Wenn Gamen, Chatten und Surfen krank machen

Anlässlich des Weltspieltages am 28. Mai weisen Ärzte und Therapeuten der AHG auf steigende Patientenzahlen bei Gamern, Chattern und Surfern hin.

Vor zwölf Monaten stellte die AHG Allgemeine Hospitalgesellschaft das bundesweit erste stationäre Therapiekonzept für den krankhaften Pathologischen PC- und Internetgebrauch der Öffentlichkeit vor. Das Fazit der drei beteiligten Kliniken nach einem Jahr: Für immer mehr und immer jüngere Menschen wird die Faszination Computer buchstäblich grenzenlos und bedarf gezielter Therapie. Betroffenen und Interessierten bietet eine telefonische Beratungsaktion vom 28. Mai bis 4. Juni vertraulichen Rat und individuelle Hilfe.

Die Anfragen an Beratungsstellen nehmen zu. Als sogenannter „exzessiver“ PC- und Internetnutzer gilt, wer außerhalb des schulischen oder beruflichen Kontextes täglich 4,5 Stunden oder mehr dem Computer widmet. Bei geschätzten 1,7 Prozent aller Jugendlichen entwickelt sich daraus eine behandlungsbedürftige Form: der „Pathologische PC- und Internetgebrauch“. Doch sind auch Ältere betroffen. Diese Menschen verbringen bis zu 50 Stunden ohne Unterbrechung oder auch rund 100 Stunden pro Woche vor dem Bildschirm. Psychische und körperliche Probleme, sozialer Rückzug und wirtschaftlicher Ruin können die Folge sein.

Schüchterne und ängstliche Menschen neigen eher dazu, einen pathologischem PC- und Internetgebrauch zu entwickeln, aber auch beeinträchtigende Lebensbedingungen oder soziale Ausgrenzung begünstigen die Flucht in die virtuelle Realität und die Entwicklung einer behandlungsbedürftigen Störung.

Unterstützung bieten heute ambulante Anlaufstellen, erste Selbsthilfegruppen oder Internetforen. Noch fehlt dem „Pathologischen PC- und Internetgebrauch“ die Anerkennung als Erkrankung. Dennoch haben drei Kliniken der AHG – mit insgesamt 45 Standorten eines der bundesweit größten Anbieter in der Suchttherapie und Psychosomatik – die stationäre Therapielücke vor einem Jahr geschlossen.

Ziel der 12-wöchigen Behandlung für Betroffene ab 16 Jahren ist, den PC-Gebrauch auf einen funktionalen Umgang in Alltag und Beruf zu reduzieren. Zugleich steht die Rückorientierung in das reale soziale Umfeld, in Alltag und Beruf im Fokus.

Die Übernahme der Kosten geschieht im Einzelfall über Krankenkasse oder Rentenversicherung, sofern eine Behandlungsnotwendigkeit ärztlich bescheinigt wird.

bundesweite Beratungsaktion vom 28. Mai bis 4. Juni 2010 von 8 bis 20 Uhr (6 cent/min) unter Tel.: (01802) 112266

Katrin Parlow

Weitere Fachinformationen:

Dr. Bernd Sobottka
Leitender Psychologe
AHG Klinik Schweriner See
Am See 4, 19069 Lübstorf
Tel.: (03867) 900-161, bsobottka@ahg.de