Für immer jung! – Alter schadet nicht, nur der Alkohol!

Auftaktveranstaltung der Aktionswoche Alkohol in MV

Erwachsene und Jugendliche für einen maßvollen Alkoholkonsum zu gewinnen, ist das Hauptziel der bundesweiten Aktionswoche ‚Alkohol? Weniger ist besser!‘, die vom 21. bis 29. Mai stattfindet.

Die unbestritten durch Alkohol verursachten Schäden sind in Deutschland extrem. Forschungsergebnisse und Statistiken lassen keine Zweifel an der Dimension der Problematik. Jeder Fünfte zwischen 18 und 64 Jahren hat ein Alkoholproblem (Epidemiologischer Suchtsurvey 2009). In krassem Gegensatz dazu steht das Image des Alkohols. Er gilt je nach Bedarf als Muntermacher, Kontaktstifter, Problemlöser oder auch als Schlaftrunk. Sehr viele Eltern leben ihren Kindern den täglichen Alkoholkonsum vor. Erwachsene versichern sich ständig gegenseitig, dass Alkoholkonsum überall und immer dazugehört und man selbst auch nur dazugehört, wenn man mittrinkt. Dies hat zur Folge, dass sich die breite Akzeptanz des Alkoholkonsums ständig weiter fortsetzt. (DHS, Jahrbuch SUCHT 2011)

Mit der Auftaktveranstaltung am 23.05.2011 in Schwerin möchten die Schirmherrin, Sozialministerin Manuela Schwesig und die Mitglieder der landesweiten Lenkungsgruppe nicht nur ein Startsignal zum Auftakt der Aktionswoche Alkohol in MV geben und auf die vielfältigen Aktionen im Land hinweisen, sondern sich auch dem Thema „Sucht im Alter“ widmen.

Wenn es um übermäßigen Alkoholkonsum geht, wird häufig der Blick auf die Jugendlichen gerichtet. Komasaufen ist dabei das Schlagwort. Erwachsene tun gerne so, als wenn sie damit kein Problem hätten. Betrachtet man aber die Zahlen der 55- bis unter 60-jährigen, die wegen Psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol in MV behandelt werden mussten, ist die Tendenz alarmierend. Im Jahr 2000 waren es insgesamt 584 davon 470 männlich und 114 weiblich. 2009 waren es bereits insgesamt 1059, davon 894 männlich und 165 weiblich. Dies ist die Altersgruppe, die später in den Alten- und Pflegeheimen betreut wird.

Bei guter Gesundheit alt zu werden – wer wünscht sich das nicht? Jeder Mensch kann dafür eine Menge tun. Ein Baustein für ein langes Leben in Gesundheit ist: der sparsame Umgang mit Alkohol. Für die meisten Erwachsenen in Deutschland gehören alkoholische Getränke zum Alltag und erst recht zu Festen und Feierlichkeiten. Den heute 60-Jährigen sind alkoholische Getränke vermutlich seit mehr als 40 Jahren vertraut. Man kennt die Wirkungen, hat seine Vorlieben und Gewohnheiten, bei der wöchentlichen Doppelkopfrunde und der gemütlichen Altherrenrunde kommt etwas anderes auf den Tisch als beim Kaffeekränzchen der Damen – Klischees über Rotwein, Cognac und Eierlikör gibt es zu Genüge, einige sind gefährlich nah an der Wahrheit. Und eines Tages merkt man es: Das Älterwerden bringt auch Veränderungen mit sich, was den eigenen Alkoholkonsum betrifft.

Die Alkoholverträglichkeit nimmt ab. Da der Wasseranteil im Körper mit steigendem Alter sinkt, führt die gleiche Menge Alkohol bei älteren Menschen zu einem höheren Alkoholpegel. Zugleich braucht die Leber länger für den Abbau des Alkohols. Mengen, die früher problemlos vertragen wurden, können deshalb nun zu Trunkenheit und darüber hinaus zu Stürzen und anderen Unfällen führen. Viele ältere Erwachsene reagieren auf diese abnehmende Alkoholverträglichkeit und senken ihren Alkoholkonsum, aber nicht alle.

Medikamente und Alkohol vertragen sich ebenfalls nicht. Zwei Drittel aller verordneten Medikamente werden von älteren Menschen eingenommen, meist sogar regelmäßig aufgrund chronischer Krankheiten wie Bluthochdruck, Osteoporose, Herzschwäche oder Arteriosklerose. Besonders problematisch ist die Kombination von Alkohol mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva. Eine Alkoholabhängigkeit kann sich auch noch im höheren Alter entwickeln. Zu den körperlichen Veränderungen kommen emotionale hinzu, z.B. das Gefühl einer neuen Freiheit, schmerzhafte Verluste und Einschränkungen. Wer trinkt, um körperliche Beschwerden zu lindern oder negative Gefühle wie Trauer, Einsamkeit, Langeweile oder Angst besser ertragen zu können, ist besonders gefährdet.

Mit der Förderung von 8 Modellprojekten zur Sensibilisierung und Qualifikation von Fachkräften in der Alten- und Suchthilfe, hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf diese Problemlage reagiert.

Ziel des Schweriner Modellvorhabens „Sucht im Alter- Sensibilisierung und Qualifikation von Fachkräften in der Alten- und Suchthilfe“ ist der Auf- und Ausbau von verbindlichen Kooperationsstrukturen zwischen beiden Hilfesystemen auf Landes- und lokaler Ebene, um eine flächendeckende Vernetzung zum Ende des Vorhabens zu erreichen.

Weitere Informationen unter: www.lsmv.de und www.aktionswoche-alkohol.de

Quelle: Lakost MV