Wer hat Angst vorm bösen Wolf?

Streit um Wiederansiedlung des Wolfes in Mecklenburg-Vorpommern entbrannt

Da der Wolf auch Nutztiere schlägt galt er in der Vergangenheit als Feind des Menschen. Er ist seit jeher Gegenstand von Mythen und Ängsten. Erfundene Geschichten, Übertreibungen und die Dämonisierung des Wolfes – So erwarb er sich den Fabelnamen als blutrünstiger Isegrim – führten dazu, dass der Wolf im 19. Jahrhundert in Nord- und Mitteleuropa ausgestorben war. Das letzte freilebende Exemplar in Deutschland wurde 1904 geschossen.

Seit den 1990er Jahren nimmt der Bestand des Wolfes in vielen europäischen Ländern wieder zu. Nach Deutschland sind immer wieder Wölfe über die polnische Grenze eingewandert. Mittlerweile sind sie in der Lausitz (Sachsen und Brandenburg) wieder heimisch, in beiden Bundesländern haben sich fünf Rudel etabliert.

Der Wolf in MV – Ein Problemtier?

In Mecklenburg-Vorpommern wurde vor kurzem das Vorkommen eines Wolfes nachgewiesen. Auch ein offizielles Foto gibt es bereits, Ende Januar von einer Fotofalle des WWF und des Umweltministeriums aufgenommen. Aufmerksamkeit erlangte das Raubtier, nachdem es im Landkreis Müritz mehrere Schafe und Rentiere gerissen hatte. Das Thema ist emotional aufgeladen. Einige Schäfer sprechen vom Wolf als „Problemtier“ und fordern diesen einzufangen. Auch fragen sich viele Einwohner, ob eine unmittelbare Gefahr für den Menschen besteht, ob der Wolf bei einem Zusammentreffen Menschen angreift.

Während die Erbeutung von Haustieren durch Wölfe unstrittig ist, entbehren Berichte in der Vergangenheit über Angriffe auf Menschen meist jeder Grundlage. Gesicherte Belege für Angriffe gesunder Wölfe auf Menschen konnten für Europa bisher nicht erbracht werden. Weitere Informationen zum Thema bietet auch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz an. Ein Faltblatt mit Hinweisen zum Schutz von gehaltenen Tieren vor dem Wolf, zum Vorgehen im Schadensfall sowie mit Kontakten zu den Rissgutachtern des Landes ist im Internet unter www.lu.mv-regierung.de unter der Rubrik Publikationen – Naturschutz und Landschaftspflege veröffentlicht.

Dass die Thematik brisant ist, wird deutlich, da Diskussionen um Chancen und Risiken schnell zur Glaubensfrage werden und sachliche Aspekte schwer zu vermitteln sind. Macht ein Tier wie der Wolf Beute, wird schnell von einer großen Bedrohung gesprochen, leider lässt sich der erfundene böse Charakter des Wolfes nicht auslöschen. Dass aber regelmäßig Geflügel und Kleinvieh von Füchsen, Greifvögeln etc. erbeutet werden, Haustiere in Massen überfahren werden, auch manch Jäger unerlaubt oder fälschlich bedrohte Tiere schießt, scheint akzeptiert und wird in diesem Zusammenhang gerne übersehen.

Kritik an Wiederansiedlung

So hat sich die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende, Beate Schlupp, aktuell gegen eine Wiederansiedlung des Wolfes in Mecklenburg-Vorpommern ausgesprochen. Der Wolf sei schon seit deutlich über 100 Jahren kein heimisches Tier mehr, betonte sie.

„In den zurückliegenden Jahren haben die Klagen über artenschutzbedingte Nutzungs- und Ertragsausfälle drastisch zugenommen. Sowohl die Fischer, Landwirte, Schäfer als auch Förster klagen über artenschutzbedingte Nutzungs- und Ertragsausfälle durch Kormorane, Gänse, Kraniche und Biber. Nun kommt auch noch der Wolf dazu. Allein in der Region Wittstock in Nordbrandenburg wurden seit 2010 über 70 Nutztiere in Gehegen angegriffen und getötet“, so die Fraktionsvorsitzende

Vergleicht man diese Zahl jedoch mit den in die Millionen gehenden bei den regelmäßig aufkeimenden Diskussionen zu Massentierhaltung, artgerechter Haltung und Überschussproduktion von Nutztieren scheint das ein wenig paradox.

Schlupp, die eine Wiederansiedlung des  Wolfes zu verhindert wünscht, weiter: „Nicht nur weil der Wolf keine natürlichen Feinde mehr hat und deshalb zum ökologischen Problem wird; auch die dichte Besiedlung und die große wirtschaftliche Bedeutung der Tierzucht stehen einer Wiederansiedlung im Wege. Der Schutz der Bevölkerung und der Haus- und Nutztiere zwingen dazu, die Wiederansiedlung zu unterbinden.“

Doch das Land lässt seine Bauern nicht alleine stehen. So werden laut Managementplan für den Wolf alle Schäden an Nutz- und Haustieren, bei denen der Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen werden kann, in Mecklenburg-Vorpommern – wie auch in Sachsen und Brandenburg – finanziell ausgeglichen.

Von Patrick Dettmann

1 Kommentar zu „Wer hat Angst vorm bösen Wolf?“

  1. Früher haben wir den Wolf aus unserem Bundesland vertrieben bzw. ausgerottet. Dann mussten die Jäger kommen und das Wild abschießen, damit es nicht überhand nimmt. Wir sollten froh sein, dass der Wolf wieder kommt und das heimische Wild wieder natürliche Feinde hat. Das der Wolf sich hin und wieder natürlich auch die Beute sucht, die ihm nicht weglaufen kann ist ja auch nachzuvollziehen. Wer würde das an Wolfes Stelle nicht auch machen? Am meisten dürften sich die Jäger vor dem Wolf fürchten, könnte er doch ihre Legitimation zum nächtlichen herumballern wegfallen lassen.

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