Westmecklenburger Unternehmen starten mit Skepsis in 2009

Sowohl die Geschäftsaussichten als auch die Pläne der Unternehmen haben sich zum Jahreswechsel merklich verschlechtert. Das zeigten bereits die Ergebnisse der Herbstumfrage der Schweriner IHK. „Zwar ist das Kreditgeschäft rege geblieben, und von allgemeinen Finanzierungsproblemen kann nicht die Rede sein, jedoch hat sich die Konjunktur deutlich abkühlt,“ stellte IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus-Michael Rothe fest.

Nach Ansicht der IHK zu Schwerin ist zu erwarten, dass sich die Auftragslage nochmals spürbar eintrüben wird. Lediglich der nachlassende Preisdruck bei Nahrungsmitteln sowie der sinkende Ölpreis werden Entlastung bringen. „Besonders exportorientierte Unternehmen stehen wegen der Verlangsamung der Wirtschaft im gesamten Euro-Raum vor einem schwierigen Jahr,“ warnte Rothe. Die Nachfrage nach Arbeitskräften wird nachlassen, und aller Voraussicht nach wird die Angst vor Arbeitsplatzverlust das Konsumverhalten und somit die Binnennachfrage zusätzlich negativ beeinflussen. Da gleichzeitig die unternehmerische Zurückhaltung bei Investitionsprojekten zunehmen wird, bleiben wichtige Wachstumsimpulse aus. Vor diesem Hintergrund hat der deutsche Industrie- und Handelskammertag seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum 2009 auf minus 0,5 % gesenkt.

Ausgehend von der bundesweiten Tendenz rechnet die IHK zu Schwerin bis jetzt jedoch für Mecklenburg-Vorpommern insgesamt noch mit weniger schwerwiegenden Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise. Obwohl Mecklenburg-Vorpommern 2007 trotz zweistelligen Zuwachsraten im Exportsektor nach wie vor nur einen geringen Anteil am gesamtdeutschen Export (0,5 %) bereit stellt, ist die regionale Bedeutung des Außenhandels nicht zu vernachlässigen. Denn das Geschäft mit dem Ausland macht mehr als ein Viertel des Gesamtumsatzes des verarbeitenden Gewerbes in Mecklenburg-Vorpommern aus. Unter den exportorientierten Unternehmen sind die Werften besonders betroffen, denn der Rückgang im weltweiten Güterverkehr bringt eine sinkende Nachfrage nach internationalen Transportleistungen mit sich. Dies wiederum hat fallende Charterraten zur Folge, wodurch sowohl die laufenden Einnahmen der Reeder als auch die Nachfrage nach zusätzlichen Schiffen zurückgehen. Gleichzeitig sind die Banken besonders zurückhaltend bei der Gewährung von Großkrediten. Es ist daher nach Einschätzung der Schweriner IHK anzunehmen, dass auf die Werften im Land vermehrt die Zahlungsunfähigkeit von Auftraggebern sowie die Stornierung von Aufträgen zukommen werden. Da der Verkauf von Wasserfahrzeugen mit 9,5 % (2007) der Exportgüter der stärkste Exportzweig in Mecklenburg-Vorpommern ist, und die Krise der Schiffbauer auch die Zulieferindustrie in Mitleidenschaft zieht, könnte dies spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaftslage des gesamten Landes haben. Hinzu kommen die rückläufigen Auftragseingänge der hier ansässigen Zulieferindustrien von Exportunternehmen außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns (wie z.B. die Automobilzulieferindustrie), sowie industriebezogene Dienstleistungsunternehmen, welche die indirekten Effekte der Außenhandelskrise tragen müssen.

Positiver fällt die Prognose der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin für das Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern aus, denn der Auslastungsgrad ist gegenwärtig und in absehbarer Zukunft relativ hoch. Die Bundesgartenschau 2009 wird zudem viele Gäste in die Landeshauptstadt und das Schweriner Umland locken. Das Gastgewerbe kann diese Chance nutzen, um sich bundesweit als attraktives Urlaubsziel zu empfehlen. Zusammen mit dem 850jährigen Stadtjubiläum Schwerins 2010 kann so eine Grundlage für langfristig positive Zuwachsraten geschaffen werden, welche auch im Bauhauptgewerbe und anderen Zweigen der Tourismusbranche sowie im Einzelhandel und Verkehrsgewerbe Wachstumsimpulse auslösen würden.