Zum Fahrplanwechsel am 11. 12. 2005 erklärt Ulrike Seemann-Katz, politische
Geschäftsführerin:
Ab kommenden Sonntag wird in Mecklenburg-Vorpommern der Bahn-Fahrplan so schlecht wie noch nie.
Einziger Lichtblick ist der nun durchgehende Regionalexpress von Rostock über Stralsund nach Sassnitz.
Bündnis 90/Die Grünen haben eine Liste von Mängeln und Tücken zusammengetragen und fordern die Landesregierung auf, in ihrem Zuständigkeitsbereich Abhilfe zu schaffen. Das Land ist zuständig für die Bestellungen von Schienenverkehrsleistungen im Nahverkehr. Wer bezahlt, sollte auch sagen, wie gefahren wird. Im Fernverkehr soll sich die Landesregierungen für Änderungen einsetzen.
Die Mängelliste enthält verpasste Anschlüsse, lange Wartezeiten, Fehler in der Fahrplanauskunft, entfallene Verbindungen, entfallene Halte sowie Änderungen des gewohnten Taktfahrplans und wird so manchen Bahnkunden
bewegen, zukünftig doch auf das Auto umzusteigen. Das kann und darf nicht Absicht der Landesregierung sein.
So fährt der IC zwar schneller nach Hamburg, doch Anschlussreisende haben das Nachsehen. Der IC fährt dadurch an den Anschlusszügen vorbei. Schneller fahren heißt also nicht schneller reisen.
Die Verbindungen Rostock – Lübeck – Kiel und Rostock – Ludwigslust – Wittenberge – Stendal – Magdeburg – Halle fahren nur noch zweistündlich statt stündlich:
Es wird lange Wartezeiten geben. Die krassesten Beispiele sind rund 50 Minuten in Stralsund für die Relation Rostock – Greifswald, bis auf Ausnahmen sogar rund zwei Stunden (!) in Waren für die Relation Rostock – Güstrow – Waren – Malchow, statt 15 Minuten neu runde 50 Minuten in Rostock für die Übergänge zu den IC nach Stralsund und Hamburg aus Tessin, Bad Doberan und Graal-Müritz.
In Rostock wird der S-Bahn-Takt genau um 1 Minute vorverlegt, so dass anfangs vermutlich einige ihre Bahn verpassen werden, denn sie haben sich jahrelang an ihre Abfahrzeit gewöhnt.
Von Rostock nach Stralsund braucht der IC länger als der Regionalexpress. Nach dem alten Fahrplan benötigt er für die Strecke 50 Minuten und ab 11.12. bis auf Ausnahmen über 60 Minuten.
Zwischen Stralsund – Rostock – Schwerin kann man von keinem Stundentakt mehr sprechen. In Tagesrandlage entfallen wichtige IC-Züge zwischen Stralsund – Rostock – Schwerin – Hamburg; sie tragen bislang erheblich zur Angebotsqualität bei. Der IC Halt in Hamburg-Bergedorf entfällt und wird die Pendler auf die Palme bringen oder ins Auto. Denn wer fährt bis zum Hauptbahnhof und von da mit der S-Bahn wieder zurück, wenn er für die dadurch erheblich längere Fahrtzeit auch noch mehr bezahlen soll?
Wer keine Fahrpläne ausgiebig studiert und von Schwerin nach Neubrandenburg fährt, darf im schlimmsten Fall dreimal umsteigen. Wer der Fahrplanauskunft glaubt, sogar viermal. Wer die Fahrplanauskunft überlistet, schafft es mit ein- bis zweimal.
Und wenn man glaubt, schlimmer ginge es nimmer: Ab 28. Mai wird es von Rostock nach Magdeburg nur noch Verbindungen über 5 Stunden statt der üblichen 3 Stunden und 50 Minuten geben.