Nordostdeutsche Missbrauchsfälle drohen unterzugehen

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kritisieren den fehlenden Runden Tisch in MV

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bekräftigen ihre Forderung, dass in Mecklenburg-Vorpommern ein Runder Tisch zum Thema Missbrauch unbedingt eingerichtet werden muss. „Das in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen geschehene Unrecht, das zum Teil mehrere Jahrzehnte zurückliegt, darf nicht einfach verdrängt werden“, kritisiert Silke Gajek, Landesvorsitzende der Bündnisgrünen, „die kriminellen Geschehnisse in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR müssen detailliert aufgearbeitet werden. Sollten die Fälle aus Mecklenburg-Vorpommern nur auf der Bundesebene verhandelt werden, drohen sie ganz unterzugehen.“

Besonders kritisch sehen die Bündnisgrünen die Aussage von Justizministerin Kuder, dass der Missbrauch in den Ostländern nicht isoliert betrachtet werden dürfe. „Diese Argumentation ist eine weitere Diskriminierung der Opfer. Wir brauchen eine eigenständige Diskussion in Mecklenburg-Vorpommern, um die spezifische Situation in unserem Land aufzuarbeiten“, erklärt Gajek.

Mecklenburg-Vorpommern muss die über 240 Anzeigen der Opfer ernst nehmen. „240 Opfer sind genau 240 zu viel. Man muss davon ausgehen, dass sich gar nicht alle, denen aus ideologischen Motiven in der DDR Unrecht in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen angetan wurde, gemeldet haben. Aus diesem Grund brauchen wir auf Landesebene einen Runden Tisch, um das gesamte Ausmaß offenzulegen und Opfern aus unserem Land deutlich zu machen, dass dieses Unrecht aufgearbeitet wird und es Ansprechpartner speziell zu diesem Thema in der Region gibt.“, fordert Gajek. Der Runde Tisch mache das Unrecht zwar nicht ungeschehen, es wird aber so auf eine politische Ebene gehoben und aufgearbeitet. „Die regionale Aufarbeitung kann dazu beitragen, die Aufmerksamkeit für dieses Thema zu erhöhen und hoffentlich zukünftige Missbrauchsfälle zu verhindern.“

Gritta Flau