Wahl-Zeit in MeckPomm

Gedanken zum Urnen-Gang am 4.September

Es ist Wahl-Zeit in Mecklenburg-Vorpommern. Alle sind gegen etwas. Die meisten, ganz Mainstream, „Gegen Rechts“. Die anderen, wohl die Minderheit, „Gegen Links“. Alle sind „Gegen etwas“, aber am Ende bleibt die interessierte Wählerin und der interessierte Wähler ratlos zurück: Für wen oder für was stehen die Damen und Herren Politiker eigentlich?!

Wo bleiben die Relationen?!

Da wird einem Schweriner Flüchtlingsverein 1000 Euro gespendet, gleichwohl werden parallel dazu Milliarden in den Berliner Flughafen-Sand gesetzt. Von Millionen- und Milliarden-Vergeudung in puncto Euro-Rettung, Banken-Rettung, Elbphilharmonie-Rettung, Stuttgart 21-Rettung, Nürburgring-Rettung und und und ganz zu schweigen. Unsinnige Projekte von größenwahnsinnigen Politikern und Unternehmern, die ihre Verluste nur allzu gern sozialisieren lassen.

Immer das Gleiche…

Uns beglückten in den letzten Wochen die ewig gleichen grinsenden Typinnen und Typen mit ihrer ewig gleichen Phrasologie. Mit ihren falschen Statistiken und ihren plakativen Erfolgen. „Wir schaffen das!“, „Uns geht es gut!“ und „So wie wir heute nicht regiert haben, so können wir morgen dennoch leben – denn wir sind Beamte!“. Frieda Schluckauf würde im Grabe rotieren…

Es nennt sich Wahl

Es nennt sich Wahl, was da am 4.September kommt. Auf die Auswahl der präsentierten Kandidatinnen und Kandidaten hatte der gemeine Bürger nie wesentlichen Einfluss. Er soll diese „schlucken“ bzw. ankreuzen.

Vorher wurden die politischen Protagonisten und die jeweiligen Parteien entsprechend vermarktet mittels Broschüren, Plakaten, Wahlk(r)ampf-Veranstaltungen oder sonstigen PR-Aktionen, die zwar keinen Informationswert haben, dafür aber Hunderttausende, ja Millionen Euro kosten.

Arbeit oder „Arbeit“?!

Dafür werden den „hundsgemeinen“ Hartz IV-Empfängern – entgegen aller exorbitanten Steigerungen der Lebenshaltungskosten – ja nur fünf Euro mehr zugebilligt. Selbst schuld, wer keine Arbeit bzw. „richtige Arbeit“ hat. Wobei nicht ganz klar ist, was „richtige Arbeit“ ist. Die eines Bankers, der Billiarden verschleuderte? Die eines Politikers, der eine dubiose Vergangenheit aufweist und Unsummen ebenfalls vergeudete? Oder die eines Trickbetrügers, der Naive um ihr Geld erleichterte?

Politische Stereotype geschaffen

Plötzlich sind alle Parteien, die nicht die Bezeichnung „SPD“, „CDU“, „Bündnis 90/Die Grünen“, „FDP“ oder „Die Linke“ aufweisen, „dubios“, „populistisch“, „demokratiefeindlich“ und „inkompetent“.

Als ob Sozialdemokraten und Christdemokraten weniger populistisch agieren – ebenso Liberale oder Grüne. Von deren DDR-Vergangenheiten, ob persönlich oder „parteilich“, ganz zu schweigen. „Die Linke“ stellt sich plötzlich dar, als hätte es eine SED- und PDS-Vergangenheit nicht gegeben. Die CDU vergisst ihre Blockflöten-Vergangenheit ebenso wie die Liberalen ihrerseits die Blockflöten-Historie als LDPD. Nach der vollständigen Gleichschaltung 1952 waren dieses „seelenlose Bündnispartner der SED“ (Zitat Dr. Kurt Schumacher). Schon vergessen?! Andere haben das jedenfalls nicht.

Ähnliches gilt für die SPD, dessen Geschichte ebenfalls nicht nur Opfer-, sondern auch Tätergeschichte ist. Schon vergessen, wie glühend der Sozialdemokrat Carl Moltmann einst die Vereinigung mit der KPD begrüßte?!

Das Prinzip des „Gegeneinander-Ausspielens“…

Heute wird versucht, echte oder vermeintliche Flüchtlinge gegen Einheimische auszuspielen. Von allen, ob „Links“ oder „Rechts“. Aber nicht die vielen Flüchtlinge sind das große Problem. Es sind die regierenden Politikerinnen und Politiker, die einen schlechten Job machen.

Warum mussten erst die Menschen aus ihre Heimatstaaten fliehen?! Auch und insbesondere, weil früher die DDR bzw. Westdeutschland und nach 1990 das vereinte Deutschland Despoten in aller Welt tatkräftig unterstützte, an der Seite ihrer jeweiligen „Großen Brüder“, ob in Äthiopien, in Mocambique, in der Mongolei, in Südafrika, in Chile, in Südkorea, in Nordkorea, in Nordjemen, in Zaire, im Südjemen und und und

Nichts gelernt

Das vereinte Deutschland hat aus seiner Geschichte mit „Wilhelminismus“, „Nationalsozialismus“, „Stalinismus“ und „Demokratismus“ nicht wirklich viel gelernt, allen oberflächlichen Beteuerungen und allem Aktionismus zum Trotz. Wer ist denn nicht nur „Fußball-Weltmeister“ und „Fußball-Olympiasiegerin“, sondern auch „Bronzemedaillen-Gewinner“ in puncto Rüstungsexporten?!

Verlogenheit

Wenn man zudem heute Politikerinnen und Politiker sieht, die zum „Kampf gegen Rechts“ aufrufen, bis 1990 aber emsige Stasi-IM oder DDR-Apparatschiki waren, dann pervertiert die gesamte politische Kultur.

Wo bleibt die kritische Presse?

Wo bleibt aber die kritische Presse? Von Ausnahmen abgesehen, wird man stutzig. Plötzlich werden SPD- und CDU-Positionen „voller Inbrunst“ medial vertreten, als wolle sich der jeweilige Schreiberling für einen Pressesprecher-Posten bei den „Sozis“ oder den „Schwatten“ bewerben.

Die Umfragen

Die derzeitigen offiziellen Umfrage-Ergebnisse für SPD (28 Prozent) und für die CDU (22 Prozent) sind folgerichtig. Viele lassen sich eben nicht mehr hinter das politische Licht führen, wissen, was offizielle Statistiken und Verlautbarungen wirklich wert sind und lasse sich durch Aktionismus nicht mehr blenden. Das dargebotene politische Personal zieht nicht mehr, auch wenn dieses noch so protegiert wird. Was immer am Sonntag kommen mag, SPD und CDU, Ihr habt den Nährboden dafür gelegt – nicht vergessen! Ganz gleich, wo man (politisch) steht.

Ändern wird sich jedoch nicht viel…

Das einstige politische Spiel ist vorbei. Aber ganz gleich, wie es am Sonntag in M-V ausgeht: Es wird sich nichts ändern. Wie meinte schon der Autor Martin Gerhard Reisenberg richtig: „Wie oft man auch zur `Wal` gebeten wird, die `Hai-Society` bleibt stets oben auf!“.

Oder wie eine deutsche Volksweisheit besagt: „Könnten Wahlen wirklich etwas ändern, dann wären sie verboten!“.

Aber eine Wahl-Gang sollte man sich ruhig noch einmal genehmigen. Man weiß ja nie…

Witzig bis witzlos

Vielleicht sollten sich die heutigen Spitzen-Kandidatinnen und -Kandidaten der konkurrierenden Parteien in M-V einfach einfrieren lassen – wie es bereits in einem alten DDR-Witz aus dem Jahr 1989 angesprochen wurde:

„Bush senior, Gorbatschow und Egon Krenz haben von den ewigen Streitereien die Nase ziemlich voll und beschließen, sich 50 Jahre einfrieren zu lassen. Nach 50 Jahren werden sie aufgetaut, und jeder besorgt sich eine Zeitung seines Staates.

Bush senior  liest die erste Seite und fällt tot um, denn die titelte „General Motors gewinnt sozialistischen Wettbewerb“ (Hoffentlich ohne manipulierte Abgas-Software!). Gorbatschow geht  nach der Lektüre der ersten Seite ebenso „von dannen“. Die Schlagzeile seiner Zeitung lautete: „Erneut Streitigkeiten an der polnisch-chinesischen Grenze.“ Krenz liest und stirbt unter Weinkrämpfen – Schlagzeile des „ND“: „Wir gratulieren unserem Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker zum 130.Geburtstag.“

Was nach 50 Jahren wohl Erwin Sellering, Lorenz Caffier & Co lesen werden?!

Na ja, erst einmal wird am 4.9. „gewählt“.

Dr. Marko Michels