Von der aktiven Speerwerferin zur engagierten Trainerin

Die Rüganerin Steffi Nerius

Bergen auf Rügen – das ist die Heimat, die Geburtsstätte  zahlreicher bekannter  Sport-Persönlichkeiten.

So hatte die Fußballspieler Björn Laars, Jahrgang 1974, und Thomas Gansauge, Jahrgang 1970, die später für den FC Hansa Rostock aktiv waren, hier ihre Wiege. Das Gleiche gilt für die Fußballspielerin Wibke Meister, Jahrgang 1995, U 17-Europameisterin 2012 mit der deutschen Mannschaft sowie Mitglied des 1.FFC Turbine Potsdam, die Volleyballspielerin Ines Pianka, Jahrgang 1969, Vize-Europameisterin 1989, EM-Dritte 1991, WM-Fünfte 1994 sowie Olympia-Teilnehmerin 1996, Bahn-Rad-Ass Marc Schröder, Jahrgang 1990, Weltcup-Erster im Teamsprint 2012/13 und U 23-EM-Dritter 2011 im Keirin, oder Eishockeyspieler Martin Hoffmann, Jahrgang 1984, einst für die Eisbären Berlin „am Puck“.

Weitere Sportlerinnen und Sportler „Made in Bergen“

Auch die frühere SSC-Volleyball-Spielerin Ulrike Jurk, Jahrgang 1979, unter anderem World Grand Prix-Dritte 2002, begann in Bergen mit ihrem Sport.

Nicht zuletzt großartige Leichtathletinnen und Leichtathleten stammen aus Bergen, so Diskuswerferin Diana Gansky, Jahrgang 1963, Europameisterin 1986, Vize-Weltmeisterin 1987 bzw. Olympia-Zweite 1988, Speerwerferin Steffi Nerius, Jahrgang 1972, Europameisterin 2006, Weltmeisterin 2009 sowie Olympia-Zweite 2004, und Läufer Thomas Wilhelm, Jahrgang 1984, Junioren-Europameister 2003 über 4 x 400 Meter.

Des Weiteren hatten in Bergen der Ruderer Michael Peter, Jahrgang 1968, Olympia-Vierter im Zweier mit, und die Volleyballspielerin Andrea Heim, Jahrgang 1961, Olympia-Zweite mit der DDR-Auswahl 1980, in der Rüganer Stadt ihre Wiege…

Speerwurf-Ass Steffi Nerius ist mittlerweile Trainer für Athletinnen und Athleten mit Handicap beim TSV Bayer 04 Leverkusen.

Nachgefragt

Steffi Nerius über ihre gegenwärtige Tätigkeit als Trainerin, die früheren sportlichen Erfolge als Aktive und die kommenden Herausforderungen

„Beides machte und macht großen Spaß…“

Frage: Steffi, Sie sind nach einer erfolgreichen aktiven Sport-Karriere, die auch die Station Rostock beinhaltet, Trainerin in Leverkusen. Was ist schwieriger, das Leben als Sportlerin oder das Leben als Trainerin?

Steffi Nerius: Das ist schwer zu vergleichen. Beides macht großen Spaß und bietet eine Vielzahl von verschiedenen und spannenden Herausforderungen. Meine sportliche Karriere ist ja nun schon seit 2009 beendet und ich fühle mich in meinem neuen Lebensabschnitt sehr wohl.

Frage: Wenn Sie noch einmal auf Ihre aktive sportliche Karriere zurück blicken: Was waren für Sie persönlich die ganz besonderen Highlights?

Steffi Nerius: Zuerst nenne ich hier meinen Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Athen. Das war bis dahin mein größter Erfolg. Im Jahr 2006 wurde ich Europameisterin in Göteborg und konnte mir damit meinen Kindheitstraum, einmal ganz oben auf dem Podium zu stehen und die Nationalhymne zu hören, erfüllen.

Meine Abschluss-Saison 2009 war dann eigentlich durchgängig ein komplettes „Highlight“ mit der unglaublichen Krönung, dem Sieg bei der Heim-WM in Berlin. Das war unbegreiflich schön und genial!

Frage: Wie sieht nun Ihre Tätigkeit als Trainerin in Leverkusen aus? Welche Athletinnen und Athleten betreuen Sie?

Steffi Nerius: Ich arbeite als hauptamtliche Trainerin im Behinderten-Sport beim TSV Bayer 04 Leverkusen und trainiere dort paralympische Kader-Athleten wie zum Beispiel Markus Rehm, Felix Streng und Matthias Mester, der allerdings für den 1. FC Kaiserslautern startet. Zudem bin ich im Trainerteam der Leichtathletik-Nationalmannschaft im Deutschen Behindertenspotverband als Blocktrainerin Sprung/Wurf.

Frage: Haben Sie noch guten Kontakt nach M-V? Sind Sie noch oft im Nordosten?

Steffi Nerius: Meine Eltern leben nach wie vor auf Rügen, deshalb bin ich öfters in Mecklenburg-Vorpommern und habe einige Kontakte dorthin. Außerdem fröne ich meiner neuer Leidenschaft Golfspielen gerne im Golfclub Fleesensee, der ist im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Das Ambiente dort ist wunderschön.

Frage: Welche Ziele haben Sie noch – beruflich, sportiv und persönlich?

Steffi Nerius: Ich möchte mit meinen Athleten die größtmöglichen sportlichen Erfolge erzielen und sie auch als Persönlichkeiten weiter entwickeln. Zudem wäre es toll, wenn mein Athlet Markus Rehm eine Weite von über 8,00m springen würde.

Letzte Frage: Das Jahr 2014 ist ein leichtathletisch ereignisreiches – mit Team-EM in Braunschweig, EM in Zürich, IPC-EM in Swansea oder dem IAAF-Continental Cup in Marrakesch. Was erhoffen Sie sich von den aktiven deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten dort?

Steffi Nerius: Das deutsche Team hat mit dem Erfolg bei der Team-EM ein klares Zeichen gesetzt und sie treibt den positiven Trend weiter voran. Die sportlichen Erfolge sind natürlich Motivation und Ansporn, weiter Gas zu geben. Ich bin mir sicher, dass wir auch bei der EM in Zürich eine gute Rolle spielen und Medaillen holen werden. Bei der IPC-EM in Swansea wollen wir mit dem deutschen Team ebenfalls ein hohes Niveau an sportlichen Leistungen anbieten.

Vielen Dank, weiterhin viele Erfolge und alles erdenklich Gute – sportlich, persönlich und beruflich!

Exkurs: Erfolgreiche aktuelle Nachwuchs-Athleten aus M-V…

Grund zur Freude bieten gegenwärtig auch einige Nachwuchs-Leichtathleten aus M-V. So wurden Henning Prüfer (früher LAC Mühl Rosin / Kugel, Diskus), Tobias Hell (Schweriner SC / Dreisprung), Patrick Müller (SC Neubrandenburg / Kugel) und Claudine Vita (SC Neubrandenburg / Diskus) für die U 20-WM in Eigene Ende Juli nominiert.

Zu den Olympischen Jugendspielen in Nanjing im August reisen neben dem Boxsportler Peter Kadiru (BC Traktor Schwerin / über 91 Kilogramm), dem Triathleten Peer Sönksen (SC Neubrandenburg) auch die Leichtathleten Merten Howe (SC Neubrandenburg / Kugel) sowie Clemens Prüfer (früher LAC Mühl Rosin / Diskus) bzw. die Leichtathletinnen Anika Nehls (SC Neubrandenburg / Kugel) und Lara Kempka (SC Neubrandenburg / Diskus). Zudem hat Junioren-Weltmeisterin Anna Rüh (in Greifswald geboren/SC Neubrandenburg) die EM in Zürich fest im Blick.

Und damit nicht genug: Auch weitere Nachwuchssportlerinnen aus M-V sorgen aktuell für positive Schlagzeilen. Die frühere Schwerinerin Nele Klein ist im deutschen Aufgebot für die Junioren-Schwimm-EM in Doordrecht und die ebenfalls frühere Schwerinerin Thea Gercken wurde neue U 18-Judo-Europameisterin in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm in Athen.

Na dann, Sport frei – auch ohne Fußball!

Marko Michels