Gedenken an Pogromopfer

Arbeitskreis Kirche und Judentum lädt am 8. und 9. November in Greifswald ein

Foto M.M.

Greifswald. Der Arbeitskreis Kirche und Judentum des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises lädt in Kooperation mit dem Kulturamt der Universitäts- und Hansestadt Greifswald und der Universität Greifswald sowie gemeinsam mit den Kirchengemeinden der Stadt anlässlich des Gedenkens an die Pogromopfer des Jahres 1938 am Freitag, 9. November, zu mehreren Veranstaltungen in Greifswald ein.

Bereits am Vorabend, am Donnerstag, 8. November, zeigt die Nikolaigemeinde in Zusammenarbeit mit dem Filmclub Casablanca um 19.30 Uhr den österreichischen Stummfilm „Die Stadt ohne Juden“ im Greifswalder Dom, am Klavier begleitet von Johannes Gebhardt. Im Anschluss wird in der Winterkirche zum Gespräch eingeladen. Am 9. November findet um 13 Uhr eine Andacht am Ort des früheren Gebetssaals der Greifswalder jüdischen Gemeinde in der Mühlenstraße 10 statt. Die Andacht wird von Pastorin Luise Müller-Busse und der Evangelischen Studentengemeinde gestaltet.

Um 17 Uhr beginnt eine Gedenkveranstaltung im Bürgerschaftssaal des Greifswalder Rathauses. Referent unter der Überschrift „Der 9. November 1938 in meiner Familiengeschichte“ ist der schwedische Journalist Kaj Schueler, dessen Eltern 1942 unter dramatischen Umständen die Flucht aus Berlin gelang. Moderiert wird das anschließende Gespräch von Prof. Dr. Cordelia Heß vom Lehrstuhl für Nordische Geschichte am Historischen Institut der Universität. Um 20 Uhr intonieren Lars Grünwoldt (Bariton) und Raik Harder (Klavier) in der Universitätsaula die „Hebräischen Gesänge“, Lieder und Balladen von Carl Loewe.

Terrormaßnahme macht noch heute fassungslos

„Das Geschehen der Novemberpogrome jährt sich in diesem Jahr zum achtzigsten Mal“, so Christoph Ehricht vom Arbeitskreis Kirche und Judentum im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis. „Sie sind als ‚Kristallnacht‘ in die Geschichte eingegangen, eine Bezeichnung der Ereignisse nach dem Attentat von Herschel Grynszpan auf den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath, die der Volksmund damals prägte. In den NS-Medien wurde von ‚spontanen Kundgebungen des deutschen Volkes‘ oder ähnlich berichtet.

Alle Worte treffen das Geschehene nicht – es ist nicht nur Kristall zersplittert, es war keine spontane Aktion und es war auch kein Pogrom im herkömmlichen Sinn. Es war eine von Partei und SA generalstabsmäßig vorbereitete und durchgeführte Terrormaßnahme gegen das jüdische Leben in Deutschland und leitete die ‚Endlösung der Judenfrage‘ ein, wie die Machthaber sie sich vorstellten“, erläutert Christoph Ehricht.

SA-Trupps, gewalttätige Randalierer, gequälte Opfer und gaffende Zuschauer seien die damaligen Beteiligten, deren Tun, Leiden und Lassen auch nach acht Jahrzehnten nur fassungslos machen könne.

Pressemitteilung / Sebastian Kühl, Pressesprecher und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit, Pommerscher-Evangelischer Kirchenkreis / Projektstelle „Spiritueller Sommer in Pommern“