Zwischen Wasserspringen und Freiwasser-Schwimmen

Die Schwimm-WM in Kazan und maritim-regionale Events in M-V


Zehn Tage Schwimm-WM in Kazan zwischen dem 24.Juli und 2.August – das waren vor allem die Tage der Entscheidungen in den drei maritimen Sportarten Wasserspringen, Langstreckenschwimmen und Synchronschwimmen.

Beckenschwimmen

Rückblick auf die WM-Entscheidungen im Wasserspringen

Im Wasserspringen dominierten dabei einmal mehr die Athletinnen und Athleten aus China. Die dreizehn Titel und 39 Medaillen in den 13 Entscheidungen bei den Herren, Damen und in den Mixed-Konkurrenzen bestätigten, dass nach wie vor „das Reich der Mitte“ die beste Wassersprung-Nation der Welt ist. So lautete die Ausbeute aus chinesischer Sicht 15 Medaillen, darunter 10 x Gold.

Bei den Herren gingen alle fünf Titel auf das „sportliche Konto“ Chinas, so unter anderem an Xie Siyi (Ein-Meter-Brett) und Chen Aisen/Lin Yue (Synchron / Zehn-Meter-Turm). Gerade beim Synchronspringen vom Zehn-Meter-Turm der Herren hatte sich das deutsche Team eine Menge ausgerechnet, starteten dort doch die Olympia-Zweiten 2008 und Titelverteidiger von 2013 Patrick Hausding/Sascha Klein. Letztendlich langte es für das Duo jedoch „nur“ zu Platz sechs. Aber für einen „Feinschliff“ im Hinblick auf Rio 2016 bleibt ja noch genügend Zeit…

Tania Cagnotto mit erstem WM-Titel

Bei den Damen wurde Chinas Siegesserie gleich zweimal unterbrochen. Zwar holten die Chinesinnen drei Titel, aber zwei weitere sicherten sich Italien und Nordkorea. Die europäische Wassersprung-Legende und ewig junge Tania Cagnotto kam zu ihrem ersten WM-Titel überhaupt – vom Ein-Meter-Brett. In den vergangenen Jahren war Tania ohnehin eine fleißige Medaillen-Sammlerin. So erkämpfte sie zwischen 2002 und 2015 insgesamt 25 EM-Medaillen, darunter 17 x Gold, zuletzt auch bei den EM in Rostock, holte zehn WM-Medaillen, startete bei vier Olympischen Spielen (2000, 2004, 2008 und 2012, dort zweimal Vierte) und belegte im Weltcup zweimal Rang drei. Eine außergewöhnliche Sportlerin…

Für Nordkorea jubelte hingegen Kim Kuk-hyang vom Zehn-Meter-Turm. Auch für Großbritannien gab es in Kazan 2015 goldene Momente beim Wasserspringen. Im Mixed-Team-Wettbewerb triumphierten Tom Daley/Rebecca Gallantree. Nach Ende der weltmeisterlichen Wettbewerbe wurde Großbritannien zweitbeste Nation mit vier Medaillen. Auf die gleiche Anzahl kam Kanada – gleich viermal Silber. Deutschland mußte bei den Siegerehrungen 2015 leider nur zuschauen…

M-V und das Wasserspringen

Auch M-V war bei den WM im Wasserspringen vor Ort. Zwar nicht mit Aktiven, aber mit der Rostocker Erfolgstrainerin Monika Dietrich, die das Geschehen meisterlich am Eurosport-Mikrofon kommentierte.

Eine aktive WM-Tradition im Wasserspringen hat M-V zudem. So wurde Christa Köhler vom SC Empor Rostock bei den WM 1973 in Belgrad Weltmeisterin im Kunstspringen. Ramona Wenzel (ebenfalls SC Empor Rostock) schaffte 1982 in Guayaquil WM-Silber im Turmspringen. Sechzehn Jahre später, 1998, belegte Alexander Mesch (WSC Rostock) zusammen mit dem Berliner Holger Schlepps ebenfalls Rang zwei, aber im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett. Bei den 1998er WM wurde die Rostockerin Annika Walter zudem Vierte. Und die gebürtige Demminerin Heike Fischer, Mitglied des SC DHfK Leipzig, gewann bei den WM zwischen 2005 und 2007 einmal Silber und einmal Bronze.

Die WM-Konkurrenzen im Langstreckenschwimmen 2015

Auch die WM-Entscheidungen im Langstreckenschwimmen endeten am ersten August-Wochenende. Die USA (zweimal Gold, einmal Silber), Deutschland (einmal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze), Brasilien (je einmal Gold, Silber und Bronze) und Italien (einmal Gold, zweimal Bronze) bestimmten dort das Niveau maßgeblich mit.
Für die deutschen Langstreckler errangen Rob Muffels, Christian Reichert sowie Isabelle Härle Gold im Team-Wettkampf. Dazu kamen Rob Muffels über 5 Kilometer (Silber), Finnia Wunram über 5 Kilometer (Bronze) und Angela Maurer über 25 Kilometer (Bronze) zu weiterem Edelmetall. Für Angela Maurer war es die zwölfte WM-Medaille. In ihrer Karriere hatte sie bei WM-Konkurrenzen darunter zweimal Gold (jeweils über 25 Kilometer 2006 und 2009) gewonnen.

In den olympischen Langstrecken-Disziplinen über die 10 Kilometer waren in Kazan bei den Frauen Aurelie Muller (Frankreich) und bei den Herren Jordan Wilinovsky (USA) die Besten.

Das Langstreckenschwimmen aus M-V-Blickwinkel

Aus MV-Blickwinkel gab es auch schon erfolgreiche WM-Athletinnen unter den Langstrecken-Assen, so die beiden Rostockerinnen Peggy Büchse und Britta Kamrau. Peggy Büchse holte bei WM jeweils zweimal Gold, Silber sowie Bronze. Gold erschwamm Peggy über 5 Kilometer 2000 und über 10 Kilometer 2001. Britta Kamrau erkämpfte zehn WM-Medaillen, unter anderem Gold über 10 Kilometer 2002 bzw. 2004 sowie über 25 Kilometer 2004 und 2007.

Starkes russisches Team beim Synchronschwimmen

Im Synchronschwimmen wurden zudem die neun WM-Konkurrenzen beendeten. Die russischen Starterinnen und Starter jubelten über achtmal Gold, einmal Silber – die Spitzenposition in dieser Sportart in Kazan. China erreichte sechsmal Silber, einmal Bronze und die USA freute sich über einmal Gold, einmal Silber.

Swetlana Romaschina fügte ihrer sensationellen Medaillen-Sammlung weitere vier Goldmedaillen hinzu. Ihre Bilanz lautet mittlerweile: dreimal Olympia-Gold 2008/2012, 19 x WM-Gold zwischen 2005 bzw. 2015 sowie siebenmal EM-Gold (2006-2014). Die Ausbeute ihrer Landsfrau Natalja Istschenkow ist nicht minder spektakulär, auch dreimal Olympia-Gold 2008/12, neunzehnmal WM-Gold 2005-2015 und neunmal EM-Gold (2006-2012). Stark präsentierte sich in Kazan 2015 auch unter anderem ebenfalls Wlada Tschigirewa mit dreimal Gold.

Die erste Mixed-Konkurrenz in der WM-Geschichte des Synchronschwimmens entschied aber das amerikanische Duo Christina Jones/Bill May für sich (Mixed Duett „Technical Routine“). Der zweite Mixed-Wettkampf sah hingegen den Erfolg von Alexander Maltzew/Darina Walitowa („Free Routine“).

Zwischen Becken-Schwimmen und Wasserball

Im Becken-Schwimmen begannen am 2.August die Entscheidungen im Becken-Schwimmen und auch in den Wasserball-Turnieren der Damen und Herren in Kazan geht es „in die heiße Phase“. In den Viertelfinal-Begegnungen des Frauen-Turnieres stehen sich am 3.August Italien/Griechenland, Spanien/USA, Russland/Niederlande und Australien/China gegenüber. Auch bei den Herren stehen die Viertelfinal-Auseinandersetzungen an – am 4.August: Kroatien/Montenegro, Griechenland/Australien, Ungarn/Italien und Serbien/USA.

Übrigens: In der Gegenwart gibt es auch einen bekannten deutschen Wasserballer aus M-V – Paul Schlüter, Jahrgang 1987, der in Ribnitz-Damgarten geboren wurde und für Duisburg bzw. die deutsche Nationalmannschaft spielt.

Noch bis zum 9.August werden die 16.Schwimm-WM in Kazan mit rund 2500 Sportlerinnen und Sportlern aus 190 Ländern ausgetragen.

Blick zum Koggenspringen und Schloss-Schwimmen

Nicht nur in Kazan wird aber auf langen Strecken geschwommen und ins Wasser gesprungen. Das traditionelle Koggenspringen bei der Hanse Sail in Rostock findet 2015 am 6.August ab 18.00 Uhr statt. Am 9.August dürfte folgend das elfte Schweriner Schloss-Schwimmen eine reges Interesse finden…

Marko Michels

PS: Man sollte jedoch nicht nur die Blicke auf etwaige „Medaillenspiegel“ richten, denn im „Spiegel“ erscheint sowieso alles seitenverkehrt! Lieber aufrichtige Leistungen als Medaillen mit Drill oder Mittelchen… Echte Begeisterung offenbarte die 20jährige Münchenerin Alexandra Wenk, die mit dem neuen deutschen Rekord von 57,77 Sekunden über 100 Meter Butterfly im Becken-Schwimmen das Finale erreichte. Für Alexandra bereits der sportliche Höhepunkt, der gar nicht mehr zu toppen ist… Es müssen eben nicht immer Plaketten sein! Ehrliche Leistungen tun es auch. mm

Foto/Michels: Im weltmeisterlichen Schwimm-Becken 2015 werden die Entscheidungen zwischen 2.August und 9.August ausgetragen.