Anmerkungen zum Tod von Heinz Schröder

Der herausragende deutsche Puppenspieler starb am 22.April

Für viele war er der deutsche Puppenspieler – Heinz Schröder, u.a. die Stimme von Pittiplatsch, dem Lieben, Bummi, Onkel Uhu, Herrn Fuchs, Maulwurf Buddelflink oder Brummelchen – nur einige der markanten Figuren, die er zum Leben erweckte.

Heinz Schröder, Jahrgang 1928, starb bereits am 22.April, ein begnadeter Künstler. Er trat als Förster Grünrock auf und gehörte zunächst als Bummi-Stimme gemeinsam mit „Meister Nadelöhr“ zu einer Institution im ostdeutschen Kinderfernsehen. Waren anfangs, 1956, die Kanarievögel „Zwirnchen und Röllchen“ für die Kinder flügge, kamen 1959 Schnatterinchen und eben Bummi hinzu.

PittiErst 1962 erschien Pittiplatsch auf dem Bildschirm. Vor allem seine freche und vorlaute Art war der SED-Obrigkeit suspekt und daher wurde er nach zwei Folgen wieder aus dem Ost-TV verbannt. Aber diese politische Verbannung ließen sich Mecklenburger, Berliner oder Sachsen nicht gefallen. Nach massenhaften Protesten kehrte Pittiplatsch wieder zurück.
Und die Geschichten mit dem „Märchenland“-Ensemble wurden eine der beliebtesten Fernsehfolgen nicht nur in der DDR, sondern weit über die ostdeutschen Grenzen hinaus.

Die Sendungen mit Herrn Fuchs und Frau Elster, Pitti, Moppi und Schnatterinchen, mit Mauz und Hoppel, Familie Igel oder Meister Schwarzrock und Onkel Uhu begeisterteten bzw. begeistern das Publikum bis zum heutigen Tag.

Nach der Wende war das gesamtdeutsche Dödel-TV dann nicht mehr in der Lage oder willens, die Sendungen mit Pitti & Co. fortzusetzen. Was SED- und Blockflöten nicht schafften, gelang den westdeutschen TV-Möchtegernen – die Sendungen mit Pitti kamen nur noch aus der Ost-Konserve innerhalb des Sandmännchen-Abendgrusses.

Heinz Schröder trat nach 1990 ff. mit seinen Kolleginnen und Kollegen zumeist auf den Bühnen zwischen Rügen und Sächsischer Schweiz auf – und die Kinder liebten auch weiterhin Pitti und dessen Streiche.

Im TV gab es dann hingegen Monster, Tubbies, Superstars, Master der Welt und hirnlose Quatschkowskis. Zwar ist der öffentlich-rechtliche Kinderkanal mittlerweile auf dem Weg der Besserung, aber dennoch: Kinder-TV in Deutschland hätte mehr Niveau verdient – allein schon wegen der kleinen „Fensehkieker“.

Aber wie meinte ein ostdeutscher ranghoher Kommunalpolitiker nach 1990, der sich massiver Kritik seitens des gemeinen Volkes – an seiner wenig „demokratischen“, leider von um so mehr Unfähigkeit gekennzeichneten Amtsführung- ausgesetzt sah: „Erst einmal müssen wir das Bildungsniveau senken !“.

Was ja inzwischen super gelang – bei allen pseudo-intellektuellen Literaten und Journalisten, Wirtschafts“fach“leuten, Finanz-Jongleuren, Polit-Assen, Superstars, Top(f)modellen und Film-Starlets.
Na ja, wenn sich westdeutsche Gier mit ostdeutschen Polit-Bonsais paart, dann gibt es natürlich auch den berühmten Kommentar von Pittis Kumpanen, dem „Nickenick“: „Nickenick, Du lieber Schreck, da bleibt mir fast die Spucke weg !“ – vor allem angesichts der Inkompetenz in Polit- und Wirtschafts-Märchenwäldern.

– Was in Ost-Germanien natürlich besonders schlimm ist, denn hier schafften SEDisten und Blocflöten mit ihrer Biographie vor 1990 etwas, was auch der zweite Kumpane von Pitti, der „Drehrumbum“, besonders gut konnte: „Ich bin der Drehrumbum, der Runde, ich drehe alles um, in der Sekunde !“. Hier fand er in vielen heutigen Spitzenpolitikern und Spitzenbeamten „made in GDR“/“gut angekommen in `Good Old Germany`“ vortreffliche Nachahmer.

Leider bleiben Pitti und viele seiner Mitstreiter nun stumm. Schade, Heinz Schröder. Aber vielleicht spielst Du ganz oben weiter – ohne bornierte SED-Kulturpolitiker und westdeutsche Ignoranten.

Nicht nur das „Ach, du meine Nase !“ wird man vermissen.

Dafür gibt es ja leider nur die politischen Pinocchio-Nasen …

M.Michels

F.: Pittiplatsch / Heinz Schröder/privat.