Höchste Zeit für eine sachliche Debatte um Bioenergie-Nutzung

Nach Ansicht des Sprechers für Agrarpolitik und ländliche Räume, Prof. Dr. Fritz Tack, ist es höchste Zeit, dass in die Diskussion um Zusammenhänge von Bioenergie-Einsatz und Hunger in der Welt Sachlichkeit einkehrt.

„Die zu Teilen diletantisch geführte Debatte grenzt an Verteufelung des Einsatzes von Bioenergie“, erklärte Tack am Mittwoch.

Die Linke in M-V spreche sich seit langem für eine Agrarpolitik aus, in der die Lebensmittelproduktion absoluten Vorrang haben müsse. „Dies schließt aber eine maßvolle Bioenergieproduktion als eine weitere Einkommensalternative im ländlichen Raum nicht aus“, sagte Tack. Das von der Ministerin Wieczorek- Zeul geforderte Moratorium zum Aussetzen der Biokraftstoff-Produktion ist nach Ansicht von Tack eine politische Kurzschlussreaktion. „Hier soll das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden.“ Völlig ignoriert werde dabei, dass die Arbeitsplätze in der Biodieselbranche und den Ölmühlen ohnehin gefährdet sind und die ausgereichten Fördermittel und die abgeschlossenen Verträge Gefahr laufen, verloren zu gehen.

„Die Ursachen des Hungers, des maßlosen Steigens der Energiepreise und der Verteuerung der Lebensmittel in der Welt liegen nur zu einem kleinen Teil in der Verwendung von Pflanzen zur energetischen Nutzung“, betonte Tack. Hauptursache seien hemmungslose Spekulationen mit den Rohstoffen an den internationalen Börsen, die unzureichende Entwicklungshilfe für die Landwirtschaft der hungernden Völker und Kriege. „Es kann doch niemand  ernsthaft glauben, dass der sofortige Stopp der Rapsverarbeitung im Lande zu einer Entspannung der unerträglichen Hungersituation in der Welt beitragen kann“, so Tack. Die zu verarbeitenden Mengen seien viel zu unbedeutend.

Bioenergie in Maßen in regionalen Wirtschaftskreisläufen erzeugt und eingesetzt, ist nach Ansicht von Tack der richtige Weg für Mecklenburg- Vorpommern, der auch zur Erhöhung der Wertschöpfung im ländlichen Raum beiträgt. „Der falsche Weg sind allerdings solche überdimensionierten Biogasanlagen, wie man sie in Penkun und bald auch in Güstrow findet, diese haben mit Nachhaltigkeit nichts zu tun“, so Tack.

Auch die Debatte zur Rückkehr zu den seit vielen Jahren überwundenen kleinbäuerlichen Strukturen sei völlig kontraproduktiv. „Eine leistungsfähige Landwirtschaft, die Versorgungssicherheit sowie moderne Umweltstandards gewährleisten soll, muss über eine Struktur verfügen, die den Einsatz der modernen Technik und umweltschonenden Technologien ermöglicht.“ Dies sei mit kleinbäuerlichen Familienbetrieben allein nicht möglich. „Sie haben jedoch selbstverständlich ihre Berechtigung in der ‚Einheit der Vielfalt’ in der Agrarstruktur des Landes“, betonte Tack. Dies bestätigte auch eine Anhörung zur Situation der Nebenerwerbslandwirtschaft im Agrarausschuss in der vergangenen Woche, die die Linksfraktion initiiert hatte.