Vor den WM 2015 im Gewichtheben

Zwischen Historie und Gegenwart


Ende November wird es in einer olympischen Traditionssportart noch einmal weltmeisterlich. Knapp 40 Tage vor dem 2015er Jahresabschluss treffen sich die weltbesten Gewichtheberinnen und Gewichtheber zu den Welt-Titelkämpfen vom 20.November bis 29.November in Houston/USA.

MiriWelte

USA zum sechsten Mal Gastgeber einer WM im Gewichtheben

Damit sind die Vereinigten Staaten zum sechsten Mal Gastgeber von WM im Gewichtheben, nachdem dort bereits 1947 in Philadelphia, 1970 in Columbus, 1978 in Gettysburg, 1984 in Los Angeles (gleichzeitig olympische Wettkämpfe) und 1987 in Daytona Beach (erste globale Frauen-Titelkämpfe) Weltmeisterschaften im „Gewichte heben“ ausgetragen wurden.

Bei den 1947er Meisterschaften gab es seinerzeit in den sechs Gewichtsklassen (Dreikampf) für die Herren sechs amerikanische Triumphe (plus dreimal Silber, einmal Bronze für Team U.S.A.), wobei John Davis im Schwergewicht gewann. 23 Jahre später in Columbus war die Sowjetunion (Resultate im Dreikampf) mit fünfmal Gold, zweimal Bronze am besten. Wassili Aleksejew war dabei die Nummer eins im Superschwergewicht (Gesamtwertung).

1978 WM-Gold durch gebürtigen Barther Jürgen Heuser

1978 in Gettysburg stellte die UdSSR mit fünfmal Gold, viermal Silber wieder das beste Team. Die Deutschen aus Ost und West kamen auf zweimal Gold, einmal Silber, viermal Bronze. Der gebürtige Barther Jürgen Heuser (BSG Motor Stralsund) triumphierte im Superschwergewicht (Zweikampf) und der gebürtige Schweriner Jürgen Ciezki schaffte Silber im Schwergewicht (Zweikampf). In der Klasse bis 90 Kilogramm (Zweikampf) setzte sich hingegen Rolf Milser (VfL Duisburg-Süd) durch.

Bei den olympischen – und gleichzeitig weltmeisterlichen – Gewichtheber-Entscheidungen in L.A.`84 wurde in Abwesenheit der meisten „Ostblock-Staaten“, die die Spiele von Los Angeles boykottierten, China mit viermal Gold, zweimal Silber die erfolgreichste Gewichtheber-Mannschaft. Für Westdeutschland gab es zweimal Gold, einmal Bronze (alles im Zweikampf). Rolf MIlser belegte Rang eins in der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm und Karl-Heinz-Radschinsky (ASV Neumarkt) erkämpfte Gold in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm. Im Superschwergewicht überraschte der Australier Dean Lukin mit Gold.

Und bei den ersten WM im Gewichtheben der Frauen 1987 inDaytona Beach „holte“ China acht der neun Titel. Lediglich der Amerikanerin Karyn Marshall gelang es in der Gewichtsklasse bis 82,5 Kilogramm die chinesische Siegesserie zu unterbrechen. „Stärkste“ Frau wurde 1987 die Chinesin Han Changmei in der Gewichtsklasse über 82,5 Kilogramm.

Die WM im Gewichtheben vor Jahresfrist

Und: Wie sah es bei den letzten WM 2014 in Almaty/Kasachstan aus?!

Im kasachischen Almaty, wo die WM vor Jahresfrist im Gewichtheben zwischen 8.November und 16.November 2014 veranstaltet wurden, wetteiferten 538 leistungsstarke und sehr motivierte Gewichtheberinnen und Gewichtheber aus 72 Natione um Medaillen – Zahlen, die beweisen, wie beliebt das Gewichtheben weltweit ist. Und in Almaty 2014 ging es auch schon um Quali-Punkte im Hinblick auf die olympischen Wettkämpfe in Rio 2016, was einen zusätzlichen Anreiz für eine gute WM-Platzierung bedeutete.

Extrem stark präsentierten sich in der kasachischen Metropole die Heberinnen und Heber aus China, die 4 x Gold, 2 x Silber, 5 x Bronze im olympischen Zweikampf erkämpften. Damit wurde das „Reich der Mitte“ 2014 wieder die erfolgreichste Gewichtheber-Nation vor Nordkorea mit 4 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze, Kasachstan mit 3 x Gold, 2 x Silber, Russland mit 2 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze, Iran mit 1 x Gold, 1 x Silber und Albanien mit 1 x Gold.

Asien klar dominierend

Insgesamt holten die Athletinnen und Athleten aus Asien fast drei Viertel aller WM-Medaillen (33 von 45) im Gewichtheben (olympischer Zweikampf) und 80 Prozent der WM-Titel (12 von 15). Für Europa blieben nur 10 Medaillen (davon 3 WM-Titel) und Afrika holte 2 Medaillen.

Bei Berücksichtigung aller WM-Ergebnisse 2014 – also Medaillen im olympischen Zweikampf sowie im Reißen und Stoßen – errang China ebenfalls die meisten Medaillen (32, darunter 9 x Gold) vor Nordkorea (21, darunter 12 x Gold) und Russland (18 Medaillen, darunter 7 x Gold). Das kleine Albanien schaffte 4 Medaillen (darunter 3 x Gold). Die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer gingen gänzlich leer aus…

Übrigens: Die leichteste stärkste Gewichtheberin 2014 im olympischen Zweikampf wurde Tan Yayun (China/Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm)). Zur stärksten Gewichtheberin in der höchsten Gewichtsklasse bei den Frauen, in der Klasse über 75 Kilogramm, avancierte indes Tatjana Kaschirina (Russland).

Bei den Herren sah die Lage in den vergleichbaren Gewichtsklassen wie folgt aus: Om Yun-chol (Nordkorea) wurde der leichteste stärkste Gewichtheber 2014 (Gewichtsklasse bis 56 Kilogramm) und der Stärkste bei „den schweren Jungs“ 2014 ist Ruslan Albegow (Russland/Gewichtsklasse über 105 Kilogramm).

Russland und China „ewig“ vorn

Im „ewigen Medaillenspiegel aller Welttitelkämpfe im Gewichtheben (olympischer Zweikampf)“ führt nach Almaty 2014 Russland (mit UdSSR) mit 185 x Gold, 136 x Silber, 63 x Bronze vor China mit 159 x Gold, 69 x Silber, 39 x Bronze. Deutschland (mit Kaiserreich, Drittem Reich, DDR, Westdeutschland, vereint) erreichte bis dato 31 x Gold, 58 x Silber, 59 x Bronze. Die USA kommen auf 117 Medaillen, darunter 39 x Gold.

Blick zu den EM 2015…

Übrigens: Bei den Europameisterschaften in Tiflis/Georgien im Frühjahr 2015 erkämpften Russland (einmal Gold, sechsmal Silber) und die Türkei (zweimal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze) die meisten Medaillen. Die deutsche Mannschaft jubelte über einmal Silber durch Julia Schwarzbach in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm und über einmal Bronze durch Almir Velagic in der Gewichtsklasse über 105 Kilogramm (alles im Zweikampf).

Mal schauen, wie die Ergebnisse Ende November in Houston aussehen werden…

Marko Michels

Foto/Michels: „Gewichtheben“ gehört zum Grundlagen-Training auch der Bahn-Radsportlerinnen und -Radsportler, so ebenfalls bei Teamsprint-Olympiasiegerin Miriam Welte (bis 2013 Track Cycling Team M-V).