Die 69.“Bach-Woche“ im Fokus

Nachgefragt bei den Organisatoren

Der Monat Juni ist in der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald des „Festivals der geistlichen Musik im Norden“ – der „Bach-Woche“. Diese gibt es seit mittlerweile seit 1950, obgleich die Wurzeln dieses Festivals bis auf das Jahr 1946 zurück reichen.

In diesem Jahr findet die „Bach-Woche“ zum 69.Mal statt und steht unter der Thematik „Königsmusik“. Vom 15.Juni bis 21.Juni werden sicherlich wieder viele Interessierte diesem renommierten Festival in Greifswald beiwohnen.

Was können und dürfen diese jedoch bei der diesjährigen „Bach-Woche“ erwarten?!

Nachgefragt bei Pfarrer Reinhard Lampe, Pressesprecher der „Bach-Woche“

R.Lampe zur diesjährigen „Bach-Woche“

„An der Bach-Woche kommt man nicht vorbei…“

Frage: Herr Lampe, Mitte Juni findet die 69.“Bach-Woche“ in Greifswald statt. Wie viele Konzerte wird es geben? Welches sind die Hauptspielorte?

Reinhard Lampe: Über die ganze Woche hin sind es 41 Veranstaltungen im bewährten Tagesrhythmus: Geistliche Morgenmusik, Vorträge, Kammermusiken, Abendkonzerte bis hin zur Mitternächtlichen Meditativen Musik zum Tagesausklang. Dabei sind nur achtzehn davon kartenpflichtige Konzerte – die meisten Veranstaltungen der Bachwoche sind also kostenlos zu besuchen!

Traditionell finden die Aufführungen hauptsächlich in den mittelalterlichen Backsteinkirchen Greifswalds statt. In diesem Jahr steht der Dom St. Nikolai wegen der Sanierung nicht zur Verfügung, dafür verstärkt die anderen Kirchen St. Jacobi und St. Marien, was aber auch reizvolle Alternativen ermöglicht, zum Beispiel Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe im gegenüber dem Dom eher intimen Rahmen von St. Jacobi mit Kammerchor und kleiner Instrumental-Besetzung.

Dazu kommen natürlich noch andere Aufführungsorte wie die Uni-Aula, das Pommersche Landesmuseum, die katholische Propsteikirche St. Joseph oder das Maritime Jugendzentrum Wieck bei einem glanzvollen Open Air Konzert mit Händels Wassermusik und Feuerwerksmusik – natürlich ganz royal mit Feuerwerk!

Frage: Das Thema lautet in diesem Jahr „Königsmusik“… Was verbirgt sich dahinter?

Reinhard Lampe: Das Festival Geistlicher Musik im Norden stellt die musikalischen Königsbilder in den Mittelpunkt, die schon in der Bibel angelegt sind: Ursprünglich ist Gott allein der König des Volkes Israel. Viele Psalmen der Bibel besingen ihn so (zu hören in einer „Nacht der Psalmen“ mit etlichen Chören aus der Region).

Daher war es eine risikoreiche Neuerung, als sich das Volk erstmals einen König zulegte, dessen tragisches Schicksal Georg Friedrich Händel im Oratorium „Saul“ musikalisch gestaltet hat. Es geht um Krieg, um Hass, um Mord – und zugleich um die Verheißung von Frieden und Segen. Dem Scheitern des ersten Königs Israels steht der Triumph des von Gott erwählten zweiten Königs gegenüber, ebenfalls musikalisch mitzuerleben im Oratorium „Le Roi David“ von Arthur Honegger. Und schließlich klingt in Bachs h-Moll-Messe die christliche Deutung der Königsherrschaft Gottes an, die uns Jesus Christus bringt: Gott „herrscht“ durch Leiden und Kreuz.

Übrigens ist auch die h-Moll-Messe einem König gewidmet: Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen, der als August III. zugleich König von Polen war. Im Preußenkönig Friedrich II. hatte Bach übrigens einen musikalischen Partner, der ihn zu einem seiner berühmtesten Werke anregte: Das „Musikalische Opfer“ über ein „königliches Thema“, das ist neben Flötenmusik Friedrichs bei dieser Bachwoche auch zu hören, allerdings etwas für Nachtschwärmer: In mehreren Abschnitten jeweils um Mitternacht! Dazu kommt eine Fülle von „königlichen“ Musiken aller Art, ich nenne nur Mozarts „Krönungsmesse“, Sibelius‘ „Belsazar“ oder Kammermusik vom Hofe Ludwigs XIV.

Frage: Welche Bedeutung hat die „Bach-Woche“ – für Greifswald, M-V und darüber hinaus?

Reinhard Lampe: Rund 10000 Besucher der Bachwochen-Veranstaltungen jedes Jahr – das prägt die Stadt, in der man in dieser Woche schon im Straßenbild gar nicht an der Bach-Woche vorbeikommt. Viele Besucher fühlen sich der sprichwörtlichen „Bachwochen-Gemeinde“ verbunden, kenne sich, man kommt ins Gespräch, auch mit Musikern und Sängerinnen und Sängern.

Darüber hinaus reisen viele eigens dafür aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland an. Etliche extra deshalb, weil sie in Mitsing-Projekten an den Projektchören der „Geistlichen Morgenmusiken“ teilnehmen können, in denen jeden Tag eine Bach-Kantate aufgeführt wird.

Frage: Gibt es noch Karten für die „Bach-Woche“ 2015? Wenn ja, wo sind diese erhältlich?

Reinhard Lampe: Alle noch frei verfügbaren Karten zu den kartenpflichtigen Konzerten gibt es in den beiden Greifswalder Vorverkaufsstellen: Evangelische Dombuchhandlung, Domstraße 19, und Buchhandlung Scharfe, Lange Straße 68. Eventuelle Restkarten werden eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn an der Tages- bzw. Abendkasse der jeweiligen Veranstaltungsorte verkauft. Aber wie gesagt: Für Veranstaltungen ohne Konzertnummer ist der Eintritt frei. Dies gilt unter anderem auch für alle Geistlichen Morgenmusiken mit Aufführung einer Bachkantate (16.-20.6., jeweils 10 Uhr, in St. Jacobi bzw. in St. Marien) und für den Festgottesdienst (21.6., 10 Uhr, St. Marien), ebenfalls mit Aufführung einer Bachkantate.

Vielen Dank, eine erfolgreiche „Bach-Woche“ 2015 und weiterhin bestes Engagement für Greifswald!

Marko Michels

Zur Info: Die „Bach-Woche“ 2015 findet vom 15.Juni bis 21.Juni statt. M.M.