Ausstellung „Gebaut für die Ewigkeit…?“ in Peenemünde

Sonderausstellung zur Geschichte des Kraftwerks

Henry Tesch, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, eröffnete heute im Historisch-Technischen Museum Peenemünde die Sonderausstellung zum Kraftwerk „Gebaut für die Ewigkeit…?“. Tesch: „Das Museum stellt eine große Herausforderung an seine Besucher dar. Peenemünde ist ein zwiespältiger Ort. Ein zwiespältiger Ort deshalb, weil Wissenschaft und Militär hier einen verhängnisvollen Pakt schlossen. Hochtechnologie sollte Rüstungsdefizite wettmachen, eine neue Waffe sollte Überlegenheit bringen.

Ab 1936 entstand in Peenemünde das größte Rüstungsprojekt des Dritten Reiches, die Heeresversuchsanstalt. Tausende hochqualifizierte Fachkräfte stellten ihre Fähigkeiten in den Dienst des Krieges. Der gelungene Start der ersten Fernrakete der Welt, dem Aggregat IV in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde besiegelte am 3. Oktober 1942 einen der spektakulärsten, aber auch gefährlichsten technischen Durchbrüche des 20. Jahrhunderts, der viele Opfer forderte.

Peenemünde stellt Fragen nach der Rolle der Technik in der Gesellschaft und nach der Verantwortung von Technik und Wissenschaft gegenüber Mensch und Natur. Das Museum Peenemünde dokumentiert unter Einbeziehung umfangreichen Quellenmaterials die Raketenentwicklung, die Geschichte der Versuchsanstalten sowie die Produktion und die Folgen des Einsatzes der sogenannten Peenemünder „Wunderwaffen“. Als eines von nur wenigen Gebäuden der ehemaligen Versuchsanstalt Peenemünde hat das Kraftwerk bis heute überdauert. Es entstand zwischen 1939 und 1942, um den ungeheuren Energiebedarf der Forschungs- und Produktionsstätten abzudecken. Heute steht es für den damaligen Gigantismus des Nationalsozialismus. Es bildet aber zugleich ein Symbol der Vergänglichkeit.“

Derzeit wird das Kraftwerk und die hiermit verbundenen technischen Anlagen mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II saniert. Im Rahmen dieser Sanierungsarbeiten entstand die Idee, durch eine Sonderausstellung – parallel zur Baustelle – im Außenareal des Historisch-Technische Museums Peenemünde auf über 15.000 m² an 30 Stationen die wesentlichen Sanierungsschritte für den Besucher transparent darzulegen und zugleich über die historische Entstehung des Kraftwerkes zu informieren. Grundlage für die Ausstellung bilden über 200 bislang unbekannte Fotos und Dokumente von Josef Greiner, dem Bauleiter des Kraftwerkes. Sie wurden dem Museum von dessen Sohn im vergangenen Jahr geschenkt. Die Dokumente belegen eindrucksvoll die Bauphase des Kraftwerkes und seiner angeschlossenen technischen Anlagen. Ergänzt werden diese Dokumente vor allem durch Quellen aus dem Archiv des HTM Peenemünde. Großteile dieser temporären Ausstellung sollen im Jahr 2011 in die neue Dauerausstellung zum technischen Denkmal übernommen werden.

Bei einem gemeinsamen Arbeitsbesuch von Minister Tesch und dem Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Jürgen Seidel, in diesem Monat in Peenemünde, haben sich beide über das neue Leitbild sowie künftige (Bau-)Vorhaben des Museums informiert. Beide Minister unterstützen die Idee des Historisch-Technische Museums dieses auch als außerschulischen Lernort zu entwickeln und dazu ein Gläsernes Klassenzimmer einzurichten.

Das Historisch-Technische Museum ist das größte technische Denkmal Mecklenburg-Vorpommerns und eine der touristischen Hauptattraktionen der Insel Usedom und Vorpommerns. Minister Seidel hat die Idee von Minister Tesch einen gläsernen Fahrstuhl im Kraftwerksgebäude und eine Aussichtsplattform für Besucher auf dem Dach des Gebäudes als unterstützenswert eingeschätzt. Hierzu soll es in Kürze zwischen den Ministerien, der Gemeinde Peenemünde und dem Historisch-Technische Museum Peenemünde Gespräche zur Realisierung geben.

Hintergrund:
Mit Jahresbeginn 2010 erfolgte eine Umfirmierung zum Historisch-Technischen Museum Peenemünde GmbH (HTM), das sich nun aufgrund seiner nationalen und internationalen Bedeutung in mehrheitlicher Landesträgerschaft und der Trägerschaft der Gemeinde Pennemünde befindet. Dieses zweitgrößte Museum Mecklenburg-Vorpommerns ist beheimatet im ehemaligen Kraftwerk, das die einzig komplett erhaltene Gebäudeformation der Heeresversuchsanstalt darstellt und das zugleich das größte technische Denkmal Mecklenburg-Vorpommerns bildet. In den vergangenen Jahren waren im Durchschnitt ca. 230.000 Besucher pro Jahr auf dem Gelände zu verzeichnen.