Zwischen Olympia und Regional-Liga

Mit Handball-Spielerin L.Yermachek (TSG Wismar) im Gespräch

Keiner repräsentiert den Anspruch der Hanse- und Weltkulturerbe-Stadt Wismar („neugierig-weltoffen-tolerant“) besser, als die aus Minsk stammende Ludmilla Yermachek, die Torjägerin des Handball-Teams der TSG Wismar.
Verheiratet ist sie mit einem Kroaten, doch ihr sportliches Herz gehört dem Wismarer TSG-Handball-Team. Nach ihrer Schwangerschaft und der Geburt eines „neuen Handball-Talentes“ im Juni ist Luda, wie sie die Fans nur nennen, wieder im Training.
Seit knapp drei Jahren ist die begnadete Handball-Spielerin in der TSG-Mannschaft. Mit ihr und ihrem Tor-Instinkt erreichte die TSG Wismar zweimal die Play-offs für den Aufstieg in die erste Bundesliga, ohne sie – bedingt durch die Schwangerschaft – stieg das Team in die Regionalliga ab. Das soll sich natürlich in der kommenden Spielzeit wieder ändern …

Frage: Ludmilla, na, fehlte Ihnen der Handballsport in den letzten Monaten etwas ?

Ludmilla: Naja, erst einmal habe ich schon mein Mutterglück genossen und  für „Handball-Nachwuchs“ gesorgt. Aber es stimmt schon , die Präsenz auf dem Platz, das „Aktiv sein“ bei Handball-Spielen fehlte mir schon. Doch auch der Einstieg nach monatelanger Pause war etwas schwierig, aber mittlerweile bin ich wieder drin. Ich mache Kraft-Training im Wismarer Sportzentrum Wonnemar, jogge und versuche schon mal, wieder eine Trainingseinheit mitzumachen.

Frage: Wann rechnen Sie persönlich mit Ihrem Einsatz im Team der TSG Wismar ?

Ludmilla: Das ist eine sehr schwierige Prognose. Eine Schwangerschaft zehrt natürlich schon an den Kräften, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu sagen, ab zum Beispiel Oktober spiele ich, wäre vermessen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn es zum Ende des Jahres wirklich klappt. Aber entscheidend werden die kommenden Wochen sein, wenn die Fitness-Werte allmählich wieder steigen.

Frage: Die TSG hat sich ja personell verstärkt. Wie beurteilen Sie die neuen Spielerinnen ?

Ludmilla: Ich bin davon überzeugt, dass die TSG Wismar zur Zeit eine gute Mischung aus Jugend und Erfahrung darstellt. In der letzten Saison konnten sich die Erfolge mit der A-Jugend wahrlich sehen lassen. Die TSG hat mit Justine Steiner, Antje Borkowski oder Mascha Bratenkowa drei sehr gute Torhüterinnen. Sehr gute Leistungsträgerinnen sind zudem Franca Kühne, Jessica Oldenburg oder Steffi Laas. Aber auch die anderen Spielerinnen sind „heiß“, wollen den sofortigen Wiederaufstieg in die zweite Bundesliga. Die neuen Spielerinnen werden das Spiel der TSG sicher bereichern und verstärken. Susann Tolksdorf und Melina Dahms sollen ja vorwiegend im Rückraum zum Einsatz kommen. Susanne Müller ist eine sehr ehrgeizige und talentierte Spielerin. Die junge Katerina Kucerova von Sokol Pisek aus der tschechischen Liga erscheint mir als eine sehr schnelle, bewegliche und variable Spielerin.

Frage: Wie ist der Stand der Vorbereitung ?

Ludmilla: Die meisten Spielerinnen nahmen ja an einem Trainingslager an der Sportschule Güstrow teil, um sich noch einmal in Ruhe vorbereiten zu können. Beim traditionellen Känguru-Cup in Neubrandenburg im August setzte sich das Team gut in Szene. Es gab zwei Siege und drei Niederlagen. Gerade gegen Pogon Sczcezin gefiel die Mannschaft. Dabei erfolgte ein schnelles Umschalten von Abwehr- auf Angriffverhalten, es gab zielsichere Würfe und eine sichere Deckung. Natürlich sind noch Verbesserungsmöglichkeiten vorhanden, aber zum Beginn der neuen Spielzeit wird das Team sicher in guter Verfassung sein.

Frage: Und wie sieht Ihre Freizeit zur Zeit aus ?

Ludmilla: Meine Freizeit ist mein Nachwuchs ! Mutterglück bedeutet eben auch einen liebevollen 24-Stunden-Dienst …

Letzte (olympische) Frage: Wie ist Ihre Meinung zu den Olympia-Turnieren im Handball in Peking ?

Ludmilla: Also, ich war schon sehr überrascht, dass die deutschen Männer als Weltmeister und die deutschen Frauen als WM-Dritter bereits in der Vorrunde scheiterten. – Die deutschen Frauen mußten ganz knappe Niederlagen gegen Schweden, Ungarn und Russland hinnehmen. Jetzt drücke ich den russischen Frauen die Daumen, sie waren bislang sehr souverän, auch wenn sie im Viertelfinale in die Verlängerung gegen Frankreich mussten. Die Koreanerinnen scheinen aber unberechenbar zu sein … Bei den Herren sehe ich Frankreich in der Favoriten-Rolle, wenn ich auch auf einen Sieg von Kroatien im Halbfinale gegen die Franzosen hoffe.
Das olympische Handball-Turnier 2008 bewies wieder einmal: Olympia hat eigene Gesetze !

Marko Michels

F.: M.M. (3)