Analoge Arbeiten für Digitales Zentrum

Aus- und Umbau des ehemaligen Sozialgebäudes am Kruse-Speicher schreitet voran

In der zukünftigen Work Lounge des Digitalen Innovationszentrums Wismar lassen Prof. Matthias Wißotzki (links) und Oliver Greve Entwürfe Wismarer Studierender aufleuchten. (Foto Kerstin Baldauf / Hochschule Wismar)

Eine Begehung der Räumlichkeiten im ehemaligen Werkstatt- und Sozialgebäude neben dem alten Kruse-Speicher, die in naher Zukunft das Digitale Innovationszentrum Wismar beherbergen werden, ermöglichte es dem Beauftragten für die Errichtung des Digitalen Innovationszentrums der Hochschule Wismar, Prof. Dr.-Ing. Matthias Wißotzki, und dem Geschäftsführer der hochschuleigenen Forschungs-GmbH Wismar, Oliver Greve, digitale Pläne und Visionen vor Ort mit der analogen Realität zu verknüpfen. Die Bauarbeiten für das gemeinsame Projekt des Ministeriums für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung und der Hansestadt Wismar – ein Hafen für digitale Innovationen, Wissens- und Technologietransfer – schreiten sichtbar voran.

Zentrum für StartUps als Ideenumschlagplatz

Touristen flanieren im Alten Hafen, von denen der eine oder andere mutmaßt, dass im eingerüsteten Kruse-Speicher sicher weitere Ferienwohnungen entstehen würden. Noch weist nichts Sichtbares daraufhin, dass hier schon zu Mitte des nächsten Jahres ein Umschlagplatz ganz anderer Art einladen wird als der, den man vom Wismarer alten Hafen und seinen Schiffen kennt: ein „Innovations-Hub“. Hier sollen Digitalisierungsbestreben unterstützt und Hemmschwellen abgebaut werden. Das digitale Innovationszentrum soll als Brutstätte für Start-ups, als Begegnungsstätte für interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie als Kommunikationszentrum und Raum für Erprobungen – auch für bereits am Markt agierende regionale Partner – dienen. Der mit Pitch Deck bezeichnete Eingangsbereich wird als Treffpunkt fungieren und ist so flexibel angelegt, dass er mit den angrenzenden Räumen auch für große Veranstaltungen genutzt werden kann.

Projektionen in dunkler staubiger Halle

Wie der riesige Raum aussehen kann, zeigt Professor Matthias Wißotzki mittels eines Tablets und mobilen Beamers. Im Licht des Miniprojektors tanzen zahlreiche Staubkörner. Die Strahlen treffen auf eine raue Betonwand an der Stelle, wo in Zukunft große berührungsempfindliche Bildschirme, so genannte TouchScreens, platziert sein werden. Auf diesen können Ideenträger, zu denen sich auch die Hochschule Wismar zählt, und StartUps ihre digitalen Innovationsprojekte vorstellen. Gäste, vielleicht noch mit einem Begrüßungsgetränk in der Hand, werden dann direkt auswählen können, wofür sie sich näher interessieren und automatisch einen Termin mit dem StartUp-Unternehmen anfragen. Des Weiteren können hier Unternehmer gezielt mit den StartUps und auch mit Professoren der Hochschule in Kontakt treten, innovative Ideen diskutieren und konkrete Projekte anbahnen. „Das Zusammenspiel aus Wissenschaft, Bestandsunternehmen und jungen Start-Ups soll neue Innovationspotenziale in der Hansestadt aufdecken.“, so Wißotzki.

Flexible Ideenschmiede

Weil die große Fensterfront derzeit noch verschlossen ist, dringen selten Sonnenstrahlen in den rund 400 Quadratmeter großen Raum ein, so als würden sie ab und zu den Baufortschritt ertasten wollen. Und doch lassen die Worte von Prof. Matthias Wißotzki und Oliver Greve den Trubel der Zukunft erahnen. „Hier in der Mitte wird die Work Lounge, mit Couchen, Sesseln und Tischen ausgestattet, einladen in gemütlicher Atmosphäre über Ideen zu diskutieren“ so Prof. Wißotzki. Und Oliver Greve ergänzt; „Gruppen oder Einzelpersonen werden an kleinen Inseln rund um die Uhr arbeiten können – barrierefreier Zugang garantiert.“ Auch das anschließende Creativity Lab scheint durch die Skizzen in den Bauraum zu wachsen. Dieser Arbeitsbereich ist für ein Dutzend potentielle Existenzgründer ausgelegt, die dort ihre Geschäftsideen umsetzen können werden. Ihnen wird ein StartUp-Coach zur Seite stehen und einige spezielle Maschinen wie z. B. ein 3D-Scanner und -Drucker sollen ebenfalls allen zugänglich sein. Der Konferenzraum und der Design-Thinking Raum, der für spontane Kreativ-Meetings genutzt werden kann, ist für Unternehmen, Wissenschaftler und StartUps buchbar. Dass alle Räume des Digitalen Innovationszentrums mit modernster Technik ausgestattet werden, ist für die beiden selbstverständlich- wohl wissend, dass die Ausstattung der rasanten technischen Entwicklung entsprechen muss.

Digitale Zukunft für historischen Lastenkran

„Wir suchen übrigens noch einen Unterstützer für die Erhaltung und Wartung des Lastenkrans“, erwähnt Prof. Wißotzki beim Verlassen des Kruse-Speichers, der noch immer einen gewissen Industriecharme versprüht, jedoch stillgelegt werden soll. “Es wäre schade, wenn diesem Stück Wismarer Geschichte das Leben genommen wird, da es fantastisch in eine „Internet der Dinge“-Umgebung integriert und via App gesteuert werden könnte. Der Krahn könnte beispielhaft für den Transport bzw. die Lagerung von größerem Mobiliar und agilen Einrichtungskonzepten verwendet werden.“ ergänzt Wißotzki.

Schritt für Schritt zum Ziel

Im Beisein des Bürgermeisters der Hansestadt Wismar, Thomas Beyer, und des Energieministers Mecklenburg-Vorpommerns, Christian Pegel, unterschrieben die Geschäftsführer der Forschungs-GmbH Wismar und der Wirtschaftsförde¬rungs¬gesellschaft Wismar mbH am 31. Januar 2019 den Mietvertrag zum Betrieb des ersten Digitalen Innovationszentrums in Mecklenburg-Vorpommern. Am 1. Februar 2019 wurde mit den Umbauarbeiten begonnen.

Ende März fand eine Informationsveranstaltung statt, in deren Rahmen u. a. Bedarfe für die inhaltliche Ausgestaltung erarbeitet wurden. Seit Sommersemester 2019 arbeitet eine studentische Projektgruppe angehender Innenarchitekten unter der Anleitung von Prof. Martin Wollensak, Prof. Gunda Förster und Prof. Michael Rudnik aus der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar an agilen Einrichtungskonzepten. Die Eröffnung ist für Mitte 2020 geplant.

Rahmenbedingungen in Mecklenburg-Vorpommern

Die Digitalisierung ist derzeit der wichtigste Grundbaustein wirtschaftlichen Wachstums. Bestehende und neue Unternehmen müssen sich mit der zunehmenden digitalen Vernetzung, smarten Automatisierungsmöglichkeiten, omnipräsenten Zugangstechnologien sowie dynamischen Kundenanforderungen auseinandersetzen. In diesem Zusammenhang beschäftigen sich Wissenschaft und Praxis verstärkt mit der Aufbereitung und Konzeptualisierung des Themas, um Potenziale für neue, insbesondere auch digitale Geschäftsmodelle schneller nutzen und die sich daraus ergebenen Herausforderungen besser bewältigen zu können. Dafür ist die fachliche Integration aus Forschung, unternehmerischer Praxis und Landesregierung unumgänglich.

In diesem Zusammenhang solle nach internationalen und nationalen Vorbildern in Mecklenburg-Vorpommern Kreativräume für Gründer, Bestandsunternehmen, Kreative und Wissenschaftler in Form von Innovationszentren, spezialisiert auf Digitalisierungsthemen, geschaffen werden. Somit sollen an den Hochschulstandorten digitale Innovationszentren eingerichtet werden, da dort derzeit die besten Voraussetzungen für eine intensive und kreative Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, unternehmerischer Praxis und der Landesregierung vorzufinden sind.

Das Vorhaben wird durch ein Projekt der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung (Digitaler Innovationsraum Mecklenburg-Vorpommern) und des Wirtschaftsministeriums umgesetzt werden.

Die Hochschule Wismar sieht dieses Vorhaben als strategische Chance ihr Know-how im Bereich der Digitalisierung für Existenzgründer, Unternehmen und Interessierte über ihre bereits vorhandene enge Vernetzung mit weiteren Forschungseinrichtungen und Firmen der Hansestadt sowie der Region Nordwestmecklenburg sichtbar und nutzbar zu machen.

Pressemitteilung der Hochschule Wismar