Nachgefragt bei Ralf Skopnik, Trainer von Rostocks Speerwurf-Ass Mark Frank
Seit 1985, damals bei den Hallen-Weltspielen in der Leichtathletik in Paris, und seit 1987 dann bei den ersten offiziellen Hallen-Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Indianapolis geht in der Leichtathletik „global-meisterlich die Post ab“. So war es nun auch bei den Hallen-Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 9.3.12 bis 11.3.12 im türkischen Istanbul. In der Ataköy Athletic Arena wurde an drei Tagen in 26 Disziplinen beste Leichtathletik geboten.
Die fleißigsten Goldmedaillen-Sammlerinnen und –Sammler kamen aus den Vereinigten Staaten, die neunmal Gold gewannen. Dahinter folgen Großbritannien (3 x Gold), Äthiopien und Kenia (je 2 x Gold). Die weiteren Weltmeister-Titel sicherten sich Griechenland, Frankreich, Brasilien, Jamaika, Australien, Russland, Neuseeland, Costa Rica, Marokko und die Ukraine.
Sprint-Königin aus Jamaika
Die Sprint-Königin über die 60 Meter ist 2012 die Jamaikanerin Veronica Campbell-Brown in 7,01 Sekunden, der Sprint-König 2012 über die 60 Meter ist der US-Amerikaner Justin Gaitlin in 6,46 Sekunden. Die 4 x 400 Meter Staffeln bei der Frauen und Männern waren eine Angelegenheit für die Britinnen und Briten.
Die Russin Jelena Issinbajewa feierte ein klasse Erfolgs-Comeback und siegte mit 4,80 Meter im Stabhochspringen. Renaud Lavillenie sorgte bei den „mit dem Stab springenden Herren“ dann mit 5,95 Meter für französisches WM-Gold. Im Hochsprung durfte der Grieche Dimitrios Hondrokoukis jubeln – 2,33 Meter – das war Gold. Und endlich einmal wieder eine Erfolgsmeldung in Richtung Akropolis!
Ein Kenianer mit US-Trikot war über 3000 Meter der Beste und im Weitsprung ging der Erfolg an den „Zuckerhut“. Der Brasilianer Mauro Vinicius da Silva konnte mit der Weite von 8,23 Metern den WM-Titel erobern.
Goldene Australierin über die Hürden
Bei den Frauen erkämpfte die Australierin Sally Pearson nach Olympia-Silber 2008 und WM-Gold 2011 bei den Freiluft-WM über die 100 Meter Hürden nun WM-Gold in der Halle über die 60 Meter Hürden. Aus Australiens „Nachbarland“ Neuseeland kommt die Weltmeisterin 2012 im Kugelstoßen. Valerie Adams errang nach Olympia-Gold 2008, dreimal Freiluft-WM-Gold 2007, 2009 und 2011 jetzt auch das zweite WM-Gold in der Halle nach 2008.
Für „echte Hammer-Ergebnisse“ sorgten die Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer. Im Fünfkampf triumphierte die Ukrainerin Natalja Dobrinskaja mit dem neuen Hallen-Weltrekord von 5013 Punkten im Fünfkampf und Champion im Siebenkampf bei den Herren wurde der Amerikaner Ashton Eaton mit dem neuen Weltrekord von 6645 Punkten.
Zweimal WM-Silber für Deutschland
Bei so viel Gold und Rekorden für die anderen, wo blieben da die 17 Athletinnen und Athleten aus Deutschland? Für das kleine und junge Team gab es immerhin zweimal Silber. Kugelstoßer und Freiluft-Weltmeister David Storl wurde Vize-Weltmeister mit 21,88 Metern hinter dem Amerikaner Ryan Whiting, der auf 22 Metern kam. Im Stabhochspringen belegte Björn Otto mit 5,80 Metern ebenfalls Rang zwei – hinter dem bereits erwähnten Franzosen Renaud Lavillenie.
Und wie beurteilt Ralf Skopnik, der Trainer von Mark Frank (1. LAV Rostock), die Titelkämpfe?!
„Die Hallen-WM 2012 ist differenziert zu beurteilen …“
Frage: Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften „unter dem Hallendach“ sind 2012 schon wieder Geschichte. Wie lautet Ihr Resümee?
Ralf Skopnik: Die Hallen-Leichtathletik-WM 2012 sind sehr differenziert zu beurteilen. Wir haben 2012 ein sehr ereignisreiches Leichtathletik-Jahr, gerade mit den Europameisterschaften in Helsinki Ende Juni und den olympischen Wettkämpfen Anfang August in London. Da bereiten sich zahlreiche Athletinnen und Athleten sehr langfristig insbesondere auf die genannten beiden Freiluft-Großereignisse im Sommer vor. Einige Top-Leute fehlten deshalb in Istanbul.
Das schmälert keineswegs die zahlreichen hervorragenden Leistungen der Titelträger und Medaillengewinner der diesjährigen Hallen-WM; diese hat jedoch in einem Olympia-Jahr einen etwas anderen, nicht so herausragenden Stellenwert. Dennoch: Wer in Istanbul erfolgreich war, dürfte auch mit zusätzlicher Motivation an die kommenden Herausforderungen herangehen!
Frage: Wie ist Ihre Meinung zu den deutschen Ergebnissen in Istanbul?
Ralf Skopnik: Ich habe mich sehr über die großartige Leistung von David Storl im Kugelstoß-Ring gefreut. Die Weite, 21,88 Meter, ist wirklich ganz große Klasse. Kaum zu glauben, dass es damit nur zum Silber-Rang reichte! David hat in Istanbul seinen Weltmeister-Titel der Freiluft-WM 2011 in Daegu eindrucksvoll bestätigt. Auch Stabhochspringer Björn Otto präsentierte sich mit einer ausgezeichneten Leistung. Wirklich super, dass er sein Leistungsvermögen bei den Hallen-WM abrufen konnte und Silber erreichte.
Frage: Olympia ruft – und Rostock hofft auf Jana Schmidt und Mark Frank … Wie beurteilen Sie deren Chancen für London?
Ralf Skopnik: Mark ist zurzeit in einem dreiwöchigen Trainingslager in Südafrika, wo er von Bundestrainer Boris Henry betreut wird und gemeinsam mit Weltmeister Matthias de Zordo trainiert. Erst einmal gilt für Mark, die Olympia-Qualifikation zu schaffen. Das wäre für ihn wirklich phantastisch, denn Peking 2008 versäumte er leider verletzungsbedingt. Bei den WM war er schon dreimal Achter und hätte es verdient, endlich auch bei Olympia zu starten. Wenn er das „packt“, sollte der Endkampf in London im Bereich des Möglichen liegen. Aber erst einmal gilt es, die Quali zu meistern …
Jana durfte ja bereits ihr „Ticket“ für die Paralympics buchen. Sie wurde 2011 Vize-Weltmeisterin über 100 Meter, aber gerade die Spiele haben ihre eigenen Gesetze. Dennoch bin ich mir sicher, dass Jana zumindest das Zeug für den Endlauf hat – und dann schauen wir mal. Sie ist ja zudem eine sehr vielseitige Athletin, die in einigen Disziplinen sehr gute Leistungen aufweist.
Dann beste Erfolge!
M. Michels