Wintersportliches Großereignis in Harbin

Auch ein Eis-Paar mit „Mecklenburger Bindung“ dabei …

Vor 56 Jahren, 1953 in St.Moritz, fand die erste offizielle Winter-Universiade statt und bereits 1957 war das deutsche Oberammergau Gastgeber dieses zweitgrößten Wintersport-Events.
Die Winter-Universiade, die Weltspiele im studentischen Wintersport, finden in diesem Jahr vom 18.Februar bis 28.Februar in Harbin/China statt.
Vom Vorstand des „Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes“ wurden 22 Sportlerinnen und Sportler in fünf Kern-Sportarten nominiert.
Dabei sind auch die Eistanz-Geschwister Carolina und Daniel Hermann (ERC Westfalen Dortmund), die eine „besondere Beziehung“ zu Deutschlands größter und schönster Insel Rügen haben …
Trainiert werden Carolina, Jahrgang 1988, und Daniel, Jahrgang 1986, von ihren Trainern Vitali Schulz und Rostislav Sinicyn.

„Vancouver wäre das Größte !“

Frage: Carolina, Sie und Ihr Bruder Daniel sind die deutschen Hoffnungsträger im Eistanz. In Helsinki bei den EM konnten sie dabei nicht nur ihre Fans überzeugen. Nun geht es zur Winter-Universiade nach Harbin, die im Februar stattfinden wird.
Aus Ihrer persönlichen Sicht: Selbst sehr zufrieden mit der EM ? Was erhoffen Sie sich sportlich in Harbin ?

C.HermannCarolina Hermann: Mit unserer Leistung bei den Europameisterschaften in Helsinki sind wir zu 100 Prozent zufrieden. In Helsinki lief es wirklich optimal für uns. Es war ein echter Höhepunkt. Um so mehr freuen wir uns auch bei der Winter-Universiade in Harbin und dann noch im März, bei den WM in Los Angeles, dabei sein zu können. Insbesondere auf China freuen wir uns: Es ist eine geniale Sache bei der Winter-Universiade starten zu können, denn immerhin ist es nach Olympia die zweitgrößte Wintersportveranstaltung der Welt. Klasse wird bestimmt auch die Eröffnungsfeier und dann hoffen Daniel und ich auf einen guten Wettkampf.

Frage: Kati Winkler und Rene Lohse waren jahrelang das Traum-Duo in „Sachen Eistanz“ in Deutschland. Ihre Vorbilder ? Oder schauen Sie aktuell auch wenig zum deutschen Eis-Paar Robin Szolkowy/Aljona Sawtschenko, den amtierenden Europameistern und Weltmeistern im Paarlauf ?

Carolina Hermann: Natürlich gibt es einige Eistanz-Paare, von denen man sich inspirieren läßt. Da schaut man schon hin und denkt sich: „Wow, da möchten wir auch mal hin !“. Vor allem das kanadische Duo Shae-Lynn Bourne/Victor Kraatz, die Weltmeister von 2003, oder die Litauer Margarita Drobiazko/Povilas Vanagas stehen für herausragende Leistungen im Eistanzen, vor allem für neue Impulse in dieser Disziplin. Ansonsten sollte man nicht versuchen, andere zu kopieren. Auf dem Eis muß man sich selbst darstellen, seine eigene Persönlichkeit rüberbringen. Kurzum: Man macht sein „eigenes Ding“! – Übrigens noch ein Wort zu Robin: Am Rande der EM führten wir natürlich auch „Fachgespräche“ und dabei kam heraus, dass wir beide eine besondere Beziehung zu M-V haben. Er ist ja gebürtiger Greifswalder, und meine Mutter lebt ja auf Rügen !

Frage: Jane Torvill/Christopher Dean oder das französische Geschwisterpaar Duchesnay revolutionierten das Eistanzen. Wollen Sie ebenfalls „eistänzerische Trendsetter“ werden oder gilt erst einmal, sich in der Weltklasse mit konventionellen Auftritten zu etablieren ?

Carolina Hermann: Das sind natürlich extrem herausragende Beispiele, fast schon „Denkmäler“ zu denen man aufblickt. Dieses Leistungsniveau zu erreichen, das ist für viele Eistanz-Paare wahrscheinlich ein schier unerfüllbarer Traum. Für Daniel und mich geht es zur Zeit aber darum, uns erst einmal in der erweiterten Weltklasse zu etablieren, uns weiter zu verbessern. Und dann mal schauen, was die Zeit so bringen wird …

Frage: Im Gegensatz zu anderen Sportarten fließen Sponsorengelder im Eistanzen nicht sehr üppig. Wie sieht es bei Ihnen aus ? Sind Förderer willkommen …

Carolina Hermann: Sponsoren und Förderer sind natürlich immer willkommen !! Eiskunstlaufen, auch wenn es viele Fans gerade in Deutschland gibt, ist eben nur eine Randsportart. Mein Bruder und ich studieren beide ja und widmen uns dann auch dem Sport. Glücklicherweise wurde ich mittlerweile in die Sportförderung der Bundeswehr aufgenommen, bin Sportsoldatin und es gibt auch Unterstützung vom Verein/Verband. Ohne diese Unterstützung könnten Daniel und ich unseren Sport gar nicht auf diesem Level ausüben. Aber wenn es noch Sponsoren gibt, die ein Herz für den Eiskunstlaufsport haben, dann wäre es wirklich optimal !

Frage: Wenn Sie auf Ihre noch junge Karriere blicken: Was waren für Sie die besonders schönen Momente ? Und: Was streben Sie in den kommenden Jahren an ?

Carolina Hermann: Die ganz besonderen Momente waren der Gewinn der diesjährigen deutschen Meisterschaft und die EM-Teilnahme. Auch unser 10.Platz bei den Junioren-WM war ein echter Highlight. Sportlich gilt es daher, weiter voranzukommen, nicht stehen zu bleiben ! Und auch den Studien wird sich weiterhin intensiv gewidmet. Ich möchte schon meinen Abschluss in Psychologie machen. Mein Bruder studiert seit sechs Semestern erfolgreich Wirtschaftswissenschaften. Für uns beide sind diese Studien wichtig: Man macht etwas „für den Kopf“, blickt über den „eigenen Tellerrand“ hinaus und schafft sich zugleich – aus beruflicher Sicht – ein „zweites Standbein“ !

Frage: Ihre Mutter lebt auf Rügen. Sie haben also eine besondere Beziehung zu M-V … Sind Sie oft hier, bzw. mögen Sie „Meck-Pomm“ überhaupt ?
War Rügen für Ihre Mutter „Liebe auf den ersten Blick“ ?

Carolina Hermann: Für meine Mutter war es schon „Liebe auf den ersten Blick“ ! Sie ist sehr naturverbunden, mag die Insel und kam durch eine angebotene Arbeitsstelle bei einem dortigen Gestüt nach Rügen. Inzwischen ist sie selbständig und hat einen eigenen Reiterhof auf der Insel. Mein Bruder und ich sind auch regelmäßig auf Rügen – sofern es Training und Wettkämpfe zulassen. Weihnachten waren wir aber wieder auf Rügen und auch unser Opa feierte dort seinen 80.Geburtstag. Rügen ist wirklich sehr schön.

Frage: Sie selbst nahmen bereits am olympischen Jugendlager 2006 in Turin teil. In einem Jahr beginnen die Winterspiele in Vancouver. Ihr Minimalzahl dort ?

Carolina Hermann: Vancouver ist unser großes Traumziel, doch erst einmal wollen wir bei den WM in L.A. der Deutschen Eislauf-Union einen Startplatz bei Olympia sichern. Wir persönlichen können uns dann bei den EM 2010 für die Winterspiele qualifizieren. Vancouver – das wäre wirklich das Größte !

„Gaaanz“  Erfolg und natürlich auch viel Spass bei der Winter-Universiade in Harbin sowie bei den WM in Los Angeles !

M.Michels

PS: Die Eistanz-Geschwister fliegen am Sonntag, 15.Februar, in Richtung Harbin.

M.Michels

R.SzolkowyR.OesterreichÜbrigens: Vor 33 Jahren, bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck, gewann der gebürtige Rostocker Rolf Oesterreich mit seiner Partnerin Romy Kermer Silber im Paarlauf … mm

Foto: 1.-Impression von den EM 2009 in Helsinki – das Eistanz-Paar Carolina und Daniel Hermann. (Carolina Hermann/privat) / 2.-Autogrammkarte R.Szolkowy/A.Sawtschenko / 3.-Romy Kermer/Rolf Oesterreich (DOG).