Vor den Bahn-Radsport-WM in London im März 2016

Miriam Welte, bis 2013 „Track Cycling Team MV“, auch am Start

Der Wintersport geht allmählich zu Ende, da greifen immer mehr Sportlerinnen und Sportler zu anderen Gerätschaften, darunter durchaus auch zu Fahrrädern…

Vom 2.März bis 6.März wird es auf den „Zweirädern“ sogar weltmeisterlich zugehen, denn in diesem Zeitraum finden die Bahn-Radsport-WM in London statt, an denen 21 Athletinnen und Athleten des Bundes Deutscher Radfahrer teilnehmen werden, darunter auch Miriam Welte aus Kaiserslautern, die bis 2013 auch für das „Track Cycling Team MV“ startete.

Vor vier Jahren wurde Miriam zusammen mit Kristina Vogel Olympiasiegerin im Teamsprint 2012 in London – ein gutes Omen also für die Bahn-Radsport-WM an gleicher Stelle und fünf Monate vor den olympischen Konkurrenzen in Rio.

Berlin und Zürich 1936 im Rückspiegel

Wie war das aber noch vor 80 Jahren, bei den olympischen Bahn-Radsport-Wettkämpfen 1936 in Berlin?!

Bei den Bahn-Radsport-Wettbewerben der „Spiele unter dem Hakenkreuz“, die im 12000 Zuschauer fassenden BSC-Stadion am Funkturm Anfang August 1936 ausgetragen wurden,  waren insbesondere die Teilnehmer aus Deutschland sportlich bestens dabei, gewannen zweimal Gold, einmal Bronze.

Toni Merkens wurde Olympiasieger im Sprint sowie Ernst Ihbe bzw. Carl Lorenz Olympiasieger im Tandem-Wettkampf. Rudolf Karsch belegte dazu im 1000 Meter Zeitfahren Platz drei – beim Sieg des Niederländers Arie van Vliet. Frankreich triumphierte in der Besetzung Robert Charpentier, Jean Goujon, Guy Lapebie und Roger Le Nizerhy mit dem Bahn-Vierer.

Kuriosum am Rande: Der im Sprint-Finale gegen Toni Merkens unterlegene Niederländer Arie van Vliet, der Zeitfahr-Olympiasieger, protestierte gegen die Wertung, sprach von einer unfairen Fahrweise von Toni Merkens im ersten Lauf. Dieses sah die Jury ähnlich, allerdings wertete diese den ersten Final-Lauf dennoch. Van Vliet verlor dann auch den zweiten Lauf… Aber: Toni Merkens mußte eine Geldstrafe von einhundert Schweizer (Gold-)Franken „wegen Verlassens der Fahrlinie“ zahlen, behielt aber sein olympisches Gold. – Olympiasiege bringen eben nicht immer Geld ein, sondern kosten mitunter auch einiges…

Knapp vier Wochen später, Anfang September 1936, gab es noch separate WM in den Disziplinen „1000 Meter Fliegerrennen“ (Sprint), „Steherrennen“ (jeweils bei den Profis) und in der Disziplin „1000 Meter Fliegerrennen der Amateure“ (Sprint) in Zürich.

Die „Fliegerrennen“ entschieden Jef Scherens (Belgien, Profis) und Olympiasieger Arie van Vliet (Niederlande, Amateure) für sich, der damit 1936 doch noch „sein Sprint-Gold“ erhielt. Bei den „Stehern“ gewann Andre Raynard (Frankreich).

Dritter im Sprint der Profis wurde Albert Richter, ein erklärter Nazi-Gegner, der am 31.Dezember 1939 (offizieller Tod am 2.Januar 1940) wahrscheinlich von der Gestapo erschossen wurde.

Ja, die Bahn-Radwettkämpfe von 1936 und deren Protagonisten bewegen eben auch heute noch…

… Von Berlin bzw. Zürich 1936 zu den WM 2015 in Saint-Quentin-en-Yvelines

Insgesamt nahmen 383 Athletinnen und Athleten aus 36 Ländern an den Welttitelkämpfen im Bahnradsport im letzten Jahr 2015 teil, wobei die Medaillen in 19 Wettbewerben vergeben wurden.  Aus deutscher Sicht überzeugten jeweils mit Weltmeistertiteln Kristina Vogel (Sprint), Lucas Liss (Scratch) bzw. Stephanie Pohl (Punktefahren), mit Silber Joachim Eilers (Sprint) sowie mit Bronze Miriam Welte (Zeitfahren), Maximilian Beyer (Punktefahren) und Joachim Eilers/Rene Enders/Robert Förstemann (Teamsprint).

Die einzelnen Titel (Frauen/Männer) erkämpften:  im Sprint Kristina Vogel (Deutschland)/Gregory Bauge (Frankreich), im Zeitfahren Anastasija Woinowa (Russland/500 Meter)/Francois Pervis (Frankreich/1000 Meter), in der Einzelverfolgung Rebecca Wiasak (Australien)/Stefan Küng (Schweiz), in der Teamverfolgung Australien (Annette Edmondson, Ashlee Ankudinoff, Amy Cure, Melissa Hoskins)/Neuseeland (Peter Bulling, Dylan Kennett, Alex Frame, Marc Ryan), im Teamsprint China (Gong Jinjie, Zhong Tianshi)/Frankreich (Gregory Bauge, Michael D`Almeida, Kevin Sireau), im Keirin Anna Meares (Australien)/ Francois Pervis (Frankreich), im Scratch Kirsten Wild (Niederlande)/Lucas Liss (Deutschland), im Punktefahren Stephanie Pohl (Deutschland)/Artur Jerschow (Russland) und im Omnium Annette Edmondson (Australien)/Fernando Gaviria (Kolumbien). Im Madison, das gegenwärtig nur für die Herren angeboten wird, siegten 2015  Bryan Coquard/Morgan Kneisky (Frankreich)

Die erfolgreichsten Nationen der Welttitelkämpfe 2015 waren insgesamt betrachtet Frankreich mit fünfmal Gold, zweimal Bronze, Australien mit viermal Gold, viermal Silber, dreimal Bronze, Deutschland mit dreimal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze, Russland mit zweimal Gold, zweimal Silber sowie die Niederlande und Neuseeland mit einmal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze. Siebzehn Länder „erradelten“ bei den 2015er WM Medaillen, davon errangen neun Staaten einen oder mehrere WM-Titel

Marko Michels

Das Aufgebot des Bundes Deutscher Radfahrer für die Bahn-Radsport-WM 2016 in London

Männer Ausdauer

Roger Kluge (Eisenhüttenstadt), Leif Lampater (Rosenheim), Lucas Liß (Bergkamen), Theo Reinhardt (Berlin), Nils Schomber (Grevenbroich), Kersten Thiele (Sinsheim), Domenic Weinstein (Bad Dürrheim)

Frauen Ausdauer

Charlotte Becker (Berlin), Lisa Klein (Lauterbach), Anna Knauer (Schernfeld), Mieke Kröger (Bielefeld), Stephanie Pohl (Cottbus), Gudrun Stock (München)

Kurzzeit Männer

Maximilian Dörnbach (Heiligenstadt), Joachim Eilers (Chemnitz), René Enders (Erfurt), Maximilian Levy (Cottbus), Max Niederlag (Heidenau)

Kurzzeit Frauen

Emma Hinze (Hildesheim), Kristina Vogel (Erfurt), Miriam Welte (Otterbach)