Wo kommen wir eigentlich her?

Das DARWINEUM Rostock lockt ab 2012 mit einer Zeitreise durch die menschliche Entstehungsgeschichte

Foyer Darwineum, Bibliothek des LebensIst es möglich, 500 Millionen Jahre menschliche Entstehungsgeschichte auf 11.000 Quadratmetern darzustellen? Lebendig, unterhaltsam und authentisch? In der Hansestadt Rostock DARWINEUM Eingangkann dies schon bald bejaht werden. Im DARWINEUM können die Besucher ab Frühjahr 2012 Antworten auf die Frage finden, wo wir herkommen und wie sich aus einzelligem Leben das Wunder „Mensch“ entwickelte. Der bislang größte Erweiterungsbau befindet sich unmittelbar neben dem Zoo auf dem ehemaligen Schießplatz. „Das DARWINEUM im Zoo Rostock vereint Geschichte, Mensch und Tier unter einem Dach“, erklärte Zoodirektor Udo Nagel anlässlich des offiziellen Startschusses am 11. Mai in Rostock. „Es bietet eine einzigartige Kombination aus einer lebendigen zoologischen Sammlung und musealen Ausstellung.“

Für das rund 25 Mio. schwere Investitionsvorhaben konnten renommierte Partner gewonnen werden. Insgesamt hatten sich vier Architekten, elf Generalunternehmen und 19 Ausstellungsplaner in einer europaweiten Ausschreibung beworben. Die Bauleitung liegt in der Hand des international agierenden Unternehmens INROS LACKNER AG mit Sitz in Rostock, die mit erfahrenen Zoo-Architekten um Peter Rasbach aus Oberhausen und dem Ing.-Büro Jochen Döhler zusammen arbeiten. Die Ausstellungsumsetzung wurde an das Stuttgarter ATELIER BRÜCKNER übergeben. Das DARWINEUM ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Zoologischen Garten Rostock mit dem Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main und der Universität Rostock. Das Leuchtturm-Projekt wird maßgeblich aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Der Eigenanteil der Stadt setzt sich aus Spendenmitteln in Höhe von über einer Million Euro und einem Zookredit von 2,9 Millionen Euro zusammen.

Mit dem DARWINEUM wächst das Netzwerk „Wir tickt Natur“, zu dem die herausragenden Erlebniswelten in Mecklenburg-Vorpommern wie das Stralsunder OZEANEUM, das Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL auf Rügen und das Müritzeum in Waren (Müritz) gehören. „Das so genannte Edutainment-Konzept ist darauf ausgerichtet, ganzjährig als Besuchermagnet für die Hansestadt Rostock zu wirken und Tausende Familien und Gäste zusätzlich in die Stadt zu locken“, betonte Nagel. Der Mix aus Erholung und Wissensvermittlung in der Freizeit habe sich längst als Erfolgsrezept mit Zukunft erwiesen.

Tropenhaus und Freigelände für eine neue Affenwelt
Mit dem DARWINEUM soll nicht nur der lang gehegte Wunsch erfüllt werden, den Menschenaffen ein neues und artgerechtes Zuhause zu geben. Diese leben seit 1954 in einem auf 200 Quadratmeter begrenzten Käfighaus. Das abgesenkte 500 Quadratmeter große Tropenhaus (Komplex B) mit hellem Foliendach, einer offenen Vogelvoliere für Exoten, Hängebrücke und Terrarien als feste Heimstätte für die Gorillas und Orang-Utans ist eingebettet in die beiden Ausstellungsbereiche A und C und umgeben von einer großzügigen 8.000 Quadratmeter umfassenden Außentieranlage.
Gut 5.000 Quadratmeter davon entfallen auf die Auslauffläche für die Gorillas, ca. 3.600 Quadratmeter sind der Tummelplatz der Orang-Utans. Diese werden entsprechend der natürlichen Lebensverhältnisse der Affen umfassend bepflanzt und mit Sumpfoasen, Wasserläufen und Kletterlandschaften ausgestaltet.
„Wir haben uns mit Peter Rasbach für einen anerkannten Fachmann entschieden, der die Bedürfnisse der Tiere und die Wünsche der Betrachter optimal in Einklang bringt“, so Udo Nagel.
Der bekannte Zoo-Architekt baut gern mit natürlichen Materialien und hat seine Spuren in vielen namhaften Zoos, so unter anderem in Leipzig, Dortmund, Duisburg, Frankfurt, Köln sowie im Loro Park auf Teneriffa, hinterlassen.
Mit den neuen Unterbringungsmöglichkeiten wird der Rostocker Zoo wieder stärker in die Zucht einsteigen und die Affenhaltung schrittweise ausweiten. Ein Teil der Außenanlage, etwa 1.600 Quadratmeter soll den Kattas zur Verfügung stehen. Die kleinen wieselflinken Halbaffen mit dem markanten Ringelschwanz bekommen mit den Galapagos-Schildkröten gemütliche und bodenständige Nachbarn. Eine weitläufige Terrasse mit 150 Sitzplätzen lädt zum Beobachten und Innehalten ein.

Bibliothek des Lebens als spannende Entdeckungstour
Wie nah wir mit den Menschenaffen verwandtschaftlich verbunden sind, kann in zwei interaktiven und dreidimensional ausgestatteten Ausstellungskomplexen nachgegangen werden.
Durch eine „Zeitschleuse“ gelangt der Besucher in die 1.300 Quadratmeter große Rotunde (A) und wird in die Anfänge des Lebens zurückkatapultiert. Vor etwa 500 Millionen Jahre mauserten sich aus einfachsten einzelligen Arten wie beispielsweise dem Pantoffeltierchen explosionsartig mehrzellige Lebewesen. In dem einer Erdkugel nachempfundenen Gebäude zeichnet ein evolutionsgeschichtlicher Lehrpfad diese Entwicklung im Zeitraffer nach – über Quallen, Seepferdchen, Würmer, Schnecken und Korallenriffs, die ersten Wirbeltiere wie Lurchen und Reptilien und später Dinosauriern und immer intelligenteren Tieren über die Affen bis hin zum Menschen. Etwa 15 Tierarten, die die 500 Millionen Jahre Evolution schadlos überlebt haben, können im größten Expositionsbereich bestaunt werden, so beispielsweise Schlammspringer, Blattscheideameisen, Pfeilschwanzkrebse und Schnabeligel.
„Die Zeitepochen verstecken sich in 17 geräumigen Themenboxen, in die abgetaucht und viel Überraschendes entdeckt werden kann“, kündigte der Zoodirektor an. So vermittelt zum Beispiel eine dreidimensionale Projektion das Gefühl, inmitten einer Dinosauriergruppe zu stehen. An einer anderen Stelle darf versucht werden, ein Feuer durch Reibung zu entfachen, wie es einst unsere Vorfahren in der Jäger- und Sammlerzeit taten. Den Erfolg des „virtuellen Feuers“ ohne Streichhölzer misst ein PC. Highlight des Raumes ist eine aufgeschnittene überdimensionale Urzelle als zentrale Medieninstallation mit einer fünf Meter breiten Multitouch-Oberfläche, auf der Ursprung des Lebens erkundet werden kann. „Das Wissen soll realitätsnah, spielerisch und kommunikativ vermittelt werden, damit die Fülle an Informationen mit Spaß und Freude am Entdecken aufgenommen wird.“

Natürlich erfahren die Besucher auch etwas über Charles Darwin (1809-1882), dem Namensgeber der Einrichtung. Der britische Naturforscher gilt als Begründer der Evolutionstheorie. Stationen seiner Forschungsreisen können in multimedialen Logbüchern nachempfunden werden.
Abgerundet wird der Komplex durch den dritten Ausstellungsbereich C (400 qm) mit einem Tagungszentrum (120 qm), Kino, Shop und gastronomischer Versorgung. Kernstück des letzten Abschnittes ist ein „Forschungslabor“, das die unglaublichen Potenziale moderner Forschung widerspiegelt, gleichwohl die Verantwortung für unsere Umwelt. Das zentrale Element des Genlabors ist die erste begehbare Stammzelle.

Das Stuttgarter ATELIER BRÜCKNER wird die Dauerausstellung im DARWINEUM realisieren. Die Macher der „Expedition Titanic“ in der Hamburger Hafenstadt haben bereits über 50 Projekte, darunter das BMW Museum in München, das Dornier Museum in Friedrichshafen und die naturkundliche Museumsausstellungen „Saurier – Erfolgsmodelle der Evolution“ in Stuttgart, für ein begeistertes Publikum in Szene gesetzt.

Die Rostocker mitnehmen und Touristen neugierig machen
„Der Bau unseres DRAWINEUM ist von größtem öffentlichem Interesse“, machte Nagel deutlich.
Das zeigte von Anfang an die Spendenaktion „Schaffen für die Affen“, die im IGA-Jahr 2003 mit der Klassik-Nacht „Spanische Klänge“ ins Leben gerufen wurde. Seitdem finden die jährlichen Konzertnächte zugunsten der Menschenaffen statt, so auch die diesjährige 12. Klassik-Nacht „Donau Klänge“ am 28. Mai. Jedes dieser Benefizkonzerte wurde bislang zur Information über den Entwicklungsstand genutzt. „Das wird auch weiterhin so sein“, versprach der Zoodirektor.
Im 111. Jubiläumsjahr des Zoos soll die Spendenhöhe von 1.111.111,11 Euro erreicht werden.
„Selbstverständlich erhalten die treuen Zoobesucher, die vielen Spender und Sponsoren im Laufe der Bauarbeiten die Möglichkeit, sich umfangreich bei speziellen Baustellenführungen über den Fortschritt zu überzeugen. Bis zur Eröffnung des DARWINEUM im Frühjahr 2012 sind zahlreiche Veranstaltungen geplant, um in Rostock, im Land und weit über die Grenzen des Landes auf den neuen Leuchtturm der Hansestadt aufmerksam zu machen. Nirgendwo können Urlauber und Gäste künftig Natur auf so vielfältige Art und Weise erleben und fühlen wie in Mecklenburg-Vorpommern.“

Foto-CD : DARWINEUM und Eingang: Rasbach Arichtekten/ Bibliothek des Lebens : Atelier Brückner