Von den Ringen zum Schwebebalken

Turnsportliche Höhepunkte zwischen März und Juli

Nur noch vier Wochen. Dann ist es so weit. Dann kann, dann darf, dann soll wieder europameisterlich geturnt werden – Ende April in Cluj-Napoca, in Rumänien. Die EM 2017 sind neben den WM 2017 vom 2.Oktober bis 8.Oktober in Montreal ein erster Jahreshöhepunkt der Turnerinnen und Turner.

Das bedeutet: Zwischen Stufenbarren, Ringen, Reck, Barren und Schwebebalken wird es 2017 „hoch her“ gehen. Olympia in Rio 2016 ist längst abgehakt. „Alle“ blicken nach Tokyo 2020, dort wird natürlich auch olympisch geturnt.

Die ersten Turn-EM für die Herren und die Damen 1955/1957

Aber erst einmal muss „Zählbares“ bei den aktuellen EM her. Rumänien ist dabei ja ohnehin ein traditionsreiches Turn-Land, insbesondere was die Turnerinnen betrifft. Die ersten Turn-Europameisterschaften für Frauen gab es ebenfalls in der Balkan-Republik: 1957 in Bukarest.

Fünf Entscheidungen standen auf der Agenda und alle Titel erkämpfte Larissa Latynina – im Einzel-Mehrkampf, beim Sprung, am Stufenbarren, am Schwebebalken und am Boden.

Larissa Latynina – die Erfolgreiche

Überhaupt war und ist Larissa Latynina eine der erfolgreichsten Turnerinnen der Sportgeschichte mit ihren 18 Olympia-Medaillen (1956-1964, darunter 9 x Gold), 14 WM-Medaillen (1954-1966, darunter 9 x Gold) und 14 EM-Medaillen (1957-1965, darunter 7 x Gold). Wie schon ein Jahr zuvor bei Olympia in Melbourne 1956 faszinierte die gebürtige Ukrainerin die Turn-Welt dann auch bei den EM 1957. Die rumänischen Turnerinnen schafften seinerzeit immerhin 4 x Silber, 2 x Bronze. Tschechien holte 2 x Bronze.

Turn-EM-Premiere in Frankfurt am Main

Bei den ersten Turn-EM der Herren in der Sportgeschichte zwei Jahre zuvor, 1955 in Frankfurt am Main, war die Sowjetunion ebenfalls beste Nation (6 x Gold, 3 x Silber).

Der gebürtige Russe Boris Schachlin gewann in den damaligen neun Entscheidungen viermal Gold im Mehrkampf, am Reck, am Barren bzw. am Seitpferd und Silber an den Ringen. Bei den Olympischen Spielen (1956-1964) holte er 13 Medaillen (siebenmal Gold), bei den WM (1954-1966) 14 Medaillen (6 x Gold) und bei den EM (1955-1963) 10 Medaillen (6 x Gold).

Aus (west-)deutscher Sicht gab es 1955 Gold durch Adalbert Dickhut (beim Sprung) und durch Helmut Bantz (am Barren, gemeinsam mit Boris Schachlin und Albert Asarjan). Die Gesamt-Bilanz für den DTB 1955 umfasste jeweils 2 x Gold, Silber und Bronze.

Bern 2016 und die vorerst letzten Turn-EM

Bei den vorerst letzten EM der Frauen und der Herren 2016 in Bern waren die Russinnen und Russen wie gewohnt ganz stark.

Im goldenen russischen Team waren Ksenia Afanasyeva und Aliya Mustafina die Leistungsträgerinnen. Die britische Riege belegte Platz zwei vor der französischen Mannschaft. Im Sprung und am Boden triumphierte die Lokalmatadorin Giulia Steingruber und am Stufenbarren siegte Becky Downie. Ihr Einzel-Gold 2016 holte sich Aliya Mustafina am Schwebebalken.

Letztendlich teilten sich Russland (2 x Gold, 1 x Silber, 2 x Bronze), die Schweiz (2 x Gold), Großbritannien (1 x Gold, 3 x Silber), Frankreich (1 x Silber, 1 x Bronze) und Rumänien (2 x Bronze) die Medaillen im Elite-Bereich des europameisterlichen Frauen-Turnens 2016.

Einmal Bronze für Schwarz-Rot-Gold

Bei den Herren erkämpften die einzelnen Titel das russische Team, Harutjun Merdinjan (Armenien) am Seitpferd, Eleftherios Petrounias (Griechenland) an den Ringen, Oleh Wernjajew (Ukraine) beim Sprung, Dawid Beljawski (Ukraine) am Barren und Nile Wilson (Grossbritannien) am Reck.

Die 21 Medaillen im Herren-Bereich gewannen in Bern 2016 Russland (3 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze), Grossbritannien bzw. Armenien (jeweils 1 x Gold, 2 x Silber), die Ukraine (1 x Gold, 1 x Silber), Griechenland (1 x Gold), Rumänien (2 x Silber), die Schweiz (2 x Bronze) und Israel und Deutschland (jeweils 1 x Bronze). Für Schwarz-Rot-Gold belegte Marcel Nguyen Rang drei am Barren.

Nun warten jedoch die Turn-Europameisterschaften 2017 vom 19.April bis 22.April in Cluj-Napoca.

Vom internationalen Turnen zum Turnen in M-V

Hierzulande, in M-V,  standen und stehen 2017 im Turn-Bereich ebenfalls einige wichtige Wettkämpfe auf dem Plan. Mitte März wurden die Landesmeisterschaften M-V in der Rhythmischen Sportgymnastik in Schwerin ausgetragen und 44 Sportgymnastinnen vom TSV Schwerin, vom Hanseturnverein Rostock und vom FSV Bentwisch nahmen an diesen Titelkämpfen teil. Besonders erfolgreich schnitten die Sportgymnastinnen des TSV Schwerin ab.

Am Rande bemerkt: Vor 30 Jahren (1987) gründete sich die Sektion Rhythmische Sportgymnastik bei der BSG Hydraulik Schwerin, aus der nach 1990 die Abteilung Rhythmische Sportgymnastik der TSV Schwerin hervor ging.

Die Landesmeisterschaften M-V im Geräte-Turnen für den Altersbereich 6-9 Jahre gibt es ebenfalls zeitnah, am 8.April in Ribnitz-Damgarten. Drei Monate danach, am 8.Juli, sind die Turnerinnen zwischen 10-16 Jahren bei den Landes-Titelkämpfen M-V für die etwas Reiferen in Rostock gefordert.

Dazwischen gibt es neben den Turn-EM in Rumänien auch das Internationale Deutsche Turnfest in Berlin vom 3.Juni bis 10.Juni.

Die Sportakrobatik ebenfalls im Fokus

Last but not least: Auch die Sportakrobatinnen haben 2017 einiges vor. Der Höhepunkt sind die Wettkämpfe bei den zehnten „World Games“, den Weltspielen in den nichtolympischen Sportarten, vom 20.Juli bis 30.Juli in Wroclaw.

Vor Jahresfrist, bei den 25.Elite-WM vom 1.April 2016 bis 3.April 2016 in Putian, dominierten insbesondere die russischen Sportakrobatinnen und Sportakrobaten mit 5 x Gold. Die einzige nichtrussische Goldmedaille sicherte sich China (Bilanz: 1 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze). WM-Medaillen holten ebenfalls Weissrussland (2 x Silber, 1 x Bronze), Belgien (1 x Silber, 1 x Bronze), Israel (1 x Silber), die USA (1 x Silber), Großbritannien (2 x Bronze) und Nordkorea (1 x Bronze).

Die Weltmeisterinnen und Weltmeister im Elite-Bereich der Sportakrobatik 2016 lauten dabei: Russland im Team-Wettbewerb, Igor Mischew bzw. Nikolai Suprunow (Russland, Paar-Herren), Daria Gurjewa bzw. Daria Kalinina (Russland, Paar-Damen), Georgi Pataraja bzw. Marina Tschernowa (Russland, Paar-Mixed), Waleria Belkina, Julia Nikitina bzw. Tschanna Parchomets (Russland, Gruppe-Damen) und Li Zheng, Rui Liuming, Zhang Teng bzw. Zhou Jiahuai (China, Gruppe-Herren).

M-V bei den WM 2016 dabei

Aus M-V-Sicht war ein Quintett vom VfL Schwerin im Nachwuchs- und im Elite-Bereich am Start in Putian. Lilly Kutta, Camille Herrmann, Shirley Klier, Michelle Mausolf und Gofrahn Solh bewiesen in Putian, dass sie ebenfalls Weltklasse sind.

Die nächsten WM für die Sportakrobatinnen folgen 2018 in Antwerpen.

Marko Michels