Verbraucherzentrale: Rat und Hilfe werden immer stärker nachgefragt

Mehr als 30.000 Beratungen zu allen Verbraucherthemen wurden 2009 realisiert

Rostock. „Zum einen sind wir erfreut und zum anderen sind wir zunehmend besorgt“, mit diesen Worten begann der Vorstand der Landesverbraucher-zentrale, Dr. Jürgen Fischer, seine Ausführungen vor den Teilnehmern eines Journalistentreffs auf dem Eisbrecher „Stephan Jantzen“.  In stürmischen Zeiten ist es immer wichtig, dass die Akteure die Segel richtig setzen und darauf achten, immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel zu haben.

Dass das zurückliegende Jahr stürmisch war, belegen sowohl die vielen wichtigen Verbraucherthemen als auch die Beratungsstatistik der NVZ. Da gab es die Finanzkrise, die Gesundheitsreform, die Datenskandale, neue Formen der Internetabzocke, die weiteren Preiserhöhungen bei Strom, Erdgas und Fernwärme und nicht zuletzt den traurigen Skandal um die Immobilienfonds der Volkssolidarität. Auf diese Probleme und den damit verbundenen Beratungsbedarf mussten sich die 30 Mitarbeiter und weitere 25 Honorarkräfte landesweit einstellen. Zum Teil erhebliche Steigerungen bei den Beratungszahlen von 10 – 15 Prozent zu 2008 und bei der Inanspruchnahme telefonischer Informationen waren die Folge. Dabei wirkte sich die schon 2008 vom Land bewilligte Kofinanzierung für ein Projekt ebenso stabilisierend aus wie die beiden neuen Standorte der Beratungsstellen in Schwerin und Neubrandenburg sehr gut angenommen worden sind. Wenn wir dieses Niveau halten können und einige der 2010 auslaufenden Projekte um weitere Jahre verlängern könnten, hätte die NVZ auch weiterhin eine stabile Basis.

Die Arbeit in den sechs größeren Projekten bestimmt zunehmend das Profil der Verbraucherarbeit in allen Verbraucherzentralen. Das Land stellte 2009 etwa 391 T€ für die institutionelle Förderung bereit. Das sind ca. 27 Prozent des Haushaltes. Die weiteren Mittel ergeben sich aus Eigeneinnahmen (14 %), aus kommunalen Zuwendungen (1,2 %), aus den Projekten Ernährung (20,4 %), Patientenberatung (UPD 11,6 %), wirtschaftlicher Verbraucherschutz (7,3 %) und der Rundfunkgebührenberatung (3,4 %). Für die Energieberatung stellt der Bund etwa 92,5 T€ jährlich zur Verfügung.

Sehr gut angenommen wurde das Projekt Unabhängige Patientenberatung Deutschland – UPD, das bundesweit regionale Beratungsstellen betreibt und in Mecklenburg-Vorpommern allein von der NVZ getragen wird. Hier besteht Hoffnung aber auch Diskussionsbedarf für eine Verstetigung des Projektes über 2010 hinaus. Immerhin wurden 2009 mehr als 2.000 Verbraucher persönlich beraten (weitere 3.000 Beratungen über die bundesweite Hotline).

Die Mitarbeiterinnen im Ernährungsprojekt haben auch 2009 über 400 Vorträge und Veranstaltungen vorbereitet und in allen Landesteilen durchgeführt. Daneben wurden wiederum Einkaufstrainings und Projekte durchgeführt, so dass fast 22.000 Verbraucherkontakte zusammen kamen. In diesem Jahr stehen der Weltverbrauchertag am 15. März und die MELA in Mühlengeez wieder auf dem Programm.

Auch das 2008 angelaufene Klimaprojekt hat insbesondere in seiner Netzwerkarbeit gute Erfolge zu verzeichnen. Derzeit läuft eine Ausstellung „Klima schützen kann jeder“ an mehreren Standorten und im Sommer wird der Landesumweltwettbewerb 2009/2010 unter maßgeblicher Beteiligung des Klimateams der NVZ abgeschlossen.

Die Energieberatung der NVZ, getragen vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, ist an 13 Standorten im Lande aktiv. Ab heute kommt Ahlbeck als neuer Standort hinzu. In diesem Projekt, das von Honorarberatern umgesetzt wird, wurden 2009 mehr als 14.000 Beratungen durchgeführt, zum Teil auch vor Ort bei den Verbrauchern.

Beim wirtschaftlichen Verbraucherschutz, einem Projekt, dass von Bund und Land finanziert wird, steht insbesondere die Finanzkompetenz der Verbraucher im Mittelpunkt. Mit jährlichen wechselnden Themenschwerpunkten – 2009 z:B. Energiepreise sowie Datenschutz/Internetabzocke – werden bestimmte Zielgruppen verstärkt angesprochen.

Obwohl in den 6 Beratungsstellen der NVZ im Jahre 2009 ein positiver Anstieg bei den Beratungen zu erkennen war (+ 12 %) sind die Verbraucherschützer im Lande besorgt.. Grund: Das Klientel wird deutlich älter und ist weitgehend ungeschützt. Gezielte Abzocke-Angriffe mit modernsten und raffinierten Methoden werden eingesetzt, um den Senioren kleinere und größere Beträge abzunehmen. Unkenntnis, Leichtgläubigkeit auf der einen Seite sowie skrupellose Einschüchterungsaktionen, verbunden mit Drohungen (Inkasso, Anwalt, Gericht, Schufa) führen immer wieder zu erheblichen Schäden. Das sind inzwischen keine nur persönlichen Schäden mehr, sondern hier wird für das Land wichtige Kaufkraft abgeschöpft und die Politik ist gefordert, sich dem „Tatort Alter“ verstärkt zuzuwenden. Seniorenrechte müssen gestärkt werden, aber auch konkrete Hilfsangebote vor Ort entwickelt werden. Die NVZ setzt hierzu ihr Schulungsprogramm für „Verbraucherscouts“ fort.

2010 können die Verbraucherschützer auf eine 20jährige Tätigkeit in Mecklenburg-Vorpommern zurückblicken. Dies wird am 28. Juni 2010 gebührend gefeiert werden.