Saalfeld: Neues nationales Stipendienprogramm benachteiligt M-V

Das heute von der Bundesregierung beschlossene nationale Stipendienprogramm für Studierende führt zu weiteren Ungerechtigkeiten in der deutschen Bildungslandschaft. Dabei werden nicht nur finanzschwache Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern benachteiligt, sondern auch Studierende in wirtschaftsfernen Studiengängen dürften seltener ein Stipendium erhalten.

Das neue nationale Stipendienprogramm der Bundesregierung legt eine anteilige Finanzierung für die Studienförderung auf, die die Hochschulen in Zukunft bei Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen einwerben sollen. Für jedes von Unternehmen gespendete Stipendium geben Bund und Land zusammen nochmals den gleichen Betrag dazu. „Es ist offensichtlich, dass in finanzschwachen Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern weit weniger Stipendien auf die gleiche Studierendenzahl kommen werden, als dies in Süddeutschland mit seiner höheren Unternehmensdichte zu erwarten ist. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit von vornherein, als Student oder Studentin im Norden Deutschlands eine solche Unterstützung zu bekommen. Die norddeutsche Hochschullandschaft wird für Studierende infolgedessen unattraktiver“, äußert Johannes Saalfeld, hochschulpolitischer Sprecher der Grünen in Mecklenburg-Vorpommern.

Es steht weiterhin zu befürchten, dass Unternehmen vor allem Stipendien für Studiengänge stiften, die ihnen in der Forschung nützlich sind oder an deren Absolventen sie als Berufseinsteiger interessiert sind. Für geisteswissenschaftliche Studiengänge und Lehrämter ist jedoch Gegenteiliges zu vermuten. Damit werden insbesondere auch gute Kandidaten aus den Lehramtsstudiengängen in die Wirtschaft abgezogen. Die Bundesregierung geht demnach weiter in die falsche Richtung. Zuerst müssen aus Sicht der Bündnisgrünen die Studiengebühren abgeschafft werden, die in Deutschland zu extrem unterschiedlichen Bildungschancen geführt haben. Stipendienprogramme können zudem keine gerechte Grundfinanzierung ersetzen, sondern wirken immer nur punktuell. Also muss vor allem das BAföG ausgebaut werden. „Bildungsministerin Schavan meint, mit dem neuen nationalen Stipendienprogramm Private und Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, in Wahrheit ist es aber ein staatlicher Rückzug aus der Verantwortung für eine gerechte Bildungspolitik“, so Johannes Saalfeld abschließend.

Gritta Flau