Vor den Hallen-Leichtathletik-WM in Doha/Katar

Neubrandenburger Ralf Bartels bei Hallen-Leichtathletik-WM am Start

Leichtathletik “im Winter” ist zumeist Leichtathletik “in der Halle”.
Vom 12. bis 14.März finden in Doha/Katar die Welt-Titelkämpfe in der “Indoor Athletics” statt. Die Wettkämpfe werden im futuristischen „ASPIRE Dome“, der 15000 Zuschauer faßt, durchgeführt.

Seit 1985, mit den Hallen-Weltspielen in Paris, und dann offiziell, seit 1987, mit den ersten Hallen-WM in Indianapolis, werden die Besten der Besten unter den Läufern, Springern oder Stoßern “überdacht” ermittelt.
Die Freiluft-Saison hat mit den EM vom 25.Juli bis 1.August in Barcelona wieder einen großen Höhepunkt. Die WM 2009 fanden in Berlin statt. Zehnmal (einschließlich 2008) fanden die WM in Europa (u.a. je zweimal in Budapest und Paris mit den ersten Weltspielen), zweimal in Nordamerika (1987 Indianapolis/USA und 1993 Toronto/Kanada) und einmal in Asien (1999 Maebashi/Japan) statt.

Für viele Athleten ist dabei die “Halle” nur eine gute Vorbereitungsphase für die Freiluft-Saison; andere verzichten gleich auf die “Winter-Saison”. Der Wert einer Hallen-Leichtathletik-WM ist daher diskutabel, soll aber keineswegs die teilweise herausragenden Leistungen dort schmälern.

Allerdings: Die Beliebtheit der Hallen-WM ist seit 1985 fast kontinuierlich gestiegen.
Nahmen 1985 nur 69 Länder an den Weltspielen teil, so waren es bei den ersten offiziellen WM bereits 85 Staaten. Rekord war 2001 mit 136 teilnehmenden Nationen.
Ral fBartels
Ein kleines, aber feines Team geht für den Deutschen Leichtathletik-Verband an den Start. Insgesamt werden 16 Athletinnen und Athleten, an den Start in Doha gehen, darunter Ralf Bartels vom SC Neubrandenburg. Der Erfolgs-Kugelstoßer der Vier-Tore-Stadt, zuletzt bei den WM 2009 in Berlin mit Bronze dekoriert, muß bereits am 12.März in der Qualifikation ran. Das Kugelstoß-Finale der Herren steigt dann am 14.März.

Die anderen deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Doha:
Weitspringerin Bianca Kappler könnte in Doha für eine Überraschung sorgen Frauen – über 60 m Hürden Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim / Ludwigsburg), im Hochsprung Meike Kröger (LG Nord Berlin), im Stabhochsprung Carolin Hingst (USC Mainz), Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken), im  Weitsprung Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01), Bianca Kappler (LC Rehlingen) und im Kugelstoßen Nadine Kleinert (SC Magdeburg) / Herren – über 1.500 m Christian Klein (LC Rehlingen), über 60 m Hürden Alexander John (LAZ Leipzig), Helge Schwarzer (Hamburger SV), im Hochsprung Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt), im Stabhochsprung Malte Mohr (LG Stadtwerke München), Alexander Straub (LG Filstal), im Weitsprung Christian Reif (ABC Ludwigshafen), im Kugelstoßen neben Ralf Bartels (SC Neubrandenburg), David Storl (LAC Erdgas Chemnitz).

Die “Großen Drei” der Welt-Leichtathletik, die USA, Russland und Deutschland, waren bei den bisherigen Hallen-WM auch die eifrigsten Goldmedaillen-Sammler.

68 Goldmedaillen gewannen die Teams aus Russland bzw. der früheren Sowjetunion seit 1985, gefolgt von den USA mit 65 ersten Plätzen. Deutschland erkämpfte bislang immerhin 28 Titel.

Auch Mecklenburger und Vorpommern konnten in den letzten 23 Jahren einige Medaillen erringen. Bei den Weltspielen in Paris`85 holten die Rostockerinnen Silke Gladisch (100 Meter), Marita Koch (200 Meter / u.a. 1980 400 Meter-Olympiasiegerin in Moskau) und Helga Radtke (Weitsprung) WM-Gold.

Ines Müller, die in Grimmen geboren wurde, stieß die Kugel bei der Premiere auf den “Silberplatz”.
Bei den ersten offiziellen Hallen-Leichtathletik-WM gab es dann für M-V zweimal Gold durch die gebürtige Neubrandenburgerin Cornelia Oschkenat, die allerdings für Berlin startete, über 60 Meter-Hürden und die Neubrandenburger 800 Meter-Läuferin Christine Wachtel.

Helga Radtke, in Sanitz geboren und für den SC Empor Rostock startend, belegte anno 1987 Platz zwei. Und Ilona Briesenick aus Demmin, die 1980 unter ihrem damaligen Namen Slupianek, Kugelstoß-Olympiasiegerin wurde, konnte in ihrer Parade-Disziplin den Vize-Weltmeistertitel erringen.
Auch die Hallen-WM 1989 und 1991 waren aus M-V-Blickwinkel sehr erfolgreich: 1989 gewann erneut Christine Wachtel vom SC Neubrandenburg (nach 1991 SC Empor Rostock) Gold über 800 Meter; Hürdenläuferin Cornelia Oschkenat beendete den 60 Meter-Hürdenlauf auf Rang drei.

Den gab es ebenfalls für Yvonne Mai, damals für den SCN, dann 1991 für Rostock antretend. Die grazile Läuferin heiratete später den jamaikanischen Athleten Graham und nahm auch die Staatsbürgerschaft von Jamaika an.

Das “goldene Triple” erreichte Christine Wachtel 1991 über die 800 Meter-Strecke und Gold (200 Meter) und Bronze (4 x 400 Meter) holte 1991 Grit Breuer aus Röbel, die wegen Medikamenten-Mißbrauchs Mitte der 1990er Jahre zeitweise gesperrt war. Heike Balck vom Schweriner SC sprang im Hochsprung zudem sehr hoch – bis auf den Bronze-Rang.

Medaillen 1997 erliefen bzw. erstießen 1997 erneut zwei Athletinnen vom früheren “Bezirk Neubrandenburg”: Grit Breuer schloß die WM mit Bronze ab – Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss vom SC Neubrandenburg, die in Grevesmühlen geboren wurde und ein Jahr zuvorOlympiasiegerin in Atlanta war, belegte die “silberne Platzierung”. 1999 hatte Grit Breuer einen weiteren starken Auftritt über die “lange Sprintstrecke”, die 400 Meter: Mit Platz eins distanzierte sie ein Weltklasse-Feld.

Auch 2003 gehörte Grit Breuer aus Röbel und zeitweise Athletin des SC Neubrandenburg für einen WM-Medaillengewinn in der Halle (Dritte über 400 Meter.Astrid Kumbernuss wurde außerdem mit einer Medaille dekoriert – mit Bronze.

Hoffentlich schneidet “Team Germany” in Doha 2010 besser als in Valencia 2008 ab …
Damals ging Deutschland leer aus.

Marko Michels

Fotos:
1./2.: Michels
3.: B.Kappler/privat