Ausstellung im Baumhaus in Wismar

„Neue Subjektivität –Aktuelle Positionen zeitgenössischer Fotografie“  so lautet der Titel der Ausstellung,  die von Prof. Maron und seinen Studenten am Freitag, dem 4. Dezember 2009 um 19.30 Uhr im Baumhaus am Alten Hafen in Wismar eröffnet wird.

Kahn vor BrückeDie  Foto-Künstler/innen sind:  Marc Grümmert,  Loreen Hinz, Kristin Leißner, Marieke Nachtwey, Jeanine Reddin, Antje Vagt , Jeanet Zeugner und Knut Maron.
Die Diplomantin Kristin Leißner wird eine Einführung in die Ausstellung geben.

Seit nunmehr 8 Jahren hat sich in der Hansestadt Wismar eine fotografische Kultur entwickelt die weit über die Grenze des Landes Mecklenburg – Vorpommern hinausgeht. So haben Studierende der Foto-Klasse Prof. Maron  gemeinsam mit Ihrem Mentor eine der größtangelegten Wanderausstellungen  der letzen 100 Jahre im Fotografie-Kunstkontext durchgeführt die bis Australien (Sydney) und den USA ( New York) führte.17 Stationen waren es insgesamt .
Nun zeigt das Baumhaus Wismar die aktuellsten Arbeiten Studierender und Diplomierter aus der Fotoklasse der Hochschule Wismar .
Urlaub in SaigDurch die Impulse, die im gemeinsamen Studium vermittelt wurden, hat sich eine hochwertige, fotografische Kultur im Kontext zur bildenden Kunst und darüber hinaus unter Studierenden und  den Absolventen  und ihrem Mentor ein Diskurs über zeitgenössische Fotografie in Bezug auf die Kunst und deren nationalen und internationalen Strömungen entwickelt. Aus dieser Auseinandersetzung resultiert nun die künstlerische Position der »Erneuerten Subjektiven Fotografie«, die durch die ausstellenden Fotografen vertreten werden.
Dabei ist jeder Fotograf Autor, der seine erdachte Subjektivität in eine ihm adäquate fotografische Bildsprache übersetzt.
Diese Form der Arbeitsstrategie ist von der Lehre in der Fotoklasse Prof. Maron geprägt. Sie ist, als einzige Ausbildungsstätte im Bereich Fotografie an einer Hochschule in Mecklenburg-Vorpommern, vom gesamtheitlichen Schöpfen und Denken geprägt und auf individuelle, subjektiv-kritische Persönlichkeitsförderung der Studierenden ausgerichtet.
Trotz verschiedener Produktionsmethoden und bildnerischer Strategien gilt das gemeinsame Element der neuen subjektiven Sicht auf die Wirklichkeit. Damit bezieht die Klasse Gegenposition zu einer dokumentarisch- und Realität vermittelnde Fotografie und wendet  sich hin zu einer metaphorischen, lyrischen, narrativen und experimentellen Auffassung.

Marc Grümmert beschäftigt sich mit dem Begriff  der Aura die er in seine Bildwelten transponiert und beweist uns dabei das die Aura  des Kunstwerkes im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit  nicht verloren gegangen ist.
Er führt  dabei die Metaphysik auf beschwörende Art und Weise in die Fotografie ein und kommt zu fragilen, ephemeren Bildern von unerträglicher Leichtigkeit.

Loreen Hinz zeigt in ihrer schwarz-weißen Fotoarbeit „cruel sunday morning“ unausgeschlafene Junge Frauen am grausamen Sonntag-Vormittag am Ende einer durchzechten Nacht. Die wahre Intimität und Schönheit entfaltet sich erst in dem existenziellen Blick der Fotografin auf die menschliche Extase und deren Auswirkungen. Die Referenz zu der Avantgarde der 20er und30 Jahre lässt die Arbeit zeitlos erscheinen.

Kristin Leißner beschäftigt sich in ihrer Diplomarbeit  „Paradise regained“ in kritisch dialektischer Weise mit der Vision eines vermeintlich zurückgewonnenen Paradieses, und zeigt wie in einer entfremdeten , mental und seelisch entäußerten Welt sich der Mensch, nach der Vertreibung, sein künstliches Paradies erschafft und wie er sich darin einrichtet. Für das „Absurde des Alltäglichen“ in der inszenatorischen Interpretation Kristin Leißners stehen Baudelaire, Becket, Ionesco als auch Genet geistig Pate . Mit Marc Augé gemeinsam macht die Autorin Leißner als „ Passagier der Nicht-Orte die Erfahrung der ewigen Gegenwart und zugleich der Begegnung mit sich selbst. Begegnung Identifizierung, Bild:…“ In meisterhafter Farbigkeit.

Marieke Nachtweys Bewegungsstudien transzendieren in eine malerische Qualität.
Ihre schwarzweißen Langzeitbelichtungen, in choreografischer Inszenierung ,lassen die
Mythen und Märchen auferstehen und an historische Bezüge denken. Assoziationen zu
den Gemälden eines Francis Bacon sind dabei gegeben. Die menschliche Existenz rückt
in eine Metamorphose von steter , teils unheimlicher, Wandlungen .

Jeanine Reddin entwickelt in ihrer schwarz-weißen Fotoarbeit eine
autonome Reinszenierung eines Märchens (Frau Holle). Ein über-realer Traum der an die Gestaltung eines Strahlen Mannes (Man Ray) erinnert. Mit ihren Fotos führt uns Jeanine Reddin in die Welt der Traumdeutung und in den Hades unseres verschütteten Unterbewussten, um  uns alsbald hinter die Kulissen blicken zu lassen.

Antje Vagt hat mit ihrem Farb-Essay die Umgebung ihres Großvaters abgetastet. Sie ist mit den Augen Ihres Großvaters, einem der letzten Fischer Redentins, eine Symbiose eingegangen. Den einst so regen Fischerort in der Wismarer Bucht mit seinem Betonschiff hat sie in neo-romantische Atmosphäre getaucht und diese vermittelt die Vanitas des kleinen Fischer-Ortes. Als ob der Ort irgendwann gemeinsam mit dem letzten Fischer des Ortes ins ferne Avallon entschwände. „ Einer der letzten Fischer wacht .Es ist Ruhe eingekehrt“.

Janet Zeugners experimentelle Arbeit ist geleitet von der Betrachtung des Phänomens der Erinnerung. Ihre subtilen  mit alchemistischen Mitteln erzeugten  meist kleinformatigen Fotoarbeiten, thematisieren häufig wage Erinnerungen an Menschen und deren Environnement, deren Umgebung. Mit spielerischer Leichtigkeit führt sie uns sinnlich vor Augen und Geist wie es um unser amnesisches Sein bestellt ist. Sie dekonstruiert damit das Bild das, wenn wir es Vermögen, rekonstruieren  können, falls wir es erahnen. Ein  wunderbarer Gesang über Fragmente, Überlagerungen, Aus- und Über-Blendungen, mit den Mittel des Lichtes und seines Entzuges , diverser al-chemi- (isti)- scher Substanzen und einer sicheren Intuition.

Knut Maron arbeitet mit einer tecnique  mixed , einer Mischtechnik von einzigartiger Farbigkeit. Seine „ Bilder über Landschaften“ sind metaphysische Bilder die in ihrer Zeitlosigkeit suggerieren die Dinge hinter den Dingen zu schauen.
„Das Universum Knut Marons überrascht weder durch befremdende Formen noch durch neue Sujets. Seine tiefgreifende Andersartigkeit ist nicht mehr Ergebnis eines Abweichens von den bisher zulässigen Grenzen der Kunst. Sie resultiert vielmehr aus einer meditativen Rückkehr der Kunst zu sich selbst, aus einer Vertiefung ihrer zeitlosen Wahrheiten. Knut Maron schockiert uns nicht, er sieht die Dinge nur anders. Die Kunst partizipiert hier nicht mehr an dem Vorwärtsdrang moderner Zivilisation mit ihren technologischen Durchbrüchen und revolutionären Ambitionen. Und genau dadurch befreit sie sich von einer letzten Hörigkeit, nämlich derjenigen, sich der Entwicklung der uns umgebenden Gesellschaft anzudienen, ja sich ihr anzuhängen.
Weil er die Grundgegebenheiten seines Mediums mit der Beherrschung eines neu geschaffenen Universums in Übereinstimmung bringt, hat er es nicht nötig, etwas zu vertuschen oder nachzuweisen. So kommt er zu der Farbenskala, die uns erstaunt und in eine andere Welt versetzt, wo unsere gewohnten Vorstellungen von Altem und Neuem, von Natürlichem und Künstlichem, von Realismus und Traum nicht mehr gelten, da sie durch eine souveräne Vision ersetzt worden sind.“ – Jean Claude Lemagny.

Diese Ausstellung wird am 4. Dezember 2009 um 19.30 Uhr im Baumhaus am Alten Hafen in Wismar eröffnet und ist bis zum 3. Januar 2010 dienstags bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr zu sehen.

Sabine Schmidtke