Wo sind die Lübtheener Wölfe?

Während Wölfe in Brandenburg und Sachsen-Anhalt schon Nachwuchs auf die Welt brachten, ist Mecklenburg-Vorpommern auch nach drei Jahren mit Wolfsvorkommen immer noch ohne Rudel. Ist das nur Zufall?

Im November 2006 wurde das Vorkommen eines Wolfes auf dem Truppenübungsplatz Lübtheen belegt. Nur wenige Monate später, im Februar 2007, konnte ein weiteres Tier nachgewiesen werden. Im Laufe der darauffolgenden Monate wurde die Anwesenheit dieser beiden Wölfe regelmäßig durch Spuren- und Losungsanalysen bestätigt. Ein Tier wurde sogar genetisch nachgewiesen. Große Aufmerksamkeit erregten die Tiere während dieser Zeit durch ihre Beutezüge auf nicht geschützte Schafherden. So war es im April 2007 im Raum Woosmer drei Mal zu Schafrissen gekommen. Nachdem im Januar 2008 ein weiteres Mutterschaf und 20 Jungtiere gerissen wurden, verliert sich die Spur der beiden Wölfe.
Im März 2008 tauchte ein „neuer“ Wolf auf, der anhand seiner Fußabdrücke als ein drittes Individuum identifiziert wurde. Von den anderen Tieren fehlt nach wie vor jede Spur.
Im Nachbarland Sachsen-Anhalt gab es im Jahr 2008 erste Nachweise von Wölfen. In diesem Sommer nun konnten auch Welpen registriert werden. Soweit die erfreuliche Nachricht. Der allerdings ging eine schlechte voran: Anfang Juni wurde ein Rüde, höchstwahrscheinlich der Vater der Welpen, illegal von einem Jäger erschossen. Das Land reagierte schnell – Strafantrag wurde gestellt und dem Jäger die Jagderlaubnis entzogen.
Hartnäckig halten sich Gerüchte aus Jägerkreisen, nach denen auch die beiden Lübtheener Wölfe ein solches Schicksal ereilt hat – doch klare Aussagen hierzu fehlen bislang. Vertun die Jagdausübenden der Region hier eine große Chance? Falls es klare Hinweise auf eine Straftat geben sollte, muss auch seitens der Jägerschaft offensiv an deren Aufklärung mitgewirkt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Gerüchteküche weiter brodelt und es einmal mehr pauschal heißt: die bösen Jäger.
Was auch immer mit den zwei Wölfen im Lübtheener Raum geschehen ist, fest steht, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern auf ein gründliches Wolfsmonitoring nicht verzichten kann und seinen Verpflichtungen gemäß FFH-Richtlinie schnellstmöglich nachkommen muss. Ebenso wichtig ist die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung und vor allem die Nutztierhalter auf ein Leben mit dem Wolf in ihrer Nachbarschaft vorzubereiten.
Bleibt die Hoffnung, dass die Gerüchte nur Gerüchte sind und die zwei Wölfe weitergewandert sind.

Britta Gronewold