Unternehmensnachfolge durch Frauen

Seidel: Mehr Existenzgründerinnen im Land gebraucht

„Unternehmensnachfolge durch Frauen – Potentiale – Realitäten – Perspektiven“ lautete das Thema einer Fachtagung am Montag, zu der etwa 80 Unternehmerinnen und Unternehmer, Vertreter der Handwerkskammern, der Industrie- und Handelskammern, der Wirtschaftsförderung Müritzkreis sowie Unternehmensberatungen in Burg Stargard eingeladen waren. „Eine aktive, erfolgreiche und vor allem frühzeitige Nachfolgeregelung sichert den Fortbestand von marktfähigen Unternehmen. Damit verbunden sind gleichzeitig Arbeitsplätze und Einkommen für Mitarbeiter. Unternehmerinnen und Unternehmer müssen ihre Nachfolgeregelung als wichtige strategische Entscheidung für die Zukunft des Unternehmens begreifen. Sie beweisen damit Verantwortung sowohl gegenüber ihrer eigenen Familie als auch für ihre Mitarbeiter. Frauen in der Rolle der Unternehmerin sind in Deutschland noch immer keine Selbstverständlichkeit, obwohl etwa 45 Prozent der Erwerbstätigen weiblich sind“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Jürgen Seidel vor Ort. Im Fokus der eintägigen Veranstaltung standen der Bedarf, die besondere Problematik einer Unternehmensnachfolge sowie die Rolle potentieller Unternehmerinnen in diesem Zusammenhang.

Mehr als 80 Prozent der Existenzgründungen in Mecklenburg-Vorpommern sind Einzelunternehmen. Dabei lag der Frauen- anteil im Jahr 2009 bei ca. 32 Prozent. „Wir brauchen mehr Frauen, die eine Existenzgründung wagen oder ein Unternehmen übernehmen. Dies gilt insbesondere für Familienunternehmen. Lediglich ein geringer Anteil von ihnen wird von einer Tochter übernommen“, sagte Seidel weiter. Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn schätzt, dass im Zeitraum 2010 bis 2014 bundesweit in 110.000 Familienunternehmen die Unternehmensübergabe ansteht. Obwohl die aktuelle Frauengeneration noch nie so hoch qualifiziert war wie heute, liegt der Frauenanteil bei Betriebsübernahmen in Deutschland aktuell zwischen 13 und 23 Prozent.

Das modular aufgebaute Existenzgründer-Programm des Landes „TIP – Transparent, Innovativ, Passgenau“ legt den Schwerpunkt darauf, möglichst gut vorbereitet anzufangen. „Das Programm bietet eine Reihe von Unterstützungsmöglichkeiten, wie beispielsweise Bildungsschecks oder Mikrodarlehen. Junge Unternehmerinnen und Unternehmer, die einen Betrieb übernehmen wollen, können genauso über staatliche Förderdarlehen finanziert werden wie jeder andere Existenzgründer“, sagte Seidel weiter.

In Malchow (Müritzkreis) ist im vergangenen Jahr eine Koordinierungsstelle für Mecklenburg-Vorpommern „Unternehmensnachfolge – Brücke MV“ eingerichtet worden. „Mit dem Aufbau der Koordinierungsstelle ist  landesweit ein einheitliches Instrument geschaffen worden, das Unternehmen Unterstützung in dem Nachfolgeprozess bietet. Unternehmer, die einen Nachfolger suchen oder Interessierte, die ein Unternehmen übernehmen wollen, werden von Anfang an professionell begleitet“, so Seidel weiter. 126 Unternehmen, die eine Nachfolgeregelung anstreben (davon 21 Prozent weiblich) und 151 Nachfolgeinteressenten (davon 15 Prozent weiblich), die ein Unternehmen suchen, haben sich bisher bei der Koordinierungsstelle registrieren lassen.

Bevorzugte Branchen von Frauen sind Handel, Gastgewerbe, Tourismus und Dienstleistungen. Die Koordinierungsstelle „Unternehmensnachfolge – Brücke MV“ wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt.

Die heutige Veranstaltung in Burg Stargard fand unter Schirmherrschaft des Ministers für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Jürgen Seidel sowie der Parlamentarischen Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung Margret Seemann statt.

Hinweis: Die Veranstaltung beginnt um 17:00 Uhr. Ort: 17094 Burg Stargard, Burg 2-3, Burggasthof „Zur Alten Münze“