Zurückgeblickt – Seoul 1988, die letzten Olympischen Spiele vor dem Mauerfall …

Wismarerin war erfolgreich dabei

Vor 20 Jahren kämpften die beiden „Deutschländer“ noch getrennt um olympische Medaillen und Platzierungen. Damals fanden die Spiele in Ostasien, in Seoul/Südkorea, statt. De Welt war in Bewegung. Michael Gorbatschow und seine neue Politik von Glasnost und Perestroika, angelegt um den real existierenden Sozialismus zu demokratisieren, um vielleicht doch noch die Grundlage für den „dritten Weg“ jenseits von „Beton-Kommunismus“ und „selbstgefälligem Kapitalismus“ zu finden, erhielt nicht nur im damaligen Ostblock viel Zustimmung.

Letztendlich wurden die kommunistischen und pro-kommunistischen Regime – durch die Wirkung der Gorbatschowschen Politik – in Europa, Asien, Afrika oder Lateinamerika nahezu hinweggefegt. Die Hoffnung auf eine neue, bessere Zukunft, auf eine sozialere und gerechtere Welt wuchs. Nicht alle, um nicht zu sagen nur einige, Wünsche und Hoffnungen der Menschheit haben sich seitdem erfüllt. Auch 2008 toben mehr als 40 blutige Kriege und kriegsähnliche Auseinandersetzungen auf fast allen Kontinenten. Noch immer prägen Armut, Hunger und Elend den Alltag in den meisten afrikanischen und vielen asiatischen und südamerikanischen Ländern.

Der Terrorismus nahm und nimmt diabolische Ausmaße an.
Finanzkrise, drohende Rezession bzw. Zunahme der Arbeitslosigkeit, negative soziale Entwicklungen, Bildungsmisere und auch die Bedrohung der Demokratie durch Extremisten von links sowie rechts, nicht gerade immer vorbildliche Demokraten und auch immense Dopingprobleme in einigen Sportarten – „Stichworte“, die nicht nur, aber auch, die Entwicklung in Deutschland zur Zeit reflektieren.
Erneut, wie schon 1988 im Jahr vor dem Fall der Berliner Mauer und dem Niederreißen des Stacheldrahtes an der deutsch-deutschen Grenze, scheint wieder vieles in Bewegung zu sein.
Sorge ist angebracht. Angst darf gar nicht erst entstehen. Sie führt stets zu Destruktivität, Passivität, macht den Blick auf die Welt eindimensional. Doch wie sich die Welt entwickeln wird, hängt von jeder/jedem Einzelnen ab. In jedem Risiko liegt auch eine Chance, eine Chance zum Positiven.
Wer hätte schon im Olympia-Jahr 1988 geglaubt und gehofft, dass der totalitäre, menschenverachtende Kommunismus bis 1991 eine vernichtende historische Niederlage erleiden würde – durch Menschen, die für ihre Freiheit stritten, nicht durch Politiker mit Sonntagsreden …

Einer bleibt jedoch Sinnbild für den Aufbruch in eine neue Zeit – und es ist ein Politiker – der bereits genannte Michail Gorbatschow.

HaackerVor 20 Jahren drückte „man/frau“ in Deutschland, auch sehr, sehr viele Sportfans östlich der Elbe, einem Boris Becker (Deutschland-West) genauso die Daumen wie für Rad-Ass Olaf Ludwig (Deutschland-Ost), man hoffte auf Schwimmer Michael Gross (Deutschland-West) und auf Schwimmerin Kristin Otto (Deutschland-Ost), man litt mit Jürgen Klinsmann, nachdem das (west-)deutsche Fußball-Olympiateam so unglücklich nach Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Brasilien ausschied. Man jubelte über die Olympiasiege des Schweriner Diskuswerfers Jürgen Schult genauso wie über das Olympiagold der Dressurreiterin Nicole Uphoff aus Duisburg. Man hoffte auf Steffi Graf – ihre Anhänger in Hamburg oder in München, aber ebenfalls ihre Anhänger in Rostock oder in Dresden.
Auch eine gebürtige Wismarerin feierte in Seoul ihren goldenen Triumph – Kathrin Haacker, die 1967 in Wismar geboren wurde und in Passee aufwuchs.

Durch eine Sichtung in der Schule kam sie zum Rudersport und wurde nach Berlin an die KJS und zum SC Dynamo Berlin delegiert, bei dem Kathrin zu einer Weltklasse-Ruderin reifte.
In Seoul 1988 gab es dann den Höhepunkt in ihrer sportlichen Karriere – den Olympiasieg im Achter. Für sie sei damals diese olympische Goldmedaille die Erfüllung eines Lebenstraumes gewesen, nachdem 1986 der internationale sportliche Durchbruch gelang. Erst auf Anraten der Trainer sei Kathrin vom Zweier ohne in den Achter gewechselt – erst kurzfristig vor Olympia`88. Eine goldrichtige Entscheidung, wie sich zeigte, die mit einem „super Gefühl“ ganz oben auf dem olympischen Siegerpodest endete. M.Michels

Autogrammfoto 1988 von K.Haacker