Zwischen Bergsteigen und Ringen: 2018 ist erreicht

Wie bewältigen wir es nun…

2018 – Der Weg liegt vor uns. Wie wollen wir ihn aber meistern? Foto: M.M.

2018 liegt vor uns. Ganze 365 Tage. Olympische Medaillen, Oscars, Nobelpreise und sonstige Auszeichnungen werden wieder vergeben. Deutschland wird „irgendwie“ auch eine funktionstüchtige Bundesregierung erhalten. Vielleicht geht die Welt trotz Trump, Putin, Merkel & Co. nicht unter? Wer weiß.

Zwischen Politik und Frieden

In M-V wird die SPD/CDU-Koalition weiter machen. Rostock wird 800 Jahre. An den M-V-Universitäten und -Hochschulen in Rostock, in Greifswald, in Stralsund, in Wismar und in Neubrandenburg wird weiter fleißig studiert, experimentiert und geforscht. Möglicherweise steigt der FC Hansa Rostock in die zweite Bundesliga auf, die SSC-Schmetterlinge werden wieder deutsche Volleyballmeisterinnen und die Greifswald Baltic Mariners holen wieder die M-V-Krone im Baseball.

Die Wirtschaft wird hoffentlich boomen. Die Medien werden hoffentlich objektiver und vielfältiger. Die politische Diskussionskultur wird sich hoffentlich verbessern – von links, von rechts und in der Mitte.

Hoffentlich gibt es weniger Kriege, kriegerische Auseinandersetzungen und Terror. Und hoffentlich hat der Frieden weltweit eine Chance.

Olympischer Sport und olympische Gedanken

Zum Jahresauftakt steht jedoch der olympische Sport im Fokus.

Ja, großartige Leistungen, die ein hohes Maß an Sportivität verlangen, werden zu Recht ausgezeichnet. Sinnvolle Leistungen, die die menschliche Leistungsbereitschaft und die menschlichen Grenzerfahrungen dokumentieren, sollten in der Tat speziell gewürdigt werden. Auch Leistungen, die angesichts ihres Mutes und einer realistischen Risikoabwägung, erfolgreich geboten werden …

Vor fast 65 Jahren (Mai 1953) erreichten der Neuseeländer Edmund Hillary und der gebürtige Tibeter Tensing Norgay den Gipfel des Mont Everest – des höchsten Berges dieses Planeten. Eine atemberaubende Leistung, die seinerzeit umfangreiche Vorbereitungen erforderte und angesichts der damaligen technischen Verhältnisse gar nicht genug hervorzuheben ist.

Was ist für einen Menschen möglich? Ist er in der Lage, seinen eigenen Planten, dessen Vielfalt, dessen Herausforderungen und dessen Schönheit zur Kenntnis zu nehmen? Ist der Mensch zu großen Taten bereit, wenn ihm dazu das notwendige „Rüstzeug“ gegeben wird?

Ja, vieles ist möglich, wenn Tatendrang, gepaart mit einer entsprechenden Förderung, stimmen. Wenn der feste Wille zählt und nicht der schnöde Kommerz!

Es gab einmal Zeiten, da würdigte sogar das Internationale Olympische Komitee herausragende Leistungen, die nicht unter der Ägide einer Werbewirtschaft und eines Berufsfunktionärstum standen, sondern bei denen der aufrichtige menschliche Wille und der Tatendrang entscheidend waren. Keine halsbrecherischen Pseudo-Sportarten, die von irgendwelchen Marketingexperten von Brause- und Bier-Herstellern am Reißbrett entworfen wurden und einem zweifelhaften sportlichen Zeitgeist mit Werbestrahlkraft bedienen sollen, hatten seinerzeit, vor vielen Jahren,  das Wohlwollen des IOC.

Vor fast 100 Jahren gab es noch den „Prix olympique d`alpinisme“, den olympischen Preis, die olympischen Goldmedaillen für herausragende Leistungen im Bergsteigen. 1924, bei den Olympischen Winterspielen 1924 in Chamonix, wurde dem Briten Charles Granville Bruce und seiner Expedition zum Mont Everest diese Ehre zuteil. Es folgten die Auszeichnungen für die Brüder Franz und Toni Schmid für die Premierenbesteigung der Matterhorn-Nordwand (Olympische Spiele 1932 in Los Angeles) und für das eidgenössische Ehepaar Hettie und Günter Dyhrenfurth für deren Himalaya-Expeditionen (Olympische Spiele 1936 in Berlin).

Auch olympische Kunstwettbewerbe waren damals noch im Programm – Sport und Kultur bildeten ja seit den Olympischen Spielen der Antike eine sinnvolle Symbiose …

Heute sieht es diesbezüglich mau aus. Traditionssportarten, wie Ringen, Moderner Fünfkampf, Bogenschießen, Amateur-Boxen, einige Segelklassen, wurden und werden immer einmal wieder  zur Disposition gestellt, vermeintlichen Trendsportarten, dessen gesundheitliche Förderung mehr als zweifelhaft ist, die aber Quote versprechen, werden auf das olympische Schild gehoben.

Da wird mancher Sportverantwortlicher einräumen: „Tja, wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!“. Jedoch: Der Zeitgeist ist wechselhaft, Beliebigkeit ist zerstörend! Wer die Seele der Olympischen Spiele verkaufen will, ist längst gegangen, hat sich von den olympischen Idealen längst verabschiedet.

Ein neuer Anfang wäre sehr empfehlenswert

Die Olympischen Spiele der Neuzeit haben durch Dauer-Doping, Kommerzialisierung, Gigantismus, politisch motivierten Boykotten und schnöder Helden-Verehrung, wie beim „Tanz um das goldene Kalb“, längst schwerste Verwundungen erlitten. Lassen sich diese Wunden heilen? Wenn zu den Ursprüngen der olympischen Idee zurückgekehrt wird – sicher …

Aber: Es werden negative Folgen bleiben! Wie meinte bereits der großartige Schriftsteller Mark Twain: „Die Zeit mag Wunden heilen, sie ist aber eine schlechte Kosmetikerin!“

Vielleicht ringen sich die IOC-Oberen ja zu etwas mehr Aufrichtigkeit durch. Zwischen Bergsteigen und Ringen … Aber das mit der erhofften Aufrichtigkeit gilt nicht nur für das IOC und den olympischen Sport.

Marko Michels