Weltcup im Kanurennsport mit überzeugenden Neubrandenburgern

Martin Hollstein und Thomas Lück mit Erfolgen

Kanurennsport und Mecklenburg-Vorpommern – das ist seit vier Jahrzehnten eine Erfolgssymbiose, die nun auch beim Weltcup in Duisburg ihre Bestätigung fand.

Der Weltcup im Kanu-Rennsport in der NRW-Metropole stand ganz im Zeichen der deutschen Kanutinnen und Kanuten. So konnte die deutsche Kanu-Flotte zwanzig Medaillen, davon 13 x Gold erkämpfen. Weitere Erfolge gingen an den kommenden Olympia-Gastgeber Großbritannien (3), Litauen (2), Kanada, Weißrussland, Aserbaidschan, Schweden, Australien, China und Rumänien. Insgesamt erpaddelten 18 Länder Weltcup-Medaillen im Austragungsort der World Games 2005.

Weltcup im Kanu-RennsportSehr stark präsentierten sich dabei die beiden Neubrandenburger Martin Hollstein, Olympiasieger 2008, und Thomas Lück, Vize-Weltmeister 2009. In den 1000 Meter-Entscheidungen am zweiten Wettkampftag konnten aus deutscher Sicht unter anderem das neu formierte Canadier-Duo Erik Leue (Magdeburg) und Thomas Lück (Neubrandenburg) und der goldene Zweierkajak der Herren von Peking Martin Hollstein (Neubrandenburg) und Andreas Ihle (Magdeburg) Siege erkämpfen.

Am letzten Wettkampftag über die 500 Meter-Distanzen schafften die Kajak-Fahrer der Herren Martin Hollstein und Andreas Ihle noch ein weiterer Triumph während des Weltcups. Damit können die Neubrandenburger Martin Hollstein und Thomas Lück mit viel Selbstvertrauen bei den kommenden Weltcups und vor allem bei den Weltmeisterschaften vom 19. bis 22.August in Poznan starten.

Blick zurück …

Seit den Weltmeisterschaften 1938 in Waxholm/Schweden paddeln die Kanu-Sportler aus aller Welt um meisterliche Ehren, nachdem bereits bei Olympia 1936 in Berlin die Kanuten um olympisches Edelmetall antraten. Führend waren seit den 1930er Jahren neben den Deutschen insbesondere Schwede, Norweger und Finnen. Insbesondere nach 1950 kamen Russen, Ungarn, Polen, Rumänen, Bulgaren, Tschechen, Jugoslawen, Nordamerikaner und Australier bzw. Neuseeländer hinzu.

Der ostdeutsche Kanusport hatte vor allem in Sachsen und in Thüringen nach dem 2.Weltkrieg große Erfolge feiern können. Eine Kanutin war sogar die Erste, die eine WM-Medaille für die DDR gewinnen konnte. Bei den WM 1953 in Meran gewann Eva Setzkorn vom ZSK vorwärts Leipzig die Silbermedaille im Faltboot-Einer. Mit dem DDR-Frauen-Team gab es bei den gleichen WM noch einmal Gold.

Leider hatten die DDR-Kanuten damals noch kein erstklassiges Material zur Verfügung, so dass Unterstützung “von außen” notwendig wurde. Von Seiten der Yacht-Werft in Berlin-Grünau konnte allerdings schnell Abhilfe geschaffen werden: Die dortigen Mitarbeiter und Ingenieure entwarfen ein erstklassiges Kanu-Modell, von dem zunächst die Kanu-Slalom- bzw. Wildwasser-Fahrer profitierten. Bereits bei den WM 1957 in Augsburg gewann die DDR sechs WM-Titel und fügte diesen 1959 sechs weitere hinzu. Neun Titel bzw. elf Titel folgten 1961 und 1963.

Der Leipziger Manfred Schubert war mit drei Titeln der damalige Top-Kanute. Im Canadier-Zweier schafften seinerzeit Günter und Manfred Merkel das “Triple”. Schwester Lia knüpfte an den Bruder-Erfolg an und behauptete sich ebenfalls mit drei Siegen. Reihenweise DDR-Siege für die Kanu-Slalom-Fahrer gab es bei den WM in Meran 1971 und bei Olympia 1972 in München/Augsburg. Nachdem das Internationale Olympische Komitee Kanu-Slalom aus dem olympischen Programm strich (1992 wieder eingeführt), konzentrierte sich der DDR-Kanu-Verband auf den Rennsport.

Bereits 1958 hatte Dieter Krause WM-Bronze im K 1 gewonnen und in der gesamtdeutschen Kanu-Staffel 1960 die olympische Goldmedaille erkämpft. Jürgen Eschert gelang 1964 im Einer-Canadier ebenfalls der Olympiasieg. Den ersten WM-Titel der DDR im Rennsport indes errang der Vierer-Kajak 1963.

Stellten die DDR-Kanu-Rennsportler bis 1973 nur viermal den Weltmeister, so stand am Ende der DDR (1990) die imponierende Bilanz von 69 x Gold / 29 x Silber / 22 x Bronze. Bei Olympia von 1976 bis 1988 erwiesen sich die DDR-Kanuten zudem mit 9 x Gold / 6 x Silber / 8 x Bronze ganz stark.
Auch für die M-V-Kanuten war der Kanu-Rennsport seit 1970 “golden”.

Im Jahre 1971 erkämpfte Alexander Slatnow (SC Neubrandenburg) den ersten WM-Titel für M-V. Ilse Kaschube gewann 1972 mit Silber die erste Kanu-Olympiamedaille für Mecklenburg-Vorpommern. Danach waren vor allem Neubrandenburger und Rostocker Starter bei Olympia medaillen-dekoriert.
Bis 2004 haben Kanu-Sportler aus unserem Bundesland sogar 14 Olympiasiege erkämpft bzw. bei WM 58 Titel errungen. Namen wie Ilse Kaschube, Rüdiger Helm, Bernd Olbricht, Anke von Seck-Nothnagel, Ramona Portwich, Roswitha Eberl oder Andreas Dittmer sind nicht nur Kanu-Fans geläufig.

Und nun setzen Martina Hollstein, Thomas Lück und andere diese Tradition fort …

Marko Michels

Foto: Martin Hollstein, Thomas Lück und der seit 2008 nicht mehr aktive dreifache Olympiasieger Andreas Dittmer. Ihre Autogramme sind begehrt. (Michels/Archiv)