Umweltpreis an Solarprojekt und Initiatoren eines Nahwärmenetzes verliehen

Die erste Vizepräsidentin des Landtages Mecklenburg-Vorpommern, Renate Holznagel, hat heute (9. Dezember 2009) in Schwerin den Umweltpreis 2008/2009 des Landtages Mecklenburg-Vorpommern verliehen.

Den mit insgesamt 25.000 Euro dotierten Preis teilen sich der Bürgersolar-Verein Neustrelitz e. V. (15.000 Euro) für das Projekt „Erste Bürger-Solaranlagen von Mecklenburg-Vorpommern und Umweltbildung“ und das Kompetenzzentrum Regiostrom Ivenack GmbH (10.000 Euro), dessen Projekt „Lokale Kreisläufe – die Gemeinde Ivenack gestaltet die Zukunft sichtbar, erlebbar und umweltfreundlich“ die aus den Mitgliedern des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz bestehende Jury überzeugte.

Während der Preisvergabe im Thronsaal des Schweriner Schlosses würdigte Renate Holznagel die herausragenden Leistungen, den Ideenreichtum und das große bürgerschaftliche Engagement der 24 eingereichten Projekte aus den Jahren 2008 und 2009. Zugleich betonte sie, dass die Preisvergabe bewusst während der vom 7. bis 18. Dezember 2009 in Kopenhagen stattfindenden Nachfolgekonferenz der Klimagipfel von Kyoto und Bali erfolge.

Renate Holznagel: „Der Klimaschutz erfordert ehrgeizige Ziele auf der politischen Ebene, auch wenn die Umsetzung oftmals ein schwieriger Prozess ist. Aber ich denke, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern seine Hausaufgaben erledigt hat. Ende April 2009 wurde dem Landtag die ‚Gesamtstrategie Energieland 2020 für Mecklenburg-Vorpommern’ vorgelegt und von den Abgeordneten beraten. Mecklenburg-Vorpommern will bis zum Jahr 2020 einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung des Integrierten Energie- und Klimaprogramms der Bundesregierung leisten. Herausgreifen möchte ich das Ziel, die CO2-Emissionen um 36 – 40  % gegenüber 1990 zu mindern. Klimaschutz geht alle an. Was so einfach klingt, trifft jedoch den Kern der Dinge. Wir wollen im besten Sinn global denken und regional handeln. Deshalb haben wir den diesjährigen Umweltpreis dem Klimaschutz gewidmet.“

Zum Thema „Klimaschutz in Mecklenburg-Vorpommern – Herausforderungen der Zukunft bewältigen“ konnten sich Einzelpersonen aller Altersstufen, Gruppen, Verbände sowie juristische Personen am Wettbewerb beteiligen. Wissenschaftler der Universität Rostock und der Hochschule Neubrandenburg sowie Experten aus dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz hatten alle Projekte begutachtet und der Jury die Einschätzungen zukommen lassen.

Der 1. Preis würdigt das große bürgerschaftliche Engagement, die hohe Öffentlichkeitswirksamkeit sowie den Vorbildcharakter des Projekts, welches die energetische Nutzung des Sonnenlichts mit Aspekten der Umweltbildung kombiniert. Die Bürgerinnen und Bürger vor Ort haben sich zusammengeschlossen, um auf dem Schuldach eine Solaranlage zu installieren, die von einem in der Region ansässigen Unternehmen errichtet worden ist. Die Schülerinnen und Schüler können sich auf Anzeigetafeln über die jeweilige Energieerzeugung informieren. Durch das Projekt wird das Verständnis für Zusammenhänge zwischen der Energieerzeugung und dem Klimaschutz entscheidend verbessert.

Mit dem 2. Preis wird die Errichtung eines Nahwärmenetzes in der Gemeinde Ivenack honoriert, welches von einer Biogasanlage gespeist wird, die mit einer Photovoltaikanlage gekoppelt ist. Durch diese innovative Lösung können beträchtliche Mengen an Kohlendioxid eingespart werden. Die umweltfreundliche Stromerzeugung deckt den Jahresbedarf von 1.200 Haushalten. Anfallende Gärsubstratreste finden in der Landwirtschaft als Dünger Verwendung. Hervorzuheben ist, dass das Vorhaben ausbaufähig und auf andere Kommunen zu übertragen ist.

In ihrer Rede erinnerte die die erste Vizepräsidentin des Landtages, Renate Holznagel, daran, dass Abgeordnete des Landtages Mecklenburg-Vorpommern auch international zu den Themen ‚Klimaschutz’ und ‚Energie’ arbeiten sowie sich für zukunftsfähige Konzepte einsetzten – etwa im Rahmen der Ostseeparlamentarierkonferenz und dem Parlamentsforum Südliche Ostsee.

Mit dem Festvortrag zum Thema „Klimawandel: Fluch oder Segen für ländlich geprägte Gebiete Nordostdeutschlands“ sowie den Laudationes auf die Preisträger schlug die Festveranstaltung im Schweriner Schloss den Bogen von globaler Klimaschutzpolitik über regionale Auswirkungen und Anpassungsstrategien bis hin zum bürgerschaftlichen Engagement vor Ort.

Der mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Preis ist bis heute der einzige deutsche Umweltpreis, der von einem Parlament vergeben wird. Mit der Vergabe des Umweltpreises verfolgt der Landtag das Ziel, herausragende Initiativen zum Umwelt- und Naturschutz zu würdigen, die weitere Arbeit der Preisträger zu fördern und zur umweltpolitischen Bewusstseinsbildung im Land beizutragen. Ausgezeichnet werden sollen Leistungen, die Vorbildfunktion haben, an anderer Stelle wiederholbar sind sowie dazu beitragen, Mecklenburg-Vorpommern als attraktiven Lebensraum zu erhalten und auch unter Berücksichtigung globaler Erfordernisse zukunftsfähig zu entwickeln.

Seit 1992 lobt der Landtag Mecklenburg-Vorpommern den Umweltpreis zum Gedenken an  Ernst Boll aus, einem bedeutenden Naturforscher und Historiker aus Neubrandenburg (1817 – 1868). Seine Schaffenskraft widmete er insbesondere der mecklenburgischen Landes- und Naturgeschichte. Politisch engagiert war Boll in Gremien der Reformbewegung an der Seite von Fritz Reuter.