„Winter im Sommer…“- Deutsche Ski-Elite trainierte in Mecklenburg

Die Skihalle des “alpincenters Hamburg-Wittenburg” ist mittlerweile ein absolutes Muss für internationale und nationale Ski-Stars bei deren Saison-Vorbereitung.

Susanne, Viktoria und Co.Auch in diesem Sommer meldeten sich wieder viele Top-Athletinnen und –Athleten zum Training in der Halle im mecklenburgischen Wittenburg an, so aus Österreich, Italien, Bulgarien, Russland, Finnland, der Schweiz, Schweden, Liechtenstein und natürlich aus Deutschland. Mehr als 150 angemeldete Teams bedeuteten dabei einen neuen Rekord. Ende Juli trainierten hier auch die deutschen alpinen Ski-Asse um die Olympiasiegerinnen Maria Riesch sowie Viktoria Rebensburg.

Nachgefragt bei Maria Riesch, der Slalom-Weltmeisterin 2009 und zweifachen Olympiasiegerin 2010

Die alpine Skisportlerin über ihre kommenden Ziele, Olympia 2018 und die Wittenburger Saison-Vorbereitung

„Bei den WM zuschlagen!“
Maria Riesch
Frage: Vor Olympia waren sie – nicht nur laut Presse-Meinungen – Medaillen-Kandidatin, nach der ersten Entscheidung eine Versagerin, 24 Stunden später eine Heldin und am Ende der Winterspiele die alpine Ski-Königin von Whistler…
Wie steckt man solche Beurteilungen, ja Urteile, im Positiven wie im Negativen weg. Waren Sie einerseits niedergeschlagen und anderseits, nach den Erfolgen, „stolz wie Bolle“, wie die Preußen sagen würden? Wie verliefen die olympischen Tage – gefühlsmäßig – für Sie tatsächlich?

Maria Riesch
: Natürlich war ich selbst nach dem olympischen Auftakt nicht zufrieden. Ich wusste ja, welche Fehler ich gemacht hatte, und ich bin auch niemand, der dann die Schuld auf andere schiebt. Das erste Rennen war alles andere als optimal, die Konkurrentinnen nun einmal besser. Aber ich bin niemand, der deshalb verzagt. Ich hatte ja meine Medaillen-Ziele in Whistler, wollte nach den verletzungsbedingt verpassten Winterspielen von 2006 in Turin noch etwas nachholen. Das gelang dann gleich nach der verpatzten Abfahrt in der Kombination mit Gold – damit hatte ich mir mein Ziel, meinen sportlichen Lebenstraum bereits erfüllt. Alles, was danach kam, war eine Zugabe. Umso glücklicher war ich, dass ich dann auch im Slalom siegreich sein könnte. Die Winterspiele 2010 waren für mich ganz besondere, zum Anfang herrschte Enttäuschung, am Ende pure Freude und ausgelassenes Glücksgefühl. Von Meinungen über mich vor und während der Saison lasse ich mich ohnehin nicht ablenken. Letztendlich muss ich mich auf mich selbst, meine Leistungen und meine Rennen konzentrieren.

Frage: Sie sind auch Olympia-Botschafterin 2018 für München, Garmisch-Partenkirchen und das Berchtesgadener Land. Zuletzt gab es vor Ort, in GAP, ziemlich viel Aufruhr wegen der Olympia-Bewerbung und beabsichtigter Bauten zugunsten der dort ansässigen Bauern. Wie beurteilen Sie diese Diskussionen?

Maria Riesch: Einige Leute wurden zu Beginn nicht richtig informiert und involviert, man stellte sie teilweise vor vollendete Tatsachen. Da ist es schwierig, diese Personen, die so wichtig sind für die Bewerbung, wieder umzustimmen. Sicher sind da in der Vorbereitung einige Fehler gemacht worden, man hätte bereits früher direkt die persönlichen Kontakte herstellen und das Konzept zu Olympia 2018 fundiert vorstellen müssen. Alles in allem: Die Mehrheit der Bevölkerung steht zu Olympia. Und natürlich befürworte ich als Spitzensportlerin Olympia in meiner Heimat, setze mich auch dafür engagiert ein, aber die Gespräche müssen jetzt auch konstruktiver zwischen den Verantwortlichen und Betroffenen geführt werden. Das Missbehagen Einzelner verstehe ich schon, es waren anscheinend von Anfang an Kommunikationsprobleme vorhanden.

Frage: Ihre Ziele für die Saison 2010/11 – im Weltcup und bei den WM in GAP?

Maria Riesch: Ich hatte ja bereits in den letzten beiden Jahren mit dem Weltmeistertitel 2009, den beiden Olympiasiegen 2010 und den Erfolgen im Weltcup optimale Ergebnisse. Auf diesem Niveau möchte ich mich auch weiter bewegen. Der Gesamt-Weltcup ist jedoch nach wie vor ein großes Thema und in der einen oder anderen Disziplin möchte ich vielleicht schon auch noch die eine oder andere kleine Glaskugel gewinnen. Mein Haupt-Ziel ist es aber, bei der Heim-WM zuzuschlagen und dort bestmögliche Resultate zu erreichen.

Last but not least
: Warum hat es Sie eigentlich ins Mecklenburger Land, in das „alpincenter Hamburg-Wittenburg“ verschlagen. Wollten Sie statt bayrischem auch mal den Schnee der „preußischen Flachland-Tiroler“ genießen?

Maria Riesch
: Hier sind die Bedingungen gerade für das Sommer-Training ideal. Man ist witterungsunabhängig und kann ungestört und effektiv trainieren.

Dann viel Erfolg und bestmögliche Ergebnisse 2010/11!

Marko Michels

Fotos : Impressionen von der Pressekonferenz in Wittenburg am 27. Juli (alle Michels)