Rostocker Forscherin mahnt

Bienen sind auf der ganzen Welt bedroht

Dr. Katharina Stein bespricht mit ihren zwei Feldassistenten (rechts) die Arbeitsaufgaben. Baumwollpflanzen müssen markiert werden, um Experimente zum Bienenausschluss und zur offenen Bestäubung durchzuführen. Interessiert begleitet wird sie vom kollaborierenden Bauern und ihren Familienmitgliedern. Foto: privat / Universität Rostock

„Bienen sind weltweit die wichtigsten Bestäuber. Die Ernteerträge vieler Nahrungspflanzen hängen von ihnen ab“, sagt die Botanikerin und Pflanzenökologin Dr. Katharina Stein. Die 35-jährige Forscherin, die in Leipzig Biologie studierte und in Halle promovierte, arbeitet am Lehrstuhl für Allgemeine und Spezielle Botanik der Universität Rostock, den Professor Stefan Porembski leitet. Der ist international unter anderem für seine überragende Artenkenntnis bekannt.

Katharina Stein, die sich für die Funktionalität von Ökosystemen interessiert, hat in ihrem Spezialgebiet der Bestäubungsökologievier Jahren lang in West-Afrika zur Bestäubungsleistung von Bienen für die Ernteerträge von Baumwolle und Sesam geforscht. „Das Land gehört zu den ärmsten der Welt bei gleichzeitig raschem Bevölkerungswachstum“, sagt die Wissenschaftlerin.

Deshalb würden natürliche Lebensräume für die Expansion landwirtschaftlicher Flächen geopfert. Im Übrigen zeige sich der Klimawandel in Westafrika am deutlichsten. „Unsere Studien haben ergeben, dass eine bestimmte Wildbienen-Art zusammen mit Honigbienen die effektivsten Bestäuber von Baumwolle und Sesam sind“. Mit Bienenbestäubung könne die Ernte um bis zu 60 Prozent gesteigert werden, verweist Katharina Stein auf ihre Versuche in Westafrika.

„Ein Verlust der Bienen würde dort Ernteverluste von 37 Prozent bei Baumwolle und 59 Prozent bei Sesam zur Folge haben.“ Weiterhin ergab die Studie, die Dr. Stein und Kollegen in der international renommierten Fachzeitschrift „Scientific Reports“ im Dezember letzten Jahres publiziert haben, dass ein Verlust der Bienen ebenfalls die Qualität der Ernte, sowie des Saatgutes vermindert. Zusammen mit Professor Eduard Linsenmair von der Universität Würzburg und Kollegen von der Elfenbeinküste wurde eine umfangreiche und einmalige Referenz-Sammlung westafrikanischer Bienen angelegt, die seitdem der Lehre und Forschung dient.

„Die globale Bestäuber-Krise betrifft alle Länder dieser Welt“, betont Katharina Stein. Sie warnt eindringlich vor dem Aussterben der fleißigen Insekten. Diese liefern nicht nur Honig, sondern bestäuben rund 90 Prozent aller Blütenpflanzen. „Weltweit gibt es etwa 20.000 Bienenarten, in Deutschland rund 600 – also nicht nur die Honigbiene, sondern Wildbienen, an die kaum jemand denkt. Es gibt Studien, die besagen, dass Wildbienen effektivere Bestäuber sind, als die Honigbiene“, erläutert die Forscherin.

Doch die Bienen sind in Gefahr. Sie finden bei aufgeräumter Landschaft kaum Nahrung. Stattdessen könnten viele Umweltgifte und  neue Krankheiten zu ihrem Aussterben führen. „Ob in der Wüste, in den Tropen oder im Norden, die Bienen sind auf der ganzen Welt bedroht“, mahnt Katharina Stein. Das könnte für die Menschheit dramatische Folgen haben. 351 Milliarden US-Dollar beträgt der ermittelte ökonomische Wert der Bestäubungsleistung der Nahrungspflanzen. Fiele die Bestäubung durch die Bienen aus, drohten in Deutschland Verluste von 25 bis 60 US-Dollar pro Hektar landwirtschaftlicher Fläche.

Pressemitteilung der Universität Rostock / Wolfgang Thiel