Zwischen Turn-Olympia 2016 und den Turn-EM 2017

Zwei EM-Medaillen für den DTB

Im April 2017 fanden die diesjährigen Europameisterschaften im Turnsport in Cluj-Napoca/Rumänien statt. Zwölf Titel wurden vergeben und auch deutsche Turnerinnen bzw. Turner konnten Edelmetall gewinnen.

So errang Lukas Dauser Silber am Barren und Elisabeth Seitz kam, gemeinsam mit der Britin Ellie Downie, zu Bronze am Stufenbarren.

Die Leistungsdichte war bei den 2017er Turn-EM wieder bemerkenswert. Es gibt immer mehr Nationen, die leistungsstarke Turnerinnen und Turner zu den Wettkämpfen entsenden können. Richtig dominante Turn-Nationen gibt es in Europa zumindest nicht mehr. Insgesamt gelang Turnerinnen und Turner aus dreizehn Ländern „der Sprung“ auf das Medaillen-Podest, wobei acht Staaten eine oder mehrere Goldmedaillen erkämpften.

Mehrkampf-Titel an Großbritannien und die Ukraine

Die Mehrkampf-Titel sicherten sich Ellie Downie aus Grossbritannien bei den Frauen und Oleg Verniaiev aus der Ukraine bei den Herren. Grund zum Jubeln hatten ebenfalls die Schweizer. Pablo Brägger wurde an der „Königsdisziplin“,  am Reck, Europameister vor seinem Landsmann Oliver Hegi.

Überraschungsgold sicherten sich die Französin Coline Devillard beim Sprung und die Belgierin Nina Derwael am Stufenbarren.

Positives Fazit des DTB

Aus deutscher Turner-Sicht zog Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turner-Bundes, ein positives Fazit der Turn-EM `17. Nach dessen Ansicht konnten die deutschen Turnerinnen und Turner tolle Ergebnisse in der Qualifikation erzielen und auch die Mehrkampf-Resultate hätten eine Anerkennung verdient. Besonders freue ihn, dass sowohl im weiblichen als auch im männlichen Bereich für die DTB-Mannschaft jeweils eine Medaille errungen werden konnte.

Turn-WM in Montreal im Oktober 2017

In knapp sechs Monaten, vom 2.Oktober bis 8.Oktober, stehen folgend die Turn-WM 2017 in Montreal auf dem Wettkampf-Programm, der Jahreshöhepunkt im Gerätturnen.

Rückblick auf die olympischen Turn-Konkurrenzen 2016

Vor acht Monaten gab es das vorerst letzte, ganz große globale Treffen der Turnerinnen und Turner – die olympischen Konkurrenzen in Rio

Die olympischen Turn-Wettkämpfe der 31.Olympischen Spiele wurden dabei zwar von einer Amerikanerin, Simone Biles, und einem Japaner, Kohei Uchimura, maßgeblich geprägt, aber der große Gewinner der Turn-Konkurrenzen in Rio war Europa.

Europa bester Turn-Kontinent

In den 14 Entscheidungen im Geräte-Turnen, in den 2 Entscheidungen in der Rhythmischen Sportgymnastik und in den 2 Entscheidungen im Trampolin-Turnen war der „alte Kontinent“ vorn oder vorne mit dabei.

So gewann Europa 29 der 54 turnsportlichen Olympia-Medaillen 2016, darunter 10 x Gold. Dahinter folgen der amerikanische Doppel-Kontinent mit 16 Medaillen, darunter 5 x Gold, und Asien, als großer Verlierer, mit „nur“ 9 Medaillen, darunter 3 x Gold.

USA hingegen erfolgreichste Turn-Nation in Rio

Die USA wurden in Rio allerdings die erfolgreichste Turn-Nation mit 4 x Gold, 6 x Silber, 3 x Bronze – vor Russland mit 3 x Gold, 5 x Silber, 3 x Bronze, Großbritannien mit 2 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze und Japan mit 2 x Gold, 1 x Bronze.

Insbesondere für China verliefen die Turn-Wettkämpfe in Rio enttäuschend. Das „Reich der Mitte“ konnte nur 1 x Silber, 4 x Bronze erturnen. Im Geräte-Turnen gab es nur 2 x Bronze durch die Mannschaften bei den Frauen und den Herren. Die Trampolin-Turnerinnen und -Turner gestalteten die chinesische Bilanz dann noch etwas erfreulicher, Herren-Silber durch Dong Dong, Herren-Bronze durch Lei Gao und Frauen-Bronze durch Li Dan.

Ohne Kohei Uchimura hätte es auch für Japan in Rio – turnsportlich betrachtet – düster ausgesehen. Kohei gewann im Mehrkampf nach Silber 2008, Gold 2012 die goldene Medaille auch 2012 und er führte die japanische Herren-Riege in Rio ebenfalls zu Gold. Insgesamt erkämpfte Kohei Uchimura schon sechsmal WM-Gold im Herren-Einzel (2009-2015).

Zweimal Gold für Großbritannien

Stark präsentierte sich der Brite Max Whitlock, der olympisches Gold am Boden und am Seitpferd holte.  Seine Olympia-Bilanz 2012-2016 umfasst mittlerweile 2 x Gold, 3 x Bronze. Im letzten Jahr, also 2015, hatte er bereits WM-Gold am Seitpferd gewonnen.

Der nordkoreanische Sprung-Spezialist Ri Se-gwang schaffte nach jeweils WM-Gold 2014 bzw. 2015 ebenfalls Olympia-Gold 2016.

Goldene Ringe für einen Griechen

Der amtierende Europameister und Weltmeister an den Ringen, Eleftherios Petrounias (auch wieder Europameister 2017), ließ sich auch den Olympiasieg 2016 an den Ringen nicht nehmen. Der Ukrainer Oleg Vernjajew hatte seine goldenen Momente in Rio am Barren und aus deutscher Sicht war zudem turnsportlicher Jubel angesagt. Fabian Hambüchen erkämpfte nach Bronze 2004, Silber 2012 nun endlich Gold 2016 am Reck.

Auch die brasilianischen Gastgeber hatten im Geräte-Turnen viel Grund zur Freude. Diego Hypolito und Arthur Mariano belegten am Boden die Ränge zwei und drei. „Silberne Ringe“ gab es für Arthur Zanetti.

„Simone-Biles-Festspiele“ bei den Frauen

Die Gerät-Turn-Wettkämpfe bei den Frauen waren hingegen die erwarteten „Simone-Biles-Festspiele“. Die amerikanische Turnerin gewann Gold mit der Mannschaft, im Einzel-Mehrkampf, beim Sprung und am Boden. Bei den Weltmeisterschaften im Geräte-Turnen zwischen 2013 und 2015 gewann Simone Biles zuvor 10 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze – Simone Biles, die derzeit stärkste Turnerin der Welt. Ihre Landsfrau Aly Raisman komplettierte ihre olympische Medaillen-Sammlung seit 2012 hingegen weiter und kommt nunmehr bei Olympia auf dreimal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze.

Alija Mustafina auch mit Gold

Die Russin Alija Mustafina, die Turnerin mit der größten Ausstrahlung, holte sich ebenfalls Gold in Rio, am Stufenbarren. Ihre olympische Medaillen-Sammlung seit 2012 beträgt nach Rio 2 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze. Bei WM zwischen 2010 und 2014 gelangen ihr 3 x Gold, 3 x Silber, 5 x Bronze.

Und die Niederländerin Sanne Wevers hatte die besten Übungen am Schwebebalken.

Aus deutscher Sicht gab es immerhin einmal Bronze durch Sophie Scheder am Stufenbarren. Bronze erkämpften übrigens auch Giulia Steingruber (Schweiz)  beim Sprung und Amy Tinkler (Großbritannien) am Boden.

Vergoldete Russinnen in der Rhythmischen Sportgymnastik

Die Russinnen überzeugten sportlich und künstlerisch indes wieder in der Rhythmischen Sportgymnastik. Im Einzel-Wettkampf siegte Margarita Mamun, bei den WM 2013 bis 2015 mit 7 x Gold, 6 x Silber, 1 x Bronze, vor der favorisierten Yana Kudryavtseva, bei den WM 2013 bis 2015 mit 13 x Gold, 3 x Silber, und der Ukrainerin Ganna Rizatdinova. Den fünften Erfolg seit 2000 in der Gruppe sicherte sich Russland ebenfalls.

Kanadisches und weissrussisches Gold im Trampolin-Turnen

Im Trampolin-Turnen war bei den Herren Uladzislaus Hancharou aus Weissrussland, der Vize-Weltmeister 2015, der Beste. Bei den Frauen konnte sich erneut, wie schon 2012, die Kanadierin Rosie MacLennan konnte ihren Olympiasieg von 2012 in London auch in Rio 2016 wiederholen. In Peking 2008 war sie bereits Siebente geworden.

Last but not least – aus M-V-Turn-Sicht

Eine olympische Turnerin und ein olympischer Turner aus Rostock feierten 2016 runde Jubiläen, wurden junge 65. Marianne Noack feierte im Oktober 2016 die „65“. Sie hatte 1968 in Mexico-City Olympia-Bronze mit der DDR-Riege errungen und ebenfalls mit der DDR-Mannschaft auch WM-Silber 1970 gewonnen.

Damals, 1970, war mit Christine Schmitt eine weitere Rostockerin im Team, welche dann 1972 in München Silber mit der DDR-Riege erkämpfte. Christine holte 1970 auch WM-Bronze am Schwebebalken, zusammen mit Larissa Petrik aus der SU.

Reinhard Rychly (MV-Schlagzeilen berichtete) wurde dagegen im November 2016 junge  „65“. Er belegte mit der DDR-Herren-Riege 1972 in München den Bronze-Platz.

Marko Michels