Der Frauen-Volleyballsport im Fokus
Die olympischen Bälle werden bis 2020 erst einmal „eingemottet“. Rio wurde auch balltechnisch „in die Schublade gelegt“. Alles hat nun einmal ein Ende.
Was wurde sich nicht wieder tatkräftig bemüht, den Konkurrentinnen und Konkurrenten die Bälle „um die Ohren fliegen zu lassen“. Es ging hoch her und hoch hinaus.
Im Feldhockey triumphierten Großbritanniens Frauen und Argentiniens Herren. Im Fußball kickten die deutschen Frauen und brasilianischen Herren am besten.
Im Wasserball erwiesen sich die USA (Frauen) und Serbien (Herren) als die Besten. Im Handball setzten sich die russischen Frauen und die dänischen Herren durch. Weder bei den Frauen noch bei den Herren waren die USA im Basketball zu schlagen.
Im Rugby jubelten die australischen Damen und die Männer von den Fidschi-Inseln.
China schaffte nur drei Goldene im Badminton – dort konnten auch Spanien, Japan und Indonesien je einmal gewinnen. Fünf Länder teilten sich im Tennis die fünf Olympiasiege: die USA, Puerto Rico, Spanien, Russland und Großbritannien.
Alle vier Olympiasiege gingen hingegen im Tischtennis an China.
Wie sah es aber im Volleyballsport in Rio aus?
Im Beach-Volleyball waren bei den Frauen Laura Ludwig/Kira Walkenhorst die Nummer eins, bei den Herren die Brasilianer Alison/Bruno.
Und im Hallen-Volleyball holten sich Chinas Frauen Gold und Brasilien Herren dito. Die niederländischen Volleyball-Frauen mit den ehemaligen SSC-Spielerinnen Anne Buijs, Lonneke Sloetjes, Quinta Steenbergen und Yvon Belien belegten einen ausgezeichneten vierten Rang.
Wie beurteilt nun Lia-Tabea Mertens, die ambitionierte Volleyballerin aus Schwerin, die ihr sportliches Lager nun in Wiesbaden aufschlug, das ballsportliche Geschehen in Rio?!
Nachgefragt bei Lia
„China ist eine Turniermannschaft…“
Frage: Lia-Tabea, die olympische Flamme in Rio ist aus… Du hattest sicher angesichts Deines harten Volleyball-Trainings in Wiesbaden bestimmt kaum Zeit zum „Olympia gucken“… Dennoch: Wie lautet Dein Resümee zum Volleyball-Geschehen in Rio, ob am Strand oder in der Halle?
Lia-Tabea Mertens: Olympia war auch bei uns im Team ein großes Thema. Vor allem natürlich, was die deutschen und amerikanischen Volleyball-Teams anging… Durch die Zeitverschiebung lagen die Beachvolleyball-Spiele für uns immer sehr ungünstig – frühester Beginn „nach MESZ“ war ja 23:30 Uhr. Dennoch waren wir froh, wenigstens diese sehen zu können. Für die Spiele in der Halle gab es meist keine Streams, die es uns in Deutschland ermöglichten, live mit zu fiebern.
Frage: Wer beeindruckte Dich von den Volleyballerinnen und Volleyballern in Rio besonders?
Lia-Tabea Mertens: Aufgrund der Tatsache, dass wir kaum ein Spiel sehen konnten, ist es schwer, sich tiefgründiger über die Volleyball-Wettkämpfe in Rio zu äußern. Was mich persönlich beeindruckte, waren die starken Nerven von „ausländischen“ Sportlern. Dies betrifft nicht nur die Volleyballer. Die Brasilianer feuerten ihre Landsleute nicht nur an, sondern pfiffen die Gegner unsportlich aus. Ich denke, vor Teams wie zum Beispiel Laura Ludwig und Kira Walkenhorst im Beach-Volleyball, die vor 12000 Leute spielten, von denen der Großteil lautstark gegen sie war, und dabei einen kühlen Kopf bewahrten und Olympiagold gewannen, kann man nur den Hut ziehen.
Frage: Was zeichnete die chinesischen Volleyball-Frauen aus, denen man Gold eigentlich nicht zugetraut hatte?
Lia-Tabea Mertens: Dass China auch die weltbesten Spielerinnen im Team hat, zeigt das „Dream Team“ der Olympischen Spiele 2016. Mit dabei als beste Libera ist Li Lin. Nicht nur als beste Außenangreiferin, sondern auch als wertvollste Spielerin des gesamten Turniers wurde ebenfalls Zhu Ting ausgezeichnet.
In der „China-Gruppe“te muss man unter die ersten Vier kommen. China hat es mit zwei Siegen und drei Niederlagen knapp geschafft. Und somit reichte es für ein Weiterkommen. Dass sie dann im Viertelfinale gegen den bis dahin ungeschlagenen Favoriten Brasilien gewannen, ist sensationell. Vor allem die chinesische Außenangreiferin Ting Zhu war in diesem Spiel überragend. 28 Punkten steuerte allein sie in einem hochdramatischen und knappem Tiebreak-Spiel hinzu.
Zum zweiten Mal in diesem Turnier traf China dann im Halbfinale auf die Niederlande und es gab die Revanche. Im Finale hat China den ersten Satz verloren, den zweiten recht deutlich gewonnen, bevor dann der dritte und vierte Satz hart umkämpft wurden. Mit dem besseren Ende für den nun dreimaligen Olympiasieger aus Asien.
Daraus lässt sich schlussfolgern, dass China eine Turnier-Mannschaft ist, die sich immer mehr steigern musste und auch konnte. Nach einer nicht so starken Vorrunde hat es für sie bis zum Finale gereicht und sie haben sich mit Gold belohnt.
Frage: Mit Blick auf die anderen Ballsportarten… Was hast Du außer Volleyball verfolgt? Wo hast Du noch besonders mitgefiebert?
Lia-Tabea Mertens: Ich habe mir das Hockey-Endspiel unserer Männer angeschaut und einige der deutschen Handballspiele. Darüber hinaus interessierten mich vor allem vor allem die Leichtathletik, der Bahnradsport, Kanu und natürlich die entscheidenden Boxkämpfe des Schweriners Artem Harutyunyan.
Letzte Frage: Und wie läuft es ansonsten jetzt so bei Dir in Wiesbaden?
Lia-Tabea Mertens: Bis jetzt läuft es sehr gut. Wir trainieren bis zu sechs Stunden am Tag, wobei der Fokus bis dato auch noch viel auf dem Athletik-Training lag. In der Mannschaft herrscht eine gute Stimmung und wir freuen uns, dass es in einer Woche mit den ersten Vorbereitungsspielen national sowie international losgeht.
Vielen Dank!
Marko Michels