Wertvolle Medaille in einer Mecklenburger Erfolgssportart

Dr. Martina Littmann im Blickpunkt

Wasserspringen und Rostock – das ist seit Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte. Namen wie Ingrid Engel-Krämer, die 1964 Gold im Kunst- und Turmspringen erkämpfte, Christa Köhler, die 1976 im Kunstspringen Silber holte, Martina Proeber, die 1980 im Kunstspringen den Silberplatz belegte, Annika Walter, die 1996 im Turmspringen Silber ersprang oder Dörte Lindner, die 2000 Bronze im Kunstspringen errang stehen für die olympische Erfolgsgeschichte des Rostocker Wasserspringens.  Hinter diesen Erfolgen stehen aber auch renommierte Trainer, wie Max Kienast, Monika Dietrich oder Edgar Koppe.

Doch – trotz aller Erfolge der Vergangenheit – auch die Gegenwart und Zukunft „ruft“. Im Sommer 2011 finden die WM in Shanghai statt und im nächsten Jahr stehen bereits die olympischen Wettbewerbe in London an.
Wie sieht es aber nun mit den Rostocker Ambitionen 2011/12 aus?

Nachgefragt bei der Rostockerin Dr. Martina Littmann, die 1980 Olympia-Silber im Wasserspringen (da hieß sie noch Proeber) gewann.

„Olympia war auch für mich das Größte …“

Frage: Vor mehr als 30 Jahren gewannen Sie Olympia-Silber in Moskau 1980. Wie erlebten Sie damals Moskau 1980? Hatten Sie mit der Medaille gerechnet? Welche Erinnerungen haben Sie noch an die Spiele ’80? Und: Wie lautet Ihr Resümee der olympischen Wassersprung-Wettkämpfe von Moskau mehr als drei Jahrzehnte später?

Dr.Martina Littmann: Die Olympia-Nominierung kam für mich als damals 17-Jährige ziemlich überraschend und deshalb war schon allein die Teilnahme ein großer Erfolg. Als dann noch die Silberne dazu kam, war natürlich die Freude riesig! Fassen und genießen konnte man jedoch alles erst viel später …

Zu Moskau 1980: Die Teilnahme an Olympischen Spielen sind für jeden Sportler das Größte, was man erreichen und erleben kann und dieses hat, so glaube ich, auch heute, 30 Jahre später, noch nicht an Aussagekraft verloren.

Frage: Das neue Wassersprung-Jahr ist noch jung. Auf welche herausragenden Wettbewerbe im Wasserspringen 2011 freuen Sie sich besonders?

Dr. Martina Littmann: Ich freue mich, wie jedes Jahr, natürlich auf den Internationalen Springertag, der auf meiner ehemaligen „Heimschanze“ in Rostock schon zu einer großen Tradition geworden ist und jedes Jahr fast die gesamte Weltelite an den Start bringt. Außer großem Sport trifft man hier auch viele altbekannte Gesichter aus früheren Zeiten, die jetzt die Sportler als Trainer betreuen oder einfach nur als Zuschauer das Ganze bewundern. Da wird gerne und viel aus alten Zeiten geplaudert!

Frage: Der WSC Rostock bringt immer wieder neue Wassersprung-Talente hervor. Wie beurteilen Sie die regionale, nationale und internationale Situation im Wasserspringen anno 2011?

Dr. Martina Littmann: Die Sportart ist hinsichtlich ihrer Schwierigkeitsgrade nicht mehr mit früher vergleichbar. Es ist beeindruckend, was schon die jüngeren Sportlern an schwierigen Sprüngen anbieten. Ohne diese Schwierigkeiten besteht heute kaum noch eine Chance, in der Weltelite mitzuhalten. Das haben auch die Deutschen eindrucksvoll bewiesen! Trotzdem gehört für mich beim Wasserspringen immer noch die Ästhetik und Eleganz dazu und ist ganz wichtig. Nur Schwierigkeit alleine prägt keinen Wasserspringer. Eine gesunde Mischung aus Beidem macht den Erfolg!

Leider wird es für die jungen Sportler immer schwieriger, Schule, Ausbildung oder Beruf mit der sportlichen Karriere unter einen Hut zu bringen. Das war früher mit den Kinder- und Jugend-Sportschulen sehr gut organisiert. Man sollte immer daran denken, es gibt auch noch ein Leben nach dem Sport. Die Karriere kann durch Verletzungen sehr schnell zu Ende sein. Deshalb ist eine gute Ausbildung sehr wichtig! Trotzdem ist Sport immer noch die schönste Nebensache der Welt und bringt neben den Erfolgen unvergessliche Erlebnisse mit sich.

Leider gibt es in der Rostocker Wasserspringerhochburg derzeit nicht so viele Top-Spitzensportler wie früher, aber z. B. mit Tim Pyritz, Maxim Jeromin oder Sören Jung durchaus Nachwuchstalente, die den ganz großen Sprung schaffen könnten. Außerdem wächst von ganz unten durch tolle Nachwuchsarbeit wieder eine breite Basis mit vielen viel versprechenden jungen Sportlern heran, die mit viel Ehrgeiz, Mut, Talent und auch Ausdauer die Chance haben, Rostock wieder zu einer Macht unter den Wasserspringern werden zu lassen.

Frage: In diesem Jahr finden die WM in Shanghai statt, dann 2012 die Olympischen Spiele. Ihre Prognose?

Dr. Martina Littmann: Ich denke, immer mehr Nationen kämpfen an der Spitze um Medaillen. Aber die Chinesen werden natürlich ihren Heimvorteil nutzen wollen. Ich glaube jedoch, die jungen Deutschen haben durchaus gute Chancen, nicht ohne Medaillen nach Hause zurück zu kehren.

Frage: Sie sind promovierte Human-Medizinerin, arbeiten beim Landesamt für Gesundheit und Soziales in Rostock. Wie sportlich ist Frau Dr. Littmann heute noch?

Dr. Martina Littmann: Na ja, so ganz ohne Sport geht es natürlich nicht, aber häufig ist es auch zeitlich nicht so einfach, regelmäßig noch etwas zu tun. Aber ich komme gerade vom Skifahren aus dem Winter-Urlaub, und ansonsten gehe ich mindestens einmal die Woche ins Fitness-Studio und habe Nordic Walking als mein neues Hobby entdeckt.

Dann weiterhin ein aktives, abwechslungsreiches und erfolgreiches Leben!

Marko Michels