WM im Kanu-Rennsport mit deutschen Erfolgen

Gebürtiger Neubrandenburger Stefan Holtz mit Bronze


Die Weltmeisterschaften im Kanu-Rennsport 2015 in Mailand sind wieder sportliche Historie. Aus deutscher Sicht erfüllten sich zwar nicht alle Erwartungen, aber das deutsche Kanu-Team verzeichnete dennoch eine sehr gute Bilanz – mit viermal Gold, zweimal Silber, viermal Bronze.

Viermal Gold für Deutschland

Für die deutschen WM-Titel sorgten Sabrina/Hering/Steffi Kriegerstein (Kajak-Zweier über 200 Meter), Max Rendschmidt/Marcus Gross (Kajak-Zweier über 1000 Meter) und zweimal Sebastian Brendel (Canadier-Einer über 1000 Meter und 5000 Meter). Aus M-V-Sicht erkämpfte der gebürtige Neubrandenburger Stefan Holtz (SC DHfK Leipzig), gemeinsam mit Robert Nuck (auch SC DHfK Leipzig), Bronze im Canadier-Zweier über 200 Meter.

Weissrussland am erfolgreichsten

Erfolgreichste Kanu-Nation im Medaillenspiegel 2015 wurde Weissrussland mit fünfmal Gold, zweimal Silber, dreimal Bronze. Die meisten WM-Medaillen errangen indes die Ungarinnen und Ungarn mit dreimal Gold, sechsmal Silber, viermal Bronze.
Aus Übersee beeindruckten wieder einmal mit jeweils zwei Titeln die Neuseeländerin Lisa Carrington und der Australier Ken Wallace.

Zwei Titel holten neben Sebastian Brendel, Lisa Carrington sowie Ken Wallace auch der Däne Rene Holten Poulsen sowie die Weissrussin Margarita Tsischkewitsch. Gleich dreimal war sogar dessen Landsfrau Marina Litwinschuk vorn.

25 Länder mit WM-Medaillen

Wie groß der globale Zuspruch und die globale Förderung des Kanu-Rennsportes ist, beweist die Tatsache, dass insgesamt 25 Länder Medaillen „holten“, darunter 14 Staaten eine oder mehrere Goldmedaillen. Das Gastgeberland der kommenden Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, Brasilien, jubelte über Gold für Erlon Silva/Isaquias Queiroz (Canadier-Zweier über 1000 Meter) und Bronze für Isaquias Queiroz (Canadier-Einer über 200 Meter).

Para-Kanuten aus Australien und Brasilien besonders stark

Im Kanu-Rennsport für Athletinnen mit Handicaps avancierte übrigens Australien zur besten Nation mit dreimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze vor Brasilien mit dreimal Gold, viermal Bronze sowie Großbritannien mit zweimal Gold, fünfmal Silber. Der erfolgreichste Athlet dort war der Brasilianer Luis Cardoso da Silva (zweimal Gold).

Deutschland erkämpfte jeweils einmal Gold, Silber und Bronze. Gold im Para-Kanu für Deutschland schaffte dabei Tom Kierey im Wettbewerb des Kajak-Einer über 200 Meter (KL 3). In den Para-Kanu-Wettkämpfen in Mailand sicherten sich Athletinnen und Athleten aus 12 Staaten Medaillen. Sieben Länder kamen auf eine oder mehrere Goldmedaillen.

Blick auf den „ewigen“ kanu-sportlichen Medaillenspiegel

Im „ewigen Medaillenspiegel“ der WM im Kanu-Rennsport zwischen 1938 und 2015 weist nunmehr Deutschland als beste Nation 202 x Gold, 141 x Silber, 131 x Bronze auf, gefolgt von Ungarn mit 200 x Gold, 150 x Silber, 134 x Bronze.

M-V und der Kanu-Rennsport

Aus dem traditionsreichen Kanu-Rennsport-Land Mecklenburg-Vorpommern war neben Stefan Holtz und dem gebürtigen Schweriner Peter Kretschmer nur Paul Mittelstedt vom SC Neubrandenburg als Ersatz-Starter in Mailand dabei.

Dabei war der Kanu-Rennsport in M-V in den letzten 40 Jahren eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Kanutinnen und Kanuten aus unserem Bundesland konnten bei Olympia zwischen 1972 und 2012 15 Goldmedaillen, 3 Silbermedaillen und 7 Bronzemedaillen gewinnen.

Bei Weltmeisterschaften erkämpften Kanu-Sportler aus M-V sogar mehr als 60 WM-Titel. Die erste WM-Goldmedaille errang 1971 Alexander Slatnow. Aber auch Namen wie Anke Nothnagel (verheiratete von Seck), Ramona Portwich, Roswitha Eberl, Bernd Olbricht, Olaf Winter oder Andreas Dittmer sprechen für sich.

M-Vler mit anderen Flaggen

Für andere Länder waren Mecklenburgerinnen und Vorpommern ebenfalls erfolgreich …

Die 1969 in Waren/Müritz geborene Katrin Borchert, die zunächst für den SC Neubrandenburg startete und bei den Spielen 1992 Kanurennsport-Silber, mit Birgit Fischer, Anke von Seck und Ramona Portwich gewann, wanderte Mitte der 1990er Jahre nach Australien aus und startete danach für „Down Under“ bei den Olympischen Spielen. So erkämpfte Katrin Bronze bei den Spielen 1996 mit Anna Wood mit dem Zweier-Kajak über 500 Meter und bei den Spielen 2000 Bronze im Einer-Kajak über 500 Meter.

Greifswalder für U.S.-Team aktiv

Zwar nicht zu den „Känguruhs“, dafür aber zu „Uncle Sam“ zog es einen Greifswalder … Bei den Olympischen Spielen in Mexiko-City 1968 nahm ein Vorpommer an den olympischen Wettbewerben im Kanurennsport teil, aber „unter dem Sternenbanner“ – Peter Weigand, Jahrgang 1941, Geburtsort Greifswald. Er war Olympionike des USA-Teams, dorthin wanderte er aus. Peter Weigand startete dabei im Kanu-Rennsport, mit seinem Sportkollegen Paul Beachum, im K 2 über 1000 Meter.

Die erfolgreichsten Kanutinnen und Kanuten bei Olympia aus M-V sind Ramona Portwich (Rostock) – 3 x G / 2 x S – 1988/96 (Dazu 13 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze bei den WM 1987/1995!), Andreas Dittmer (Neustrelitz / Neubrandenburg) – 3 x G / 1 x S / 1 x B – 1996-2004, Anke von Seck (Rostock) – 3 x G / 1 x S – 1988/92 und Rüdiger Helm (Neubrandenburg) – 3 x G / 3 x B – 1976/80.

Martin Hollstein

Martin – von Gold 2008 zu Bronze 2012

In London 2012 setzten diese (Medaillen-)Erfolgstradition Martin Hollstein (SC Neubrandenburg), Jahrgang 1987, der bereits 2008 Olympia-Gold erkämpfte, im Kajak-Zweier über 1000 Meter (mit Andreas Ihle/SC Magdeburg) fort.

Mit Bronze in der Zeit von 3:10,117 Minuten ließen Martin und Andreas auf dem Dorney Lake in Eton nur der Konkurrenz aus Ungarn (Rudolf Dombi/Roland Kökeny – 3:09,646 Minuten) und aus Portugal (Fernando Pimenta/Emanuel Silva – 3:09,699 Minuten) den Vortritt. Hinter dem Neubrandenburger bzw. Magdeburger Duo folgten Australien, Schweden, Russland, Neuseeland und die Slowakei.

Die olympische Bronzemedaille ist damit die einzige Olympia-Medaille, die eine Athletin oder ein Athlet eines Vereines aus MV 2012 in London erkämpfte.

Olympia-Gold 2012 für gebürtigen Schweriner

Der gebürtige Schweriner Peter Kretschmer (KC Potsdam) im Canadier-Zweier über 1000 Meter (mit Kurt Kuschela) erkämpfte in London sogar eine kanu-sportliche Goldmedaille. Peter und Kurt distanzierten dabei die Teams aus Weissrussland, Russland, Aserbaidschan, Tschechien, Kuba, Rumänien und China.

Für Martin ging seinerzeit indes „das Medaillen sammeln“ damit weiter – nach Olympia-Gold 2008, EM-Gold 2010 und 2011, WM-Gold 2010, EM-Silber 2012 nun Olympia-Bronze 2012.

Mal schauen, wie sich der Kanu-Rennsport „Made in M-V“ in Rio des Janeiro 2016 präsentieren wird…

Marko Michels

Foto/Michels: Martin Hollstein (SCN), Olympiasieger 2008 und Olympia-Dritter 2012, wird sicherlich in Rio 2016 wieder kanu-sportlich angreifen.