„Urbane Ungleichheiten“: Soziologenkonferenz in Rostock

60 Experten diskutieren über Ursachen und Folgen sozialer Ungleichheit in Städten

Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), veranstaltet am 11. und 12. November 2011 in Rostock eine Tagung zum Thema „Urbane Ungleichheiten“. Es ist das erste Mal, dass Soziologen aus den Bereichen Stadtsoziologie und Ungleichheitsforschung eine gemeinsame Konferenz veranstalten. Die Initiative dazu kam von Dr. Andreas Klärner vom Institut für Soziologie und Demographie der Universität Rostock.

„Es ist höchste Zeit, sich mit den Auswirkungen der internationalen Finanzkrise, aber auch den Folgen der leeren Kassen von Kommunen im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen zu beschäftigen“, sagt der 40-jährige Soziologe von der Universität Rostock. Für Dr. Klärner ist es augenscheinlich, dass öffentliche Dienstleistungen immer mehr zurück gefahren werden. „Es wird in Rostock beispielsweise kaum noch Laub gekehrt und der Winterdienst in den vergangenen zwei Jahren war eine Katastrophe.“

60 Experten werden sich auf ihrer Rostocker Tagung nun mit der sozialen Ungleichheit in Städten beschäftigen. „Wir werden erörtern, was künftig zu tun ist, um eine weitere soziale und räumliche Spaltung der Städte zu verhindern“, sagt Dr. Klärner. In seiner Forschung untersucht er beispielsweise, wie die Rostocker Stadtteile sich seit der Wende verändert haben.

„Es gibt bereits international Konzepte, wie das Problem angegangen werden kann“, so Klärner. „Leider verlieren Kommunen immer mehr ihre politischen Gestaltungsräume durch Privatisierung großer Wohnungsbestände.“ Seit längerer Zeit wird auch in Rostock diskutiert, ob die kommunale Wohnungsgesellschaft Wiro Wohnungen verkaufen darf. Dr. Klärner warnt: „Kurzfristig gewinnt man finanziellen Spielraum, mittel- und langfristig verschärfen sich soziale Probleme. Die Stadt gibt ihren Einfluss auf Mietpreisgestaltung und Wohnraumvergabe unter sozialen Gesichtspunkten aus der Hand.“ Das führt dazu, so der Soziologe, „dass Stadtteile entstehen, die verwahrlosen, während andere Viertel aufgewertet und luxussaniert werden.“ Als Beispiel für eine sich so abzeichnende Entwicklung benennt Dr. Klärner die Rostocker Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Hier sind viele Häuser inzwischen in der Hand von Finanzinvestoren, die Mieten steigen. „Alteingesessene und sozial Schwache müssen an den Rand der Stadt ausweichen“, beschreibt Klärner die Situation.

Zu der wissenschaftlichen Konferenz werden auch die beiden international renommierten Stadtsoziologen Professor Jürgen Friedrichs von der Universität Köln und Professor Jens Dangschat von der TU Wien erwartet. Beide warnen seit Langem vor sich verfestigenden sozialräumlichen Ungleichheiten in den Städten.

Quelle: Universität Rostock