Bau der Barniner Brücke offenhalten!

Anonymer Leserbrief über die derzeitige Eisenbahninfrastruktur in Mecklenburg-Vorpommern
Es ist schon beachtlich, wieviel Geld in die Straßeninfrastruktur gesteckt wurde, und siehe Umgehungstraßen Bad Doberan und Neubukow selbst gegen den Willen der Bürger hineingesteckt werden soll(te). Das Ergebnis haben wir jetzt. Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten. Jetzt soll noch die A 24 gebaut werden, damit Wismar endlich von seiner Spitzenstellung im Eisenbahngüterverkehr mit 54 % auf das in der BRD verträgliche Maß von höchstens 15 % gesenkt werden kann. Das ist die wahre Politik. Von Gütern auf die Schiene wird nur gesprochen. Die staatliche DB AG ist der größte Straßenspediteur und das einzige Unternehmen, das Überlandbusse betreiben darf und auch betreibt. Und das mit erheblich günstigeren Fahrpreisen als auf der Schiene.
Und wie ist es im Schienenpersonenverkehr grundsätzlich? Die Strecke Blankenberg – Hornstorf – Wismar wurde der A 20 geopfert. Folge ist derzeit, dank der noch 54 % Güterverkehr, dass während der zahlreichen Sperrungen Bad Kleinen – Wismar auch zwischen Rostock und Wismar SEV gefahren wird. Für den Bürger ohne Fahrrad eine enorme Fahrzeitverlängerung. Der Urlauber mit Fahrrad erreicht weder Bad Doberan noch Wismar mit der Bahn, also muß er mit dem Auto fahren, Fahrräder auf dem Dach. Die Strecke nach Klütz wurde mit Duldung des Verkehrsministers Ebnet abgebaut, der Wiederaufbau oder gar die Verlängerung nach Boltenhagen – Tarnewitz steht in den Sternen. Die Schmalspurbahn wäre dabei durchaus eine Lösung. Auch eine Schmalspurbahn ist eine vollwertige Eisenbahn, das beweisen der Rasende Roland und der Molli täglich. Aber auch die Verlängerung des Molli nach Rerik, Kosten etwa gleich der Ortsumgehung Bad Doberan, wird trotz fertiger Pläne in der Schublade hintertrieben. Von Darssbahn, Südanbindung Usedom über Karnin, Schwerin – Rehna – Lübeck oder Zarrentin – Hollenbeck will ich gar nicht reden. Mit dem Abbau nach Dömitz war man dagegen schnell, jetzt hat die bundeseigene DB AG sogar noch die weiterführende Brücke verkauft, damit ja niemand mehr auf dumme Gedanken kommt. Die Bezuschussungsmentalität der DBAG und der gleichzeitige Verkauf von Staatseigentum ist, auch wenn sich dieses Eigentum Aktiengesellschaft nennt, zudem Sozialisierung der Verluste und Privatisierung der Gewinne im wörtlichen Sinn. Kein Freund der Eisenbahn will Schiene und Straße gegeneinander ausspielen, aber die Straßenlobby, incl. DBAG, offenbar schon. Man betrachte bloß das ewige Kampfgeschrei des „Auto Darf Alles Clubs“ und das Ergebnis dieser Verkehrspolitik. Der Darss erstickt im Stau. Auf Usedom hat die UBB (die Bahn sollte übrigens auch nach 1990 stillgelegt werden) den Stau auf den Straßen enorm verkürzt, aber dank fehlender Südanbindung mehren sich auch hier die Staus wieder. Es wird Zeit, nicht nur Sonntagsreden zu halten, sondern die Eisenbahninfrastruktur endlich den Erfordernissen des Urlaubslandes Nr. 1 anzupassen. Statt das zu tun, leitet man die Züge von Rostock nach Berlin lieber monatelang über Schwerin um. So gewinnt man sicherlich Fahrgäste (zurück). Die Reichsbahn hätte eine alternative Lösung für die Bauphase gefunden, schon alleine deshalb, da die Politik und dank guten Angebotes die Fahrgastzahlen für die Bahn standen.