Auch endlich vorbei: Die 23.Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam

Polen am erfolgreichsten

Die 23.Leichtathletik-Europameisterschaften, vier Wochen vor den 31.Olympischen Spielen der Neuzeit in Rio, sind endlich zu Ende. Eigentlich purer sportlicher Unsinn eine derartige Meisterschaft, die früher einmal nur alle vier Jahre stattfand, so kurz vor dem größten Sportereignis der Welt zu organisieren.

Russland blieb draußen

Russland wurde als gesamtes Team ausgeschlossen, weil dort angeblich systematisches Doping betrieben wird. „Woanders“ gibt es das anscheinend nicht?! Na ja, wer naiv ist, glaubt das sogar…

US-Trials mit teilweise sagenhaften Resultaten

Blickt man da auf die Ergebnisse der US-Trials, der amerikanischen Olympia-Ausscheidung, die seit dem 1.Juli und noch bis zum heutigen 10.Juli ausgetragen wird, so reibt man sich etwas verwundert die Augen. Die Ergebnisse liegen dort teilweise in Bereichen, die jeden Sportfan nachdenklich machen sollten…

Aber auf dem „amerikanischen Auge“ ist man ja blind – mitunter ganz unsportlich…

Die 23.Leichtathletik-EM erblassen allerdings angesichts der Resultate der US-Trials. Nur in einzelnen Disziplinen, gerade in den Wurf- und Stoß-Disziplinen bei den Frauen, sind die europäischen Leichtathletinnen besser.

Polen am besten

Polen wurde bei diesen seltsamen Leichtathletik-EM beste Nation mit 6 x Gold, 5 x Silber, 1 x Bronze, vor Deutschland mit 5 x Gold, 4 x Silber, 7 x Bronze, Großbritannien mit 5 x Gold, 3 x Silber, 8 x Bronze, der Türkei mit 4 x Gold, 5 x Silber, 2 x Bronze und den Niederlanden mit 4 x Gold, 1 x Silber, 2 x Bronze.

Die deutschen Erfolge gingen auf das sportliche Konto von David Storl im Kugelstoßen der Herren (21.31 Meter), von Christina Schwanitz im Kugelstoßen der Frauen (20,17 Meter), Cindy Roleder über 100 Meter Hürden (12,62 Sekunden), Max Hess im Dreisprung (17,20 Meter) und Gesa-Felicitas Krause über 3000 Meter Hindernis (9:18:85).

Die Schweriner Stabhochspringerin Martina Strutz wurde Zehnte, aber in Rio kann schon wieder alles ganz anders aussehen.

32 und noch mehr

Insgesamt konnten in Amsterdam Athletinnen und Athleten aus 32 Ländern Medaillen erkämpfen, darunter 19 Staaten eine oder mehrere Goldmedaillen. Allerdings hatten viele Teams auch Sportlerinnen und Sportler anderer Nationalitäten eingebürgert, um den heimischen Medaillen-Durst zu stillen, was nicht nur die Türkei praktizierte…

Eugene-Amsterdam: Was sagt uns das?!

Im Vergleich zu den US-Trials in Eugene waren die meisten Resultate der Europäerinnen und Europäer ziemlich dürftig… Warum?! Das wird die Sportwissenschaftler sicher noch einige Zeit beschäftigen.

Es lohnt auf jeden Fall ein gemeinsamer Blick auf Eugene und Amsterdam.

Über die 100 Meter der Frauen in Eugene lief English Gardner in 10,74 Sekunden vor Tianna Bartoletta in 10,78 Sekunden bzw. Tori Bowie ebenfalls in 10,78 Sekunden zum Erfolg. Dafne Schippers (Niederlande) kam in Amsterdam in 10,90 Sekunden zum EM-Gold…

Mega stark in Eugene auch Allyson Felix über 400 Meter in 49,68 Sekunden – die Wahl-Italienerin Libania Grenot holte EM-Gold in 50,73 Sekunden. Brianna Rollins erreichte das Ziel über die 100 Meter Hürden in Eugene in 12,34 Sekunden – Cindy Roleder brauchte dazu in Amsterdam 12,62 Sekunden.  7,31 Meter lautete die Siegerweite von Brittney Reese im Weitsprung in Eugene – die Amsterdam-Gewinnerin Ivana Spanovic kam mit  6,94 Meter zu Gold.

Justin Gatlin überragend…

Ein guter alter Bekannter in Sachen Doping, Justin Gatlin, lief in Eugene sowohl über die 100 Meter (9,80 Sekunden) als auch über die 200 Meter (19,75 Sekunden) zum ersten Platz. Die Siegerzeiten bei den EM 2016 nehmen sich da bescheiden aus.

Der Wahl-Niederländer Churandy Martina kämpfte sich über die 100 Meter in 10,07 Sekunden ins Ziel, der Wahl-Spanier Bruno Hortelano über die 200 Meter  in 20,45 Sekunden.

Weitere „Top“-Resultate in Eugene: Stabhochspringer Sam Kendricks mit 5,91 Meter (EM-Erster 2016 Robert Sobera aus Polen mit 5,60 Meter), Dreispringer Will Claye mit 17,65 Meter (EM-Erster 2016 Max Hess aus Deutschland mit 17,20 Meter), Kugelstoßer Ryan Crouser mit 22,11 Meter (EM-Erster 2016 David Storl mit 21,31 Meter), Zehnkämpfer Ashton Eaton mit 8750 Punkten (EM-Erster 2016 Thomas van der Plaetsen aus Belgien mit 8218 Punkten) und 400 Meter-Läufer La Shawn Merritt mit 43,97 Sekunden (EM-Erster 2016 Martyn Rooney aus Großbritannien mit 45,29 Sekunden). Nur ein paar Beispiele von vielen…

Wie „läuft“ das?!

Sicherlich, nicht alles lässt sich auf leistungsfördernde Mittel zurückführen, sind die Witterungsbedingungen unterschiedlich und haben die US-Trials für die Olympia-Qualifikation der Amerikanerinnen und Amerikaner einen ungleich höheren Stellenwert als die europäischen Titelkämpfe. Es bleibt jedoch ein „Aber“.

Wird es bei Olympia  in Rio tatsächlich fair zu gehen. Auch die jüngsten (Doping-)Nachrichten aus Kenia sind nicht gerade erfreulich.

Wo läufst, wirfst und springst Du hin, liebe „Profi“-Leichtathletik?!

Marko Michels