Saalfeld: „Eine Frage der Sichtweise“

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu den wirklichen Energiekosten und Subventionen anderer Energieträger

Die Umlage der Stromkunden für erneuerbare Energien soll im kommenden Jahr steigen, von derzeit rund 2,05 Cent auf 3,5 Cent pro Kilowattstunde. Das entspreche einer Steigerung von insgesamt 7 Milliarden Euro, teilten heute die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber offiziell mit. Grund sei vor allem der massive Zubau im Bereich der Solarenergie. Die EEG-Einspeisevergütung belaufe sich demnach im Jahr 2011 auf insgesamt 16,7 Milliarden Euro. „Es entsteht hier der Eindruck, als mache Ökostrom die Bürger langfristig arm. In Wirklichkeit werden aber die tatsächlichen Energiekosten und Subventionen der anderen Energieträger außer Acht gelassen“, erklärt Johannes Saalfeld, Landesvorstandsmitglied der Bündnisgrünen.

„Der gerade als kostengünstig oder billig angesehen Kohlestrom wird allein jährlich mit 12,8 Milliarden Euro in Form von Subventionen, Steuervergünstigungen und Forschungsförderung aus dem Staatshaushalt gestützt“, erklärt Saalfeld mit Verweis auf eine kürzlich veröffentlichte Greenpeace-Studie. Greenpeace hat außerdem in einer aktualisierten Studie zur Atomsubvention festgestellt, dass allein die Nutzung von Atomenergie die Deutschen zwischen 1950 und 2010 mindestens 204 Milliarden kostete. Dazu zählen unter anderem direkte Finanzhilfen des Bundes sowie Forschungsförderung, Kosten für die Atommüllendlager sowie die Stilllegung der ostdeutschen Meiler. Den Berechnungen von Greenpeace zufolge, werde jede Kilowattstunde Atomstrom mit 4,3 Cent subventioniert.

„Atom- und Kohlestrom können von den Energieriesen nur deswegen so ‚günstig’ angeboten werden, weil sie einen Großteil der wirklichen Kosten in die Zukunft verschieben“, erklärt Saalfeld. Die Kosten für eine sichere Endlagerung der Atommülls seien bisher unkalkulierbar. Ebenso gebe es bis heute keine ausreichende Atomhaftpflicht, die das Risiko der täglich laufenden Atomkraftwerke ansatzweise versichern könnte. Diese Versicherung würde den Atomstrom nochmals zwischen 8 und 80 Cent pro Kilowattstunde erhöhen – je nachdem, welche Schadenshöhe versichert würde. (Quelle: *www.atomhaftpflicht.de*)

Im Kohlestrom sind ebenso wenig die Kosten für den Klimawandel enthalten, der durch die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen verursacht wird. Der bekannte Stern-Review, der als erste wissenschaftliche Studie die Kosten des Klimawandels beziffert hat, geht von einer jährlichen Belastung zwischen 5 bis 20 Prozent des weltweiten Bruttoinnlandproduktes aus, falls der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen nicht stark reduziert wird. „Selbst wenn in den kommenden Jahrzehnten in Deutschland nur ein klimatisch bedingter Schaden in Höhe von einem Prozent des deutschen Bruttoinlandproduktes entstünde, müssten wir jährlich mit rund 25 Milliarden Euro Mehrbelastung für Schäden und Versicherungen rechnen. Eine Alternative zur Energiewende gibt es nicht“, so Saalfeld abschließend. (Quelle: Stern-Review)