Zum 200.Geburtstag von Fritz Reuter

„Fritz Reuter gehört zu den Klassikern unter den Dichtern des 19.Jahrhunderts!“

Auch in diesem Jahr gibt es in Mecklenburg-Vorpommern einige Jubiläen. Schwerin, die Landeshauptstadt, feiert den 850.Geburtstag. Vor 50 Jahren wurde die Wasserspringerin Ingrid Krämer Doppel-Olympiasiegerin. Vier Jahre später sollte sie, für Rostock startend, den ersten Frauen-Olympiasieg für Mecklenburg und Vorpommern überhaupt erkämpfen.

Fritz ReuterAber ein ganz besonderer Höhepunkt 2010 ist zweifellos der 200.Geburtstag des Schriftstellers und Dichters Fritz Reuter, der 1810 in Stavenhagen geboren wurde und 1874 in Eisenach starb.

Nachgefragt beim Geschäftsführer der Fritz-Reuter-Gesellschaft e.V., Herrn August Bath

Frage: In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag Fritz Reuters, des wohl berühmtesten niederdeutschen Dichters und Schriftstellers, zum 200.Mal. Was sind für Sie die wertvollsten Werke Reuters ? Im „Unkel Bräsig“ hielt er ja so manchem Mecklenburger einen Spiegel vor…!?

August Bath: Für mich gibt es bei Fritz Reuter keine wertvollen und weniger wertvollen Werke. Reuter hat Werke in niederdeutscher Sprache von höchstem literarischem Rang geschaffen. Er gehört zu den Klassikern unter den Dichtern des 19.Jahrhunderts.“Unkel Bräsig“ ist eine typische Hauptfigur in der Romantrilogie „Ut mine Stromtid“.

Mit „Ut mine Stromtid“ schuf Reuter einen großen Gesellschaftsroman, in dem er die ländlich mecklenburgischen Verhältnisse im Zeitraum zwischen 1829 und 1848 gestaltete. Wie „Ut de Franzosentid“ und „Ut mine Festungstid“ hat auch dieser Roman einen autobiographischen Hintergrund. Mit dem missingsch sprechenden, liebevoll gezeichneten Bräsig ist Reuter eine wahrhaft volkstümliche literarische Figur voller Güte und Wärme, Gerechtigkeitsempfinden, Humor und Selbstironie gelungen.

In Neubrandenburg entstand das Werk, das Reuter als sein bestes und liebstes angesehen hat: Die plattdeutsche sozialkritische Verserzählung „Kein Hüsung“. Nach eigenen Aussagen hat Reuter dieses Werk mit seinem Herzblut geschrieben.

Frage: Was zeichnete den Dichter, den Menschen Fritz Reuter aus, der ja nie den Blick über den „schriftstellerischen Tellerrand“ verlor ?

August Bath: Das waren seine Menschenkenntnis, seine Geradlinigkeit, seine Kenntnisse der Verhältnisse in seinem Vaterland und deren kritische Wertung. Für Reuter gab es meiner Meinung nach keinen „schriftstellerischen Tellerrand“. Er war nicht nur Humorist, sondern verstand es auch, ernsthafte Werke zu verfassen, wie eben „Kein Hüsung“.

Frage: Fritz Reuter machte das Niederdeutsche auch außerhalb Mecklenburgs so richtig populär. Wie beurteilen Sie heute die Pflege des Niederdeutschen z.B. in den Schulen ?

August Bath: Reuter hat mit seinen Werken die niederdeutsche Sprache aufgewertet. Sie ist wieder Literatursprache geworden. Aus heutiger Sicht ist es mehr denn je notwendig, gerade in den Schulen verstärkt zu wirken, dass Niederdeutsch im Unterricht eine größere Rolle spielt – nicht nur im Literatur-Unterricht. Es gilt, die Weisungen und Anweisungen des Kultusministeriums durchzusetzen. Wir als Fritz-Reuter-Gesellschaft tragen mit unseren Veranstaltungen zur Lehrer-Weiterbildung für die niederdeutsche Sprache bei.

Frage: Welche Veranstaltungen gibt es im Fritz-Reuter-Jahr auch seitens Ihrer Gesellschaft ?

August Bath: Da gibt es eine Reihe herausragender Veranstaltungen … So fand bereits am 15.März 2010 die Präsentation des dritten Bandes der Gesamtausgabe der Briefe von Fritz Reuter im Hinstorff-Verlag in Rostock statt. Außerdem erschien im März 2010 Band 20 der „Beiträge der Fritz-Reuter-Gesellschaft“ im Hinstorff-Verlag.

Ein Höhepunkt waren bereits die Reuter-Tage vom 16. bis 18.April im Hotel Reuterhof in der Reuterstadt Stavenhagen. Die Thematik lautete „Fritz Reuter – in seiner und unserer Zeit“.

Weitere Veranstaltungen sind:

– Ausstellung „Fritz Reuter in Neubrandenburg – aus der Werkstatt eines niederdeutschen Klassikers: Handschriften, Erstausgaben, Neudrucke“ vom 6.Juli 2010 bis 8.August 2010 im Schauspielhaus zu Neubrandenburg

– Festveranstaltung der Stadt Neubrandenburg und der Fritz-Reuter-Gesellschaft aus Anlass des 200.Geburtstages Fritz Reuters und des 50.Jahrestages der Gründung der Fritz-Reuter-Gesellschaft e.V. am 15.Juli 2010 in der Konzertkirche zu Neubrandenburg

– Übergabe einer Sonderbriefmarke durch das Bundesfinanzministerium an das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern und die Fritz-Reuter-Gesellschaft am 5.November 2010 im Schleswig-Holstein-Haus zu Schwerin

– Festveranstaltung der Stadt Stavenhagen, des Fritz-Reuter-Literaturmuseums und der Fritz-Reuter-Gesellschaft am 7.November 2010 in der Reuterstadt Stavenhagen (Kulturhaus Ortsteil Basepohl)

– Präsentation einer Gedenkmünze in Silber oder Gold aus Anlass des 200.Geburtstages von Fritz Reuter durch EUROMINT am 21.April 2010 im Neuen Tor, Neutorstrasse in Neubrandenburg. Verkauf durch Sparkasse Neubrandenburg-Demmin und Raiffeisenbank Mecklenburger Seenplatte eG

– Beteiligung an der Planung einer Briefmarkenserie des Nordkurier Neubrandenburg, mit Illustrationen zu Werken Fritz Reuters von Werner Schink

– Mitwirkung an Festveranstaltungen in zahlreichen Orten, in denen Fritz Reuter gelebt, studiert und gearbeitet hat (Grevesmühlen, Parchim, Rostock, Wismar, Schwerin, Ludwigslust und Altentreptow).

Sie sehen, wie vielfältig die Angebote sind.

Frage: Welche „Weisheit“ von Fritz Reuter gefällt Ihnen am  besten ?

August Bath: Bevor man die Reuter-Villa in Eisenach betritt, kann man folgenden Spruch über der Eingangstür lesen: „Wenn einer kümmt um tau mi seggt: `Ick mak dat allen Minschen recht!` Denn segg ich: `Leewe Fründ, mit Gunst! Oh, lehr`n S` mi disse swore Kunst!“
Eine andere Spruchweisheit Reuters: „Wenn einer dauhn deit, wat hei deiht, denn kann hei nich mihr dauhn, as hei deiht!“.

Dann gutes Gelingen und maximale Erfolge im Fritz-Reuter-Jahr 2010 !

Marko Michels

Weitere Informationen unter: www.frgev.de oder www.reuter200.de .

Foto: Fritz Reuter um 1866 / Gemälde von Theodor Schloepke / Fritz-Reuter Gesellschaft (www.frgev.de)