Umfrage bestätigt hohes Interesse am Arbeitsplatz im eigenen Land

Seidel: Informationsoffensive über Zukunftsbranchen soll Unentschlossene für eine Ausbildung in MV begeistern

Wie eine repräsentative Umfrage des Wirtschaftsministeriums an Schulen in Mecklenburg-Vorpommern ergab, ist das Interesse an einem Arbeitsplatz im eigenen Land mit 62,5 Prozent deutlich höher als die von den Schülern selbst eingeschätzten Berufsaussichten. Lediglich 37,4 Prozent der befragten Mädchen und Jungen sehen gute Chancen auf eine Ausbildung und einen Job in Mecklenburg-Vorpommern. Außerhalb des Landes bewerten die künftigen Schulabgänger ihre Chancen mit 60,4 Prozent wesentlich besser. Diese Stimmungslage hat zur Folge, dass ein Großteil der Jugendlichen schon frühzeitig über einen Wegzug aus dem Nordosten nachdenkt. Allerdings ist der Anteil der Unentschlossenen mit rund 60 Prozent noch sehr hoch, wie die Umfrage im Rahmen der Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV – Dein Land, deine Chance“ (durchstarten-in-mv.de) zeigte.

„Die Kampagne setzt genau dort an. Wir wollen mit der Fachkräfteinitiative jungen Menschen Hilfestellung und Orientierung geben“, betonte heute der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Jürgen Seidel, anlässlich der Präsentation der Schulumfrage in der IHK zu Rostock. „Es gibt inzwischen vielfältige Möglichkeiten für eine Ausbildung und einen erfolgreichen Berufsstart bei uns in Mecklenburg-Vorpommern. Es geht auch darum, Informationsdefizite bei jungen Menschen zu beheben.“ Die Umfrageergebnisse würden deutlich zeigen, wie notwendig eine Informationskampagne an den Schulen des Landes ist. „Die Aussicht, in unserem Bundesland einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden, wird als kritisch eingestuft, obwohl die Chancen so gut sind wie nie zuvor“, unterstrich auch Rolf Paarmann, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Rostock (rostock.ihk24.de). Auf Initiative des Wirtschaftsministeriums und der Industrie- und Handelskammern (IHK) des Landes wurde die Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV – Dein Land, deine Chance“ ins Leben gerufen, um auf die veränderte Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt aufmerksam zu machen. Erstmals gab es im letzten Jahr mit 11.722  Bewerbern und 12.781 Ausbildungsplätzen mehr Lehrstellenangebote als junge Leute mit Ausbildungswunsch. Die Kampagne wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt.

Internet und BIZ sind Hauptinformationsquellen für Schüler

Noch vor dem Start der Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV – Dein Land, deine Chance“ im Oktober 2009 hat das Rostocker Marktforschungsinstitut Statistik-Consult (statistik-consult.de) erstmals eine repräsentative Umfrage an den Schulen des Landes durchgeführt. Die so genannte Null-Erhebung sollte ein authentisches Meinungsbild unter Schülern, Eltern und Lehrern zu Berufs- und Karrierechancen im Nordosten sichern. Dazu wurden Anfang Oktober letzten Jahres 694 Schüler sowie 215 Eltern und 108 Lehrer umfassend befragt. Die Schüler mit einem Durchschnittsalter von 17,4 Jahren und zu 80 Prozent gebürtig in Mecklenburg-Vorpommern besuchen zu 18 Prozent die Regionalschule und zu 82 Prozent das Gymnasium. Die Väter der Schüler sind größtenteils vollzeiterwerbstätig und deren Mütter gehen zumeist einer Teil- oder Vollzeitbeschäftigung nach (s. Abstract – www.durchstarten-in-mv.de/presse).

Die befragten Schüler (65,4 Prozent) haben nach eigenen Angaben schon recht konkrete Vorstellungen hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft. Die meisten Schüler geben das Sozialwesen (55,6 Prozent) und den Öffentlichen Dienst (52 Prozent) als attraktive Berufsfelder an.

Die wichtigsten Informationsquellen zum Thema Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten sind beim Nachwuchs das Internet (96,4 Prozent) sowie das BerufsInformationsZentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit (77,7 Prozent). Die individuelle Wahrnehmung des Arbeitsmarktes mit hoher Arbeitslosigkeit (89,2 Prozent), niedrigen Gehältern (87,7 Prozent) und mangelnden Zukunftsaussichten (82,9 Prozent ) erweisen sich als schwerwiegende Faktoren für Abwanderungsgedanken. Dabei wissen Schüler offensichtlich wenig über innovative Wachstumsbranchen und beziehen sich vor allem auf traditionelle Bereiche wie den Tourismus und die Land- und Forstwirtschaft. Eltern und Lehrer sind dagegen auch über moderne Zukunftsbranchen wie die Medizintechnik, Biotechnologien oder den Umweltsektor gut informiert.

Fachkräftekampagne stößt auf positive Resonanz

„Die meisten Schüler haben sich noch nicht für oder gegen einen Wegzug aus Mecklenburg-Vorpommern entschieden. Das ist eine positive Erkenntnis aus der Umfrage und gleichzeitig eine generationsübergreifende Aufgabe. Da wollen wir aktiv werden“, hob Jürgen Seidel hervor.

„Die modernen Zukunftsbranchen mit vielfältigen Berufschancen im Land sind zu wenig bekannt. Im Rahmen der Fachkräftekampagne werden wir verstärkt Ausbildungswege in der Energie-, und Gesundheitswirtschaft sowie in der IT- und Kommunikationstechnologie und Lebensmittelindustrie aufzeigen.“

„Erfreulich ist, dass die meisten Schüler auf Informationsangebote der Industrie- und Handelskammern zurückgreifen. Besonders beliebt sind Job- und Lehrstellenbörsen, Tage der offenen Tür, Fachmessen und Informationsveranstaltungen mit Praxisbezug“, so Rolf Paarmann. „Zusammen mit den Unternehmen werden wir künftig noch intensiver auf die Schulen zugehen und auf die unterschiedlichen und neuen Ausbildungsmöglichkeiten im Land aufmerksam machen.“

Herzstück der Kampagne „Durchstarten in MV – Dein Land, deine Chance“ mit authentischen Erfolgsgeschichten ist die Internetseite „durchstarten-in-mv.de“, auf der die Schüler im Azubi-Atlas nach Ausbildungsplätzen in ihrer Region suchen können. Der Azubi-Atlas enthält inzwischen 240 verschiedene Ausbildungsberufe und mehr als 700 Firmenkontakte. Insgesamt 36.000 Internetnutzer besuchten seit Mitte Oktober die Homepage; davon 16.000 aus Mecklenburg-Vorpommern, aber auch 5.000 aus Hamburg, 2.800 aus Berlin, 2.100 aus Hessen und 1.600 aus Nordrhein-Westfalen. Seit Beginn der Initiative haben darüber hinaus 23 Schulen mit 48 Klassen und rund 1.000 Schülern an der Schulaktion, einer speziellen Informationsaktion der Fachkräftekampagne vor Ort, teilgenommen. „Insbesondere die Schulaktion vermittelt ein direktes Feedback, mit welcher positiven Resonanz die Informationsoffensive an den Schulen aufgenommen wird“, so Seidel abschließend.