Zehn Jahre OZEANEUM – ein Rück- und Ausblick

Nachgefragt bei Diana Meyen vom Meeresmuseum/OZEANEUM Stralsund

Die Innenansicht vom Aquarium zeigt das jüngst renoviertes Becken „Offener Atlantik“. Fotograf: Christian Howe

Ein Jahrzehnt ist zwar ein noch sehr überschaubarer Zeitraum, aber mitunter wird selbst in so einem kurzen Zeitabschnitt ungemein viel geleistet. Das beste Beispiel dafür ist das OZEANEUM in Stralsund, das im Juli 2008 eröffnet wurde…

Was ist seitdem geschehen?!

Nachfragt bei Diana Meyen, Leiterin Presse und Marketing beim Meeresmuseum/OZEANEUM Stralsund

Diana Meyen über ein Jahrzehnt OZEANEUM, dessen Entwicklung bis 2018, zur Beliebtheit der Einrichtung, die Bedeutung der verschiedenen Ausstellungen, das Meeresmuseumim Katharinenkloster, weitere Projekte bzw. Vorhaben und den Bildungsauftrag ihrer Einrichtung

Mit Bildung kann man unserer Meinung nach gar nicht früh genug anfangen…“

Frage: Ein Jahrzehnt OZEANEUM Stralsund… Was waren die Meilensteine in der Entwicklung des OZEANEUM?

Diana Meyen: Das OZEANEUM ist mit seinen zehn Jahren das „Baby“ der Stiftung Deutsches Meeresmuseum. Es hat sich aber trotz des jungen Alters zu einem Besuchermagneten ersten Ranges in der Region entwickelt.

Nach der Fertigstellung der Ausstellung 1:1 Riesen der Meere im Oktober 2008 kam als großer Meilenstein der Bau der Pinguin-Anlage im Jahre 2010 hinzu. 2010 war aber auch in anderer Hinsicht ein besonderes Jahr. Wir gewannen nämlich den „Museums-Oscar“.

Die Jury achtet dabei besonders auf eine phantasievolle Interpretation und Präsentation, Ausstattung, Finanzen, soziale Verantwortung, Aufklärungsarbeit, Marketing und Management. Nur wenige deutsche Museen erhielten bisher diesen Preis. Ein Grund für uns, ganz besonders stolz darauf zu sein.

Wir ruhten uns allerdings nicht auf diesen Lorbeeren aus, sondern waren und sind bestrebt, dass sichdas OZEANEUM beständig weiter entwickelt.

Im Jahr 2011 eröffneten wir zusammen mit dem Konsortium Deutsche Meeresforschung und dem WWF die Ausstellung Erforschung und Nutzung der Meere.

Und es folgten zahlreiche weitere Höhepunkte: Seit 2012 zieht die gut drei Meter lange Sandtigerhaidame Niki ihre Runden im Großbecken „Offener Atlantik“. Viele kleine und große Exponate, wie der Riesenhai oder der Riemenfisch, kamen hinzu und auch im Kleinen wurde permanent an den Ausstellungen und dem Service für die Besucher gearbeitet.

Seit 2014 präsentiert das OZEANEUM seine jährlich wechselnden Jahresthemen. Als wir das Thema Plastikmüll in den Ozeanen unter dem Titel „Kein Plastik Meer“ begannen, waren wir Vorreiter zu dieser Thematik.

Heute hat das Thema die große Politik erreicht. Im Auftrag der Landesregierung erarbeiteten wir zusammen mit dem Leibnitz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde Schulmaterialien zu dem Thema. Auch so kann erfolgreiche Museumsarbeit aussehen.

Frage: Wie ist der Zuspruch zum OZEANEUM? Wie viele Gäste begrüßte das OZEANEUM seit 2008 bis heute?

Diana Meyen: Bei den Planungen für das OZEANEUM wurde uns prognostiziert, dass das OZEANEUM mindestens 500.000 Besucher jährlich erreichen müsste, um wirtschaftlich betrieben werden zu können.

Zuschüsse und staatliche Unterstützung für den Betrieb des Hauses sind seit der Eröffnung nicht geflossen. Nach rund einem Jahr konnten wir bereits den Eine-Millionsten Besucher begrüßen. Insgesamt besuchten uns inzwischen mehr als 6,2 Millionen Gäste.

Damit sind das meistbesuchte Museum Norddeutschlands. Zusammen mit den drei weiteren Standorten der Stiftung Deutsches Meeresmuseum, dem MEERESMUSEUM in der Stralsunder Altstadt, dem NAUTINEUM zwischen Rügen und Stralsund sowie dem NATUREUM auf dem Darß zählen wir zu den bestbesuchten Museen Deutschlands – und das, obwohl wir uns im einem Flächenland und nicht in einer Metropole befinden.

Frage: Welche „Botschaften“ vermittelt das OZEANEUM? WAs macht es aus Ihrer Sicht so einzigartig?

Diana Meyen: Unser Thema ist das Meer und das Erfolgsrezept ist die Kombination aus Ausstellungen und Aquarien. Im OZEANEUM sind es die kalten Meere, die wir in unseren 50, teils sehr großen Aquarien vorstellen.

Wir nehmen unsere Besucher mit auf eine Reise durch die Unterwasserwelt – von der Ostsee, dem Meer vor unserer Haustür, bis hin zum Nordatlantik.

Viele Tiere, die wir zeigen, kennen unsere Besucher nur vom Teller. Wir wollen ihnen die Schönheit, die Besonderheiten und die Lebensweise näher bringen und so letztendlich auch dazu ermuntern, etwas genauer darauf zu achten, was auf den Teller kommt.

Und kaum jemand vermutet, dass es eine große Kunst ist, lebende Heringe, Rotbarsche, Seeteufel oder Quallen zu zeigen. In Aquarien sind meistens tropische Meerestiere zu sehen, für die es einen großen Markt gibt.

Bei Lebewesen der nördlichen Meere sieht das völlig anders aus. Wir müssen die Tiere selbst beschaffen. Unser sehr gut ausgebildetes Tauchteam ist dafür regelmäßig auf logistisch und körperlich anstrengenden Expeditionen im kalten Nordatlantik. Wir arbeiten aber auch mit Fischern und der Aquakultur zusammen.

Andererseits setzen wir in unseren Ausstellungen auf Originalexponate und Anschaulichkeit bei komplexen Sachverhalten. Unsere Ausstellung über die „Riesen der Meere“ ist besonders beliebt und weltweit sogar einmalig.

Frage: Das OZEANEUM hat ja auch einen Bildungsauftrag. Wie verläuft die Kooperation zu den Schulen im Land?

Diana Meyen: Mit Bildung kann man unserer Meinung nach gar nicht früh genug anfangen. Deswegen versuchen wir auf vielfältige Weise, Wissenschaft anschaulich zu machen. Das OZEANEUM ist ein anerkannter außerschulischer Lernort, an dem wir altersgerechte, spannende Angebote ausgearbeitet haben.

Für die Sekundarstufen bieten wir Themenwerkstätten und –führungen, zum Beispiel rund um das Thema Ostsee. Für Kitas und Grundschulen sehen die Angebote anders aus und befassen sich zum Beispiel mit der Frage „Wer wickelt das Walbaby?“.

Wir betreuen aber auch langfristig einheimische Schul- bzw. Kita-Arbeitsgemeinschaften und arbeiten mit abgeordneten Lehrern zusammen. Auf unserer Webseite „kindermeer.de“ bieten wir zusätzliche Informationen für unsere jüngsten Besucher und im Sommer sind unsere „Stranddetektive“ im Einsatz.

Letzte Frage: Welche Projekte sind für das OZEANEUM derzeit in Planung?

Diana Meyen: Wir werden in Zukunft das OZEANEUM nicht mehr als Einzeleinrichtung der Stiftung Deutsches Meeresmuseum betrachten können.

Die Häuser wachsen wieder zusammen und dabei steht die Sanierung des MEERESMUSEUMs im Katharinenkloster im Vordergrund.

Thematisch wollen wir die beiden großen Häuser der Stiftung stärker akzentuieren. Dazu wollen wir hier in das OZEANEUM den Themenkomplex Tiefsee verlagern und die Ausstellung entsprechend anpassen.

Zudem sollen auch neue Medien, wie zum Beispiel die VR-Technologie, die wir jetzt im Familiensommer mit dem NABU testen, eine größere Rolle für unser Museum spielen.

Aber auch in diesem Jahr haben wir schon einiges geschafft, indem wir uns selber und natürlich den Besuchern einige Geburtstagsgeschenke gemacht haben: Nach 10 Jahren war es notwendig geworden, das große Becken „Offener Atlantik“ zu renovieren und bei der Gelegenheit neu zu gestalten.

Die großen Panoramascheiben mussten abgedichtet werden und die Wände brauchten einen neuen Anstrich. Das Original-Pottwal-Skelett, das seit der Eröffnung als Boden-Dekoration diente, war den Weg allen Irdischen gegangen und schon stark zersetzt.

Nach den Jahresthemen zur Tiefsee, Kopffüßern und Meereskindern haben wir uns für nächstes Jahr wieder ein großes Thema vorgenommen: Lärm im Meer.

Dieses Thema hat aus unserer Sicht das Potential, das neue „Plastikthema“ zu werden. Bisher steht es noch nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit, in den kommenden Jahren wird es aber vermutlich einen ähnlichen Stellenwert erreichen, wie heute das Thema Plastikmüll.

Das Deutsche Meeresmuseum betreibt auf diesem Gebiet ausführliche Forschung, die wir neben der aktuellen Problematik damit auch weiter in die Öffentlichkeit tragen wollen.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement für das OZEANEUM/Meeresmuseum in Stralsund!

M.Michels