„Wünsche mir wieder mehr Sport in den Schulen und in der Freizeit!“

Segel-Ass Matthias Bohn über den Sport in Rostock, in M-V und darüber hinaus

In den vergangenen zehn Wochen war eine Menge los in puncto Sport. So gab es die Handball-Herren-WM in Frankreich, die WM im Alpinen Skisport in Sankt Moritz, die WM im Biathlon in Hochfilzen, die Eisschnelllauf-WM in Gangneung, die Schlitten-WM in Innsbruck-Igls bzw. am Königssee, die Nordischen Ski-WM in Lahti oder die Winter-Universiade in Almaty.

Der Sport – zwischen M-V und „dem Rest der Welt“

Hierzulande gab es unter anderem den Indoorman im Triathlon in Rostock, die Hallen-Leichtathletik-Meisterschaften in Neubrandenburg, den Ostseecup im Schwimmen in Rostock, den Internationalen Springertag ebenfalls in Rostock und  die Norddeutschen Meisterschaften im Ringen in Schwerin.

Zurzeit laufen die „Special Olympics“ mit 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Willingen, am zweiten März-Wochenende finden die restlichen Finalkämpfe der Landesmeisterschaften M-V im Boxen  mit Faustkämpferinnen bzw. Faustkämpfern aus 20 Vereinen in Malchow statt und Ende März „rufen“ die Landesmeisterschaften im Flossenschwimmen in Rostock – nur drei Beispiele von vielen.

Die Volleyball-Damen des Schweriner SC erreichten – ganz aktuell – das Halbfinale im Europapokal (Challenge-Cup). Dort werden die SSC-Mädel gegen die Mannschaft von Bursa BBSK (Türkei) spielen.

Blickpunkt – Segeln

Auch in puncto Segeln ist momentan viel los – die Weltcup-Serie begann vor Miami, Ende März folgt die „Trofeo Princesa Sofia“ vor Palma de Mallorca. Und die 80.Warnemünder Woche startet in knapp vier Monaten…

Wie beurteilt Segel-Ass Matthias Bohn das sportliche Geschehen zwischen Rostock, M-V und dem „Rest der Welt“?!

Nachgefragt

Matthias Bohn über die aktuellen deutschen Erfolge im Wintersport, die „benefit“-Veranstaltung 2017 in Rostock, die mangelnde Wertschätzung des Sportes in der Gesellschaft, das segelsportliche 2017, die hiesigen Segel-Talente und die 80.Warnemünder Woche

„Wünsche mir wieder mehr Sport in den Schulen und in der Freizeit!“

Frage: Matthias, Du warst ja in wärmeren Gefilden… Hast Du trotzdem ein wenig vom weltmeisterlichen Wintersport mitbekommen? Hast Du Dich auch schon mit Skiern oder Schlitten versucht?

Matthias Bohn: Ich war begeistert von den Ergebnissen unserer Wintersportler. Egal ob im Biathlon, in der Nordischen Kombination oder das Herzschlagfinale bei den Bobsportlern: Es ist angerichtet! Unsere Wintersportler scheinen bereit und topfit für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang zu sein.

Es zeigt aber auch, dass die Verbände in den Winter-Sportarten im Moment besser aufgestellt sind, als in den Sommer-Sportarten. Die Zentralisierung unserer Spitzen-Athleten und Nachwuchs-Talente, das gemeinsame Training wirken hier offensichtlich besser als bei anderen Verbänden und sollte ein Vorbild sein.

Ich persönlich halte mich im Winter noch immer etwas zurück. Wir Segler durften aus gesundheitlichen Gründen nur wenig Wintersport betreiben. Abfahrt war uns sogar verboten, Langlauf als Konditionstraining dagegen erwünscht. Die Verletzungsgefahr war einfach zu groß.

Frage: Am 1.April gibt es wieder „benefit“ in Rostock. Dort können Kinder die verschiedenen Sportangebote der einzelnen Vereine erkunden. Die neuesten Zahlen sind für die sportliche Stadt Rostock ja positive: So sind zurzeit rund 51400 Sportbegeisterte, darunter rund 16000 Kinder und Jugendliche, in den 201 Vereinen Rostocks organisiert. Wie ist Deine Meinung zur Entwicklung des Sportes in Rostock in den vergangenen Monaten?

Matthias Bohn: Ich finde die Idee und die Umsetzung der Veranstaltung wirklich toll. Vereine haben die Möglichkeit, ihren Sport bzw. ihre Sportarten einem großen Publikum zu zeigen und die Kinder können alles ausprobieren.

Mich persönlich stört es in der heutigen Zeit ungemein, dass das Thema Sport in der Gesellschaft immer mehr ins Abseits gedrängt wird. Ich wünsche mir wieder mehr Sport in den Schulen und in der Freizeit!

In einer scheinbar immer weiter „verrohenden“ Gesellschaft können gerade im Sport nützliche Werte und Tugenden vermittelt werden. Das sollten endlich alle begreifen und gegensteuern.

Kinder und Jugendliche bewegen sich immer weniger, das Ehrenamt, die Trainer werden kaum gewürdigt und unterstützt. Und die Ergebnisse sehen wir ja jetzt auch im Spitzensport bei internationalen Veranstaltungen.

Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache: Unsere Gesellschaft und die Politik müssen in Zukunft daran arbeiten, sonst sehe ich „schwarz“!

Die „benefit“-Veranstaltung im HCC setzt hier an und versucht, es zu verändern, deshalb ein ganz großer Dank an die Organisatoren. Das gesamte Team steckt da ganz viel Herzblut rein. Ich kann alle Kinder und Eltern nur auffordern, am 1. April ins HCC zu kommen.

Frage: Zu einem anderen Thema… Die Segel-Saison hat schon längst begonnen. Was sind für Dich die Regatta-Highlights innerhalb und ausserhalb von M-V? Wie beurteilst Du die Chancen der MV-Seglerinnen und Segler?

Matthias Bohn: Der absolute Höhepunkt wird natürlich der Americas Cup vor den Bermudas sein. Im Mai geht es schon los mit den Qualifikations-Regatten, im Juni werden wir dann wissen, wer die „bodenlose Kanne“, die älteste Sporttrophäe der Welt, in den blauen Himmel stemmen wird.

Ich glaube die Amerikaner, als Titelverteidiger, werden es dieses Mal sehr schwer haben. Zu den Favoriten zähle ich die Briten und Neuseeland. Sollte Ben Ainslie mit den Briten den Cup nach Europa holen, sehe ich auch gute Chancen, dass auch wieder ein deutsches Team an den Start gehen wird.

Für den olympischen Segelsport ist das Segeljahr 2017 ein Findungsjahr. Nach den Sommerspielen kehrt bei uns Seglern ein wenig Ruhe ein – Zeit sich zu sortieren und neues Material zu testen.

Dieses Jahr ist aber auch ein guter Zeitpunkt für unsere Talente, sich bei den Weltcups mit den „Besten der Besten“ zu messen. Und da kommt etwas aus unserem Bundesland: Ich sehe sehr gute Chancen für Hannah Anderssohn im Laser Radial, Malte Winkel bzw. Matti Cipra im 470er und auch für Theodor Bauer im Laser!

Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass der Deutsche Segler-Verband (DSV) zu den olympischen Segelregatten im Jahr 2020 insgesamt zwei Teams aus M-V schicken wird!

Frage: Die Warnemünder Woche wird 2017 zum 80.Mal vom 1.Juli bis 9.Juli veranstaltet. Welche Bedeutung und welchen Stellenwert hat dieses maritim-sportliche Event aus Deiner Sicht? Wie oft warst Du als aktiver Segler eigentlich bei der „WW“ dabei?

Matthias Bohn: Ich freue mich auf das Jubiläum. Die Stadt Rostock hat den Stellenwert der Regatta-Woche auch über unsere Landesgrenzen erkannt! Stadt und Land haben sich jüngst für eine Förderung und Unterstützung der Veranstaltung und dem Segelsport ausgesprochen.

Die Rostocker Segelvereine sind in einem Boot und unterstützen sich gegenseitig! Und: Die 80. Warnemünder Woche hat einige Höhepunkte zu bieten: die Deutsche Meisterschaft der Hochseesegler, die zweite Segel-Bundesliga und die Weltmeisterschaft der 505er Klasse.

Überall gehen unsere Spitzensegler an den Start, das kann also auch sportlich eine erfolgreiche Veranstaltung werden. Natürlich werde ich auch wieder an den Start gehen. Ich weiß gar nicht zum wievielten Mal, es dürften aber mittlerweile so um die 25 Teilnahmen sein!

Vielen Dank, dann weiterhin bestes Engagement für den Sport allgemein bzw. für den Segelsport und maximale Erfolge – persönlich, beruflich und sportiv!

Marko Michels

Foto (Michels): Blick zum Rostocker Stadthafen und den dortigen Segel-Booten.