt werden.

In der DDR-Olympia-Auswahl spielten auch Gerd Kische vom FC Hansa Rostock und der gebürtige Wolgaster Hans-Ulrich Grapenthin (Ersatz-Torwart).