„Fröhliche“ Gedanken zwischen Udo-Lindenberg-Auftritten und Filmkunstfest M-V
Mitunter muss man an aktuellen Tagen auf den Kalender schauen, um sich zu vergewissern, dass wir tatsächlich 2017 haben und nicht ein gänzlich anderes Jahr. Schaut man auf die vergangenen Jahrzehnte zurück und blickt auf gegenwärtige Entwicklungen in Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft, so kommt man zu dem Ergebnis, dass die Menschheit nicht all zu viel dazu gelernt hat.
„Boxeritis“ – Ach wie schööön!
Da wird ein Boxkampf hoch gejazzt, bei dem die Protagonisten 20 bis 25 Millionen Euro bekamen… Da wird dann sofort nach Superlativen gegriffen, wie toll das Geschehen doch gewesen sei, dass dieses eine epochale boxsportive Leistung darstelle… Woanders verrecken Menschen bei mehr als 40 Kriegen und kriegerischen Konflikten, aber im dekadenten Westeuropa hat man nichts Besseres zu tun, als einen Boxkampf, dessen Wert fragwürdig ist, da nur exorbitante Geldsummen als „Qualifikation“ dienten, zu promoten.
Wie viele hungrige Münder hätte man von diesen Millionen-Summen stillen können? Und was tut die Mehrheit der Menschen: Applaudiert diesem Treiben im „circus maximus“…
Wie zu „alten Zeiten“. Nach „uns“ die Sintflut, Hauptsache „wir“ haben im Moment Spass!
Mai-Nelken – längst verwelkt
Die Mai-Feierlichkeiten sind – glücklicherweise – auch wieder „zu den Akten“ gelegt. Wieder wurde – auch hierzulande – nicht friedlich demonstriert, war der 1.Mai mehr Sauf- als Kampftag der Werktätigen. Die Fortsetzung folgt dann „Himmelfahrt“… Abgerundet wurde das Procedere durch die Absonderung von gewerkschaftlichen Sprechblasen nebst Luftballons anwesender Partei-Apparatschiki, die am Rande der Mai-Demos für ihre Ziele warben. Bald ist ja Bundestagswahl… Da müssen Kugelschreiber, Notizblöcke und Gebäck, versehen mit dem jeweiligen Partei-Logo, unters Volks gebracht werden.
„Sonderzug“ nach Schwerin
Bald wird zudem auch ein „Sonderzug“ in Schwerin eintreffen – mit prominentem Gast. Udo Lindenberg wird die Landeshauptstadt M-V rocken und innerhalb seines Programms „Stärker als die Zeit“ sollte der legendäre „Sonderzug nach Pankow“ (1983) nicht fehlen. Der „Republikpalast“ steht jedoch nicht mehr, dafür die altehrwürdige Sport- und Kongresshalle in Schwerin, die auch schon 55 Lenze zählt. Natürlich sind die Auftritte von „Uns Udo“ am 6.Mai und 7.Mai längst ausverkauft.
Vielleicht sollte der ewig junge Rocker auch unseren aktuellen Spitzenpolitikern ein paar „Gitarren statt Knarren“ überreichen, die dissonanten und oft schlechten Töne seitens amtierender Bundes- und Landesregierungen beunruhigen schon ziemlich. Die Berliner CDU-SPD-Combo möchte zwar auch gern „über sieben Brücken gehen“ (Karat war ja – neben City – auch gerade in Schwerin!), allein es fehlt jemand, der den Kompass für die richtige Richtung „lesen“ kann, geschweige in der Lage ist, eine Fahrkarte für irgendwelche „Sonderzüge“ zu kaufen.
Auf zum Filmkunstfest mit Iris Berben
Wer keine Karte für Udo erwischte, der sollte zumindest einen Abstecher zum diesjährigen Filmkunstfest M-V mit dem Hauptspielort CAPITOL in Schwerin machen. Das ist sogar noch etwas älter als die Sport- und Kongreßhalle, Baujahr 1936. Davor gab es an gleicher Stelle die 1817 errichtete Tonhalle. Tja, Schwerin hat eben Tradition.
Beim Filmkunstfest (2.5.-7.5.) – und das ist mindestens so prickelnd wie die Udo-Lindenberg-Auftritte – ist auch Iris Berben zu Gast, die den „Goldenen Ochsen“ für ihr Lebenswerk erhält. Aus welchen Händen sie diesen wohl erhält?!
Schauen wir einmal, wer sich dafür in die vorderste Reihe drängt, wer sich weder „von Ochsen und Eseln“ davon abhalten lässt, wovon es ja in Schwerin eine Menge geben soll. Bleibt nur zu hoffen, dass Iris Berben ein paar vernünftige Einblicke in das Schweriner Stadtleben erhalten wird – zumindest angenehmere als die Dauer-Baustelle Wittenburger Berg, leer stehende Geschäfte in den Centern bzw. der Innenstadt, polizeiliche Dauer-Präsenz am Marienplatz und „dauerlächelnde Spritzenpolitiker“…
Ansonsten dürfte sie sich ja wie bei „Sketchup“ in realsatirischer Form vorkommen. Dort trat sie Mitte der 1980er gemeinsam mit dem leider viel zu früh verstorbenen Diether Krebs auf – ein Programm, das Maßstäbe setzte. Als Udo mit dem „Sonderzug nach Pankow“ fuhr, gab es sogar noch mehr gute, ja intelligente Unterhaltung damals. Mitunter war früher doch manches besser! Zumindest ist vieles ähnlich wie früher…
Der „Beweis“…
Rückblende auf das Jahr 1987, also vor 30 Jahren: Frage eines Hörers an Radio Jerewan: „Stimmt es, dass in der DDR eine Schnecke schneller vorwärts kommt, als ein Pferd?!“ – Antwort von „Radio Jerewan“: Im Prinzip ja. Denn: Ein Pferd beherrscht nicht die Kunst des Kriechens.“
Übrigens: Das soll heute, im vereinten Deutschland, wieder so sein! Hier stinkt es auch wieder „mächtig gewältig“, wie die „Olsenbande“ sagen würde – und die ist derzeit, beim Filmkunstfest, auch auf der Leinwand zu sehen. Mitunter ist ja nicht nur etwas „faul“ im „Staate Dänemark“!
Marko Michels