Backhaus referiert auf SPD-Sprecherkonferenz

Zum Abschluss der zweitägigen Sprecherkonferenz der SPD-Landtags- und Bundestagsfraktionen
für Landwirtschaft und Verbraucherschutz spricht heute der Fachminister aus Mecklenburg-Vorpommern Dr. Till Backhaus zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Deutschland.

„Ländliche Räume sind etwas sehr Wertvolles – ökologisch, ökonomisch und kulturell“, stellt der Minister am Anfang seines Referats heraus, in dem er über die Umsetzung der zwei Jahre zuvor im Rahmen einer Agrarpolitischen Konferenz der SPD in Berlin vorgestellten Konzeptionen berichtete. „Mit dem Projekt 2020 verfügen wir inzwischen über klare Zielvorstellungen. Während wir die Strategie für die Phase bis 2013 mit unserem Entwicklungsprogramm für den Ländlichen Raum EPLR konzentriert umsetzen, organisieren wir mit Blick auf die Zeit ab 2014 in einem Zukunftsforum ländliche Räume den Dialog mit Akteuren sowie konkrete Initiativen vor Ort.“

Laut Dr. Backhaus entscheide sich die Zukunft Mecklenburg-Vorpommerns maßgeblich in den ländlichen Räumen. „Die entscheidende Frage lautet: Wie gelingt es uns, aus eigener Kraft Arbeit und Einkommen für die Menschen zu sichern, Wandlungsprozesse zu gestalten, Unternehmen zu stärken und Bürokratie abzubauen  –  und dies alles im Einklang mit der Natur, was für ein Urlaubs- und Gesundheitsland von existenzieller Bedeutung ist“, skizziert der Minister die Herausforderungen. Das EPLR verfolge daher drei zukunftsweisende Ansätze: integrativ statt sektoriell, investiv als Schwerpunkt bis 2013 und nachhaltig, um die ökologische und soziale Balance zu sichern.

Ein für Mecklenburg-Vorpommern besonders wichtiges Thema sei angesichts der demografischen Vorhersagen die Daseinsvorsorge. „Der Begriff „Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen“ wird in den nächsten Jahren neu zu interpretieren sein. Wir sind auf dem Weg vom sorgenden zum gewährleistenden Staat“, sagt Dr. Backhaus, der konkret die gleiche Chance zur Teilhabe der Menschen an Bildung, Versorgung, Medizin und Mobilität anspricht. „Wir wollen ein differenziertes und regional angepasstes Netz von Grundzentren der Daseinsfürsorge bis 2020 gesichert haben, wo jede Bürgerin und jeder Bürger eine Ankergemeinde, wie wir es nennen, im Umkreis von maximal 20 Kilometern vorfindet.“

Ein wesentlicher Teilaspekt sei dabei eine attraktive Infrastruktur für junge Menschen und Familien. „Die Zukunftsfähigkeit gerade der abgelegeneren Regionen hängt von qualifizierten, motivierten und sozial kompetenten jungen Mitbürgern ab“, ist der Minister überzeugt und plädiert dafür, Kindereinrichtungen, Schulen und Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche die höchste Priorität einzuräumen. “ Wir haben unseren Beitrag aus dem ELER entsprechend bereits um rund zwei Millionen Euro für investive Maßnahmen in diesem Bereich erhöht.“

Darüber hinaus dürfe man nicht nur an die Eigenverantwortung der Menschen im ländlichen Raum appellieren, sondern müsse ihnen auch Chancen als junge Unternehmer einräumen. „Während die Land- und Ernährungswirtschaft das wirtschaftliche Rückgrat auf dem Lande bleibt, wird ihre Arbeitsmarktrelevanz dennoch abnehmen. Daher fördern wir Klein- und Kleinstunternehmen aller Art auch aus dem ELER“, erläutert Dr. Backhaus.

Dabei stünden ein Plus bei Wertschöpfung und bei Naturerhaltung nicht von vornherein im Widerspruch. „Beide Seiten können und müssen voneinander partizipieren. Energieeffizienz, regionale Kreisläufe, Klimaschutz, Wassermanagement sowie Art- und Biotoperhaltung seien Themen für die wirtschaftliche Entwicklung, gepaart mit ökologischer Verantwortung“, zeigt sich der Minister überzeugt. Aktionen wie die bundesweit für sehr positive Resonanz sorgende „Waldaktie“ könnten eine nachhaltige, wirtschafts- und umweltfreundliche Strategie hervorragend flankieren.

Insoweit sieht Dr. Backhaus die hiesige Landwirtschaft bereits als Vorreiterin: „Auf der einen Seite wirtschaftet man auch im konventionellen Bereich immer umweltbewusster und ist die Ökolandwirtschaft des Landes an der Spitze der Bundesrepublik. Auf der anderen Seite wandelten sich die Landwirte aller Sparten immer mehr zu modernen Unternehmern mit Management- und Vermarktungsfähigkeiten.“

Die Vision von Minister Dr. Backhaus für 2020 sei nach wie vor: „Mecklenburg-Vorpommern wird ein führender Agrarstandort der Bundesrepublik sein, mit einer von Subventionen weitgehend unabhängigen, rentablen Landwirtschaft, die sich auf neue gesellschaftliche Anforderungen eingestellt hat und maßgeblich zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft beiträgt. Flankiert wird sie von einer hochmodernen, den Verbrauchererwartungen voll gerecht werdenden Ernährungswirtschaft sowie vielfältigen kleinen Gewerbeunternehmen im ländlichen Raum. Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus wirtschaften nachhaltig, überwiegend in regionalen Kreisläufen, möglichst flächendeckend, aber beispielhaft Natur verträglich.“