Zwischen „Macronmania“ und „Manumania“

M-V und „der Rest der Welt“ im Juni 2017

Geht es schon wieder los?! Werden schon wieder „hypothetische Zahlen“ gegen Realitäten eingesetzt? Kennt nicht jeder noch das Märchen von der zehntgrößten Industrie-Nation der Welt, der DDR?! Tja, wenn man als Berechnungsgrundlage nur „neun“ Länder berücksichtigt, dann mag dieses Märchen auch stimmen.

Her mit den Statistiken

Heute wird ja versucht, alles mittels von Statistiken zu erklären, die vorher zum „Friseur“ mußten, was gerade für jene Statistiken gilt, welche die „Zahlen“ zum Arbeitsmarkt und zur wirtschaftlichen Entwicklung beinhalten. Was nützen aber Statistiken zum Arbeitsmarkt, wenn SGB II-Leistungsempfänger, geringfügig Beschäftigte, Ein-Euro-Jobber, berufliche Rehabilitanden oder Beschäftigte auf dem zweiten Arbeitsmarkt unberücksichtigt bleiben… Alles Menschen ohne „richtige“ Arbeit…

Nicht alles ist falsch, aber…

Doch: Nicht alle Statistiken sind ja falsch. Sie werden nur falsch interpretiert.

Wie meinte einst der unvergessene Kabarettist Dieter Hildebrandt: „Wenn vor Jahren schon die Zahl der Brücken veröffentlicht wurde, die in den nächsten Jahren einstürzen werden, und diese Brücken dennoch einstürzen, ist damit nichts gegen die Statistik gesagt, sondern einiges über die bedauerliche Tatsache, dass die richtigen Zahlen nie von den richtigen Leuten zur rechten Zeit gelesen werden.“

Genau, das ist es! Auf die Menschen kommt es an, die bewußt oder unbewußt uns Realitäten vorgaukeln wollen, die so nicht existieren.

„Vive La France!“

Ein gutes, weil aktuelles Beispiel dafür ist der erste Wahlgang zu den Parlamentswahlen in Frankreich. Die deutschen Massen- und Boulevard-Medien jubelten über die „Macronmania“ in Frankreich. So soll plötzlich – nach den depressiven Jahren unter dem Präsidenten Francois Hollande – in der „Grande Nation“ wieder Ekstase, Optimismus und Frohsinn allerorten herrschen. Der Neue im Elysee-Palast, also Emmanuel Macron, ist plötzlich Heilsbringer für das Land von Brigitte Bardot.

„Nicht so schnell mit `die` Fisch!“

Aber wie meint schon ein reiferer Mecklenburger: „Nicht so schnell mit `die` Fisch!“. Schaut sich dieser nämlich die Ergebnisse des ersten Wahlganges der französischen Parlamentswahlen an, so kommt der zu ganz anderen Erkenntnissen. Zunächst: Macrons „Republik in Bewegung“ kommt gerade auf einmal etwas mehr als 28 Prozent, die mit ihr eng kooperierende „Demokratische Bewegung“ auf etwas mehr als 4 Prozent. Die angeblich politisch schon toten gaullistischen Republikaner erhalten immerhin rund 16 Prozent und der Front National schafft 13 Prozent. Und das alles, obwohl Macrons politische Bewegung die erdrückende Mehrheit der Massenmedien in Frankreich, aber auch in Deutschland an ihrer Seite hatte.

Dürftige Wahlbeteiligung

Sieht man sich ferner die Wahlbeteiligung an, nicht einmal jede zweite wahlberechtigte Französin bzw. jeder zweite wahlberechtigte Franzose wählte, ist das Ergebnis für Macron alles andere als ein Vertrauensbeweis: Rund 14 Prozent stimmten real für seine „Republik in Bewegung“. Also, wenn CDU und SPD so ein Ergebnis einfahren würden, wäre hierzulande bei den Urenkeln von Konrad Adenauer und Willy Brandt politisch „Land unter“.

Nebelkerzen statt klare Analyse

Anstatt das Ergebnis so zu kommentieren, wie es sich darstellt, lobhudeln die hiesigen Massenmedien „ihren Macron“ weiter, jemanden, der sich an Schröders „Agenda 2010“ orientierte, dabei auf den geballten Widerstand der Mehrheit der Franzosen stieß und nach nur zwei Jahren im Amt des Wirtschaftsministers – übrigens unter dem damaligen Präsidenten Francois Hollande – zurücktreten mußte. Als französischer Wirtschaftsminister also gescheitert, soll er nun für „frischen politischen Wind“ in Frankreich sorgen…

Demokratie ohne aufrechte Demokraten?!

Die Mehrheit der Französinnen und Franzosen hat aber von ihrer politischen „Elite“ die Nase voll, wendet sich von dieser ab, ob von Linken, Rechten oder Zentristen. Politik ist den Französinnen und Franzosen nicht gleichgültig, aber die derzeitigen „Eliten“ in ihrem Land, die sich durch Postengeschacher, Skandale oder gescheiterte Politik-Modelle hervor tun, sind es… Das ist das Dilemma, das wir auch in Deutschland haben: eine Demokratie ohne mehrheitlich aufrichtige Demokraten, die das Gemeinwohl im Auge haben und nicht allein die persönliche Karriere.

Was alles möglich ist!

Wie verlogen es hierzulande zugeht, beweist schon das Procedere um den baldigen G 20-Gipfel in Hamburg. Plötzlich werden wieder intensivste Grenzkontrollen an den Außengrenzen durchgeführt. Es wird verstärkte Polizeipräsenz angeordnet, sogar mit einem Urlaubsstopp für die „Freundinnen und Freunde in Uniform“. Es gibt zudem wieder verstärkte Personen-Kontrollen. Nur, weil 20 Wichtigtuerinnen und Wichtigtuer zusammen kommen, die sich in einem einig sind, dass sie sich nicht einig sind. Und dafür ein millionenschwerer „Aufriss“…

Da fragt man sich: Warum sind jetzt plötzlich Grenzkontrollen – auch unter finanziellen Aspekten – möglich, die angeblich vor zwei Jahren nicht möglich waren?! Und das bei der politischen Reputation unserer aller Kanzlerin?! Wo bleibt der Aufschrei der Gewerkschaften, der Kirchen und Sozialverbände? „Nachtigall, ick hör dir trapsen!“, würde ein oller Berliner sagen.

Nun „Manumania“ in M-V

Bald wird Manuela Schwesig Ministerpräsidentin von M-V. Es ist schon erstaunlich, wie rasant deren Karriere verlief… Bis August 2007 noch stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD in der Schweriner Stadtvertretung, dann Fraktionschefin, dann Sozialministerin M-V, dann in Steinmeiers Kompetenzteam, dann Bundesfamilienministerin, jetzt bald Ministerpräsidentin.

Es beweist, was möglich ist, wenn Menschen intensiv gefördert, ihnen Chancen gegeben, sie „aufgebaut“ werden. Jeder Mensch wächst an den Aufgaben, die man ihr/ihm gibt, heißt es richtigerweise. Schön, dass Manuela Schwesig einflußreiche Menschen an ihrer Seite hatte, die sie förderten.

Was ist aber mit den Menschen, die – trotz Einsatzes, Engagements und Kampfgeistes – vorsätzlich keine Chance erhalten, denen ganz subtil „die Beine weggehauen werden“, die hinterrücks verleumdet werden und „in ein schlechtes Licht“ gerückt werden? Nur, weil sie nicht in ein vorgeprägtes, politisches Schema passen… Die erhalten keine Aufgaben, die dürfen nicht „wachsen“…

Was wird nun?!

Wird es nun in M-V eine „Manumania“ geben?! An derlei Hirngespinsten der Vertreterinnen und Vertreter unserer Massenmedien sollte man keinen Gedanken  verschwenden. Viel wichtiger ist es, dass Manuela Schwesig hoffentlich eine vernünftige Politik, die niemanden zurück lässt,  betreibt, keine einseitige Politik, die nur bestimmte Lobby-Gruppen berücksichtigt, sondern auch vermeintlich Andersdenkende einschließt. Frei nach Rosa Luxemburg bedeutet das: „Freiheit ist auch immer die Freiheit des Andersdenkenden!“. Richtige Freiheit wohlgemerkt.

Oder wie der alte Preußen-Fritz sagen würde: „Jeder soll nach seiner Facon selig werden!“.

Sollte diese Hoffnung in M.S. Realität werden, steht einer „Manumania“ ja nichts im Wege! Da dürfen dann ebenfalls unsere Massenmedien so richtig auf die Pauke oder den Putz hauen.

Marko Michels

Foto (Michels): Manuela Schwesig als Sozialministerin M-V. Bald müssen sie sich um die kleinen wie großen „Kinder“ in M-V kümmern. Hoffentlich macht sie es besser als die vermeintliche „Bundsmutti“?!